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Folgenreiche Impfdefizite

Masernausbruch mit 700 Todesfällen in Simbabwe

Befürchtungen, dass eine unzureichende Versorgung mit Impfstoffen während der Pandemie nicht folgenlos bleiben werde, haben sich jetzt durch einen Masernausbruch in Simbabwe bestätigt. Das nationale Gesundheitsministerium meldete bereits mehr als 6500 Erkrankungen und 704 Todesfälle (Stand: 6. September 2022).
Theo Dingermann
26.09.2022  17:00 Uhr

Simbabwe erlebt gerade einen großen Masernausbruch. Mehr als 700 Kinder sind bereits an der Viruserkrankung gestorben, die eigentlich durch eine Impfung sicher verhindert werden kann. Hier wird deutlich, welche Folgen ins Stocken geratene Impfkampagnen haben können.

Der Ausbruch ist das Ergebnis eines Zusammentreffens von verschiedenen Faktoren, die die Gesundheit von Kindern in vielen Ländern gefährden. Die routinemäßige Durchimpfung ging in Simbabwe während der Covid-19-Pandemie deutlich zurück. Ängstliche Eltern hielten sich von Gesundheitszentren fern, Beschäftigte im Gesundheitswesen wurden wegen der Covid-19-Pandemie von routinemäßigen Impfprogrammen abgezogen, und wegen der pandemiebedingten Schulschließungen und langwierigen Lockdowns fehlte es an den sonst üblichen Aufklärungskampagnen. So beschreibt es ein Artikel in der  Zeitung »TheNew York Times«, der sich ausführlich dem Thema widmet.

Laut Mitteilung des Gesundheitsministerium von Simbabwe begann der Ausbruch Anfang August in der östlichen Provinz Manicaland und breitete sich schnell im ganzen Land aus. Danach verzeichnete die Region Manicaland etwa 48 Prozent der Fälle, gefolgt von der Region Mashonaland West und der Region Mashonaland East.

Die Gesundheitsbehörden bemühen sich, die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Die Regierung hat eine Massenimpfkampagne für Kinder im Alter von sechs Monaten bis 15 Jahren angekündigt.

Ein Problem: Ablehnung der modernen Medizin

Für die Probleme lässt sich nicht nur die Pandemie verantwortlich machen. Traditionell opponieren christliche Glaubensgemeinschaften in dem Land gegen die Masernimpfung. Sie scheinen die Gelegenheit genutzt und ihre Polemik gegen einen Impfschutz während der Pandemie verstärkt zu haben. Sie fordern ihre Mitglieder auf, sich stattdessen auf das Gebet und die Fürbitte von Pastoren zu verlassen. Die Apostolische Kirche von Johane Marange, die Hunderttausende von Mitgliedern hat, steht im Zentrum des Masernausbruchs.

Versammlungen der Anhänger, die nach der Lockerung der Pandemie-Beschränkungen wieder vermehrt abgehalten wurden, hätten »zur Ausbreitung von Masern in zuvor nicht betroffenen Gebieten geführt«, wird das Gesundheitsministerium in einer Erklärung zitiert. Vor 25 Jahren hatte Simbabwe eine der höchsten Impfraten in Subsahara-Afrika.

Vor dem aktuellen Ausbruch hatte Simbabwe seit mehr als zehn Jahren keinen einzigen Masernfall registriert, berichtet die Deutsche Welle auf ihrer Homepage. Die Gesundheitsbehörden hoffen, dass der aktuelle Ausbruch noch eingedämmt werden kann.

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