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Fallbeispiel

Medikationsanalyse ohne Arztrücksprache

Nicht jede Medikationsanalyse erfordert eine Rücksprache mit dem Arzt. So können Apotheker etwa bestimmte Einnahmefehler oder mangelnde Adhärenz auch autonom adressieren. Wie das aussehen kann, zeigt Fall 5 der Webinar-Reihe »100 Medikationsanalysen später«.
Carolin Lang
20.03.2023  17:30 Uhr
Medikationsanalyse ohne Arztrücksprache

Der Apothekeninhaber und Initiator der Pharma4u-Fortbildungsreihe, Stefan Göbel, stellte einen Fall aus seiner Apotheke vor: Ein 42-Jahre alter Patient, Raucher, mit einem Körpergewicht von 120 kg und einer Körpergröße von 1,81 m (BMI ~ 37) nahm zur Therapie seines Bluthochdrucks folgende vom Hausarzt verordnete Medikamente ein:

  • Amlodipin 5 mg/Valsartan 160 mg/Hydrochlorothiazid 12,5 mg FTA, 1-0-0-0
  • Moxonidin 0,3 mg FTA, 0-0-1-0
  • Bisoprolol 5mg FTA, 1-0-0-0
  • Valsartan 160 mg FTA, 0-0-1-0
  • Dihydralazin 25 mg TAB, 1-0-0-0

Probleme mit der Medikation äußerte der Patient nicht, wohl aber das Anliegen, gerne weniger Tabletten einnehmen zu wollen. Er gab außerdem an, einmal im Monat seinen Blutdruck zu messen. Die Werte lägen dann meist bei 130/80 mmHg. Auch die zuständige Apothekerin hatte in Göbels Apotheke noch einmal den Blutdruck des Patienten gemessen. Das Ergebnis: 152/91 mmHg. »In der Situation war der Blutdruck eindeutig erhöht, obwohl der Patient fünf Dauermedikamente einnimmt«, kommentierte Göbel. Ob die Diskrepanz zur Eigenmessung der Aufregung geschuldet war, lässt sich nicht sagen. Sie ist in jedem Fall ein Anlass, dem Patienten eine häufigere Messung anzuraten.

Keine Medikationsfehler

Die AMTS-Prüfung ergab zunächst keine interventionsbedürftigen arzneimittelbezogenen Probleme (ABP). Mit Valsartan, Amlodipin, Hydrochlorothiazid und Bisoprolol seien einige Mittel der ersten Wahl zur Blutdruckkontrolle im Einsatz, ging Göbel die Medikation durch. Offenbar wurde mit Moxonidin und Dihydralazin zudem auf einige Mittel der Reserve zurückgegriffen, um den Patienten »überhaupt in ein therapeutisch vernünftiges Maß zu bekommen«, ordnete er weiter ein.

Die Verordnung von zwei verschiedenen Valsartan-Präparaten möge zunächst als versehentliche Doppelmedikation erscheinen, doch sei sie hier beabsichtigt und sinnvoll, erklärte der Apotheker: »Wir haben Valsartan morgens in einem Kombi-Präparat. Zum Abend hin ist es nicht sinnvoll, ein Kombi-Präparat mit einem Diuretikum einzunehmen. Dementsprechend wird Valsartan hier nochmal als Monopräparat verordnet.« Mit zweimal 160 mg täglich sei der Wirkstoff damit ausdosiert.

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