Masernausbruch mit 700 Todesfällen in Simbabwe |
Theo Dingermann |
26.09.2022 17:00 Uhr |
Seit Ausbruch der Coronapandemie erhielten deutlich weniger Kinder weltweit die Standardimpfungen – etwa gegen Masern, Diphtherie oder Pertussis – als in den Jahren zuvor. / Foto: Adobe Stock/Yaw Niel
Simbabwe erlebt gerade einen großen Masernausbruch. Mehr als 700 Kinder sind bereits an der Viruserkrankung gestorben, die eigentlich durch eine Impfung sicher verhindert werden kann. Hier wird deutlich, welche Folgen ins Stocken geratene Impfkampagnen haben können.
Der Ausbruch ist das Ergebnis eines Zusammentreffens von verschiedenen Faktoren, die die Gesundheit von Kindern in vielen Ländern gefährden. Die routinemäßige Durchimpfung ging in Simbabwe während der Covid-19-Pandemie deutlich zurück. Ängstliche Eltern hielten sich von Gesundheitszentren fern, Beschäftigte im Gesundheitswesen wurden wegen der Covid-19-Pandemie von routinemäßigen Impfprogrammen abgezogen, und wegen der pandemiebedingten Schulschließungen und langwierigen Lockdowns fehlte es an den sonst üblichen Aufklärungskampagnen. So beschreibt es ein Artikel in der Zeitung »TheNew York Times«, der sich ausführlich dem Thema widmet.
Laut Mitteilung des Gesundheitsministerium von Simbabwe begann der Ausbruch Anfang August in der östlichen Provinz Manicaland und breitete sich schnell im ganzen Land aus. Danach verzeichnete die Region Manicaland etwa 48 Prozent der Fälle, gefolgt von der Region Mashonaland West und der Region Mashonaland East.
Die Gesundheitsbehörden bemühen sich, die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Die Regierung hat eine Massenimpfkampagne für Kinder im Alter von sechs Monaten bis 15 Jahren angekündigt.
Für die Probleme lässt sich nicht nur die Pandemie verantwortlich machen. Traditionell opponieren christliche Glaubensgemeinschaften in dem Land gegen die Masernimpfung. Sie scheinen die Gelegenheit genutzt und ihre Polemik gegen einen Impfschutz während der Pandemie verstärkt zu haben. Sie fordern ihre Mitglieder auf, sich stattdessen auf das Gebet und die Fürbitte von Pastoren zu verlassen. Die Apostolische Kirche von Johane Marange, die Hunderttausende von Mitgliedern hat, steht im Zentrum des Masernausbruchs.
Versammlungen der Anhänger, die nach der Lockerung der Pandemie-Beschränkungen wieder vermehrt abgehalten wurden, hätten »zur Ausbreitung von Masern in zuvor nicht betroffenen Gebieten geführt«, wird das Gesundheitsministerium in einer Erklärung zitiert. Vor 25 Jahren hatte Simbabwe eine der höchsten Impfraten in Subsahara-Afrika.
Vor dem aktuellen Ausbruch hatte Simbabwe seit mehr als zehn Jahren keinen einzigen Masernfall registriert, berichtet die Deutsche Welle auf ihrer Homepage. Die Gesundheitsbehörden hoffen, dass der aktuelle Ausbruch noch eingedämmt werden kann.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.