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Retrospektive Daten

Metformin reduziert das Sterberisiko bei Covid-19

Das Antidiabetikum Metformin scheint das Sterberisiko von Covid-19-Patienten deutlich zu reduzieren, wenn es vor der Krankheitsdiagnose eingenommen wurde. Dies legen die Ergebnisse einer Studie aus den USA nahe.
Theo Dingermann
15.01.2021  16:30 Uhr

Wissenschaftler der University of Alabama in Birmingham, USA, haben in einer retrospektiven Analyse die elektronischen Gesundheitsdaten von 25.326 Probanden ausgewertet, die zwischen dem 25. Februar 2020 und dem 22. Juni 2020 in der Klinik auf Covid-19 getestet wurden. Ihr Ziel war es, die Sterblichkeit bei Covid-19-positiven Patienten mit bestimmten Patientencharakteristika und Komorbiditäten durch einfache und multiple lineare logistische Regression zu korrelieren. Die Ergebnisse dieser Arbeit wurden nun in »Frontiers in Endocrinology« publiziert.

Unter anderem fanden die Autoren um Andrew B. Crouse, dass Afroamerikaner sowie Patienten mit Adipositas, Hypertonie und Diabetes ein deutlich erhöhtes Risiko hatten, schwer an Covid-19 zu erkranken. Diabetes war zudem mit einer dramatischen Erhöhung der Sterblichkeit assoziiert: Immerhin litten 67 Prozent der im Zusammenhang mit der Krankheit verstorbenen Patienten an Diabetes. Die Stoffwechselkrankheit war ein unabhängiger Risikofaktor in der ansonsten heterogenen Population. Dies galt auch nach Korrektur von Alter, Ethnie, Geschlecht, Fettleibigkeit und Bluthochdruck.

Schutzeffekt durch Metformin

Interessanterweise fanden die Autoren, dass eine Therapie mit Metformin vor der Diagnose der Covid-19-Erkrankung mit einer signifikanten Reduktion der Mortalität assoziiert war: So war die Covid-19-bedingte Sterblichkeit bei diesen Patienten um 23 Prozent geringer als bei Patienten, die nicht mit Metformin behandelt wurden. Dabei scheint man ausschließen zu können, dass dies nur darauf zurückzuführen ist, dass der Diabetes bei diesen Patienten gut eingestellt war. Denn bei Patienten, die mit Insulin behandelt wurden, trat der Effekt nicht auf.

Somit könnte die Einnahme von Metformin in dieser Hochrisikopopulation möglicherweise als eine schützende Maßnahme betrachtet werden. Dieser Effekt hatte sich bereits in früheren Beobachtungsstudien gezeigt. Für Typ-2-Diabetiker, die Metformin einnehmen, ist das eine gute Nachricht. Einen breiten Einsatz des Antidiabetikums bei bisher noch nicht damit behandelten Patienten rechtfertigen die Daten jedoch noch nicht.

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