Leitlinie bekommt ein Upgrade |
Rosacea als chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die meist das Gesicht und hier vor allem Wangen und Nase, mitunter auch Stirn und Kinn betrifft, ist leitliniengemäß in erster Linie bei Erwachsenen des mittleren Lebensalters mit hellem Hauttyp zu beobachten. Zur Epidemiologie existieren kaum belastbare Daten.
Eine deutsche Studie aus dem Jahr 2016 habe eine Prävalenz von circa 12 Prozent ergeben. Eine okuläre Rosacea werde in etwa 50 Prozent der betroffenen Patienten beobachtet, wobei studiengemäß in 20 Prozent der Fälle die Augenbeteiligung vor, in 27 Prozent zeitgleich mit und in 53 Prozent nach der Hautbeteiligung auftrete.
Pathophysiologisch spielen bei der Rosacea sowohl genetische Faktoren als auch Umwelteinflüsse eine Rolle. Auch werden unter anderem Barrierefunktionsstörungen der Epidermis unter Beteiligung von Proteasen, antimikrobiellen Peptiden (AMP) und pH-Wert-Änderungen sowie Demodex-Milben oder das Small Intestinal Bacterial Overgrowth (SIBO)-Syndrom als wichtige Trigger diskutiert. Last but not least wird als Ursache die Modulation von Il-1 oder TNF kontrollierten, intrazellulären Inflammasomen diskutiert, die die Entzündungsprozesse forciert.
So wie die genauen Pathomechanismen sind auch die genauen Wirkmechanismen der eingesetzten Substanzen weitgehend unbekannt. Das als Antibiotikum bekannte Metronidazol soll Stoffwechselwege hemmen, die die für Rosacea typischen Schäden des dermalen Elastins und Collagens zur Folge haben. Es wirkt wahrscheinlich nicht nur antiinflammatorisch, immunsupprimierend und antioxidativ, sondern auch antiparasitär.
Die auch bei Akne eingesetzte Azelainsäure soll einen positiven Einfluss auf die Rosacea-Pathogenese unter anderem über falsch konstruierte Cathelicidin-Signalwege nehmen. Cathelicidine sind antimikrobielle Peptide, die vom Körper selbst gebildet werden. Das ebenfalls in der Akne-Therapie eingesetzte Isotretinoin scheint gleichermaßen Cathelicidine zu supprimieren.
Das antiparasitäre Ivermectin scheint unter anderem die bei Rosacea-Patienten oftmals erhöhte Dichte von Demodex-Milben und so auch kutane Inflammationen zu reduzieren. Dem Betablocker Carvedilol werden wie Brimonidin und Oxymetazolin vasokonstriktorische Wirkungen zugeschrieben. Mit Blick auf niedrigdosiertes Doxycyclin scheint weniger die antibiotische, als vielmehr die antiinflammatorische Wirkung eine Rolle zu spielen.