Lebenswichtiges Mundwasser |
Viele Patienten nehmen die Mundtrockenheit als unabänderlich oder als Alterserscheinung hin. Ärztlicherseits zählt die Nebenwirkung Xerostomie oft nur zu den Befindlichkeitsstörungen.
Allerdings hat die resultierende Dysphagie erhebliche Folgen, denn sie erschwert Sprechen, Schlucken und die Aufnahme fester Stoffe. Die schlechtere Löslichkeit von Geschmacksstoffen verringert den Appetit und die Nährstoffbilanz
Auch die Therapieadhärenz leidet erheblich. Werden Tabletten nicht mit genügend Flüssigkeit eingenommen, können sie an der Schleimhaut der Speiseröhre anhaften und Erosionen auslösen. Zudem tritt die Wirkung verzögert ein.
Ist das Trockenheitsgefühl vorwiegend abends quälend, trinken die Betroffenen mehr. Häufige nächtliche Toilettengänge mit erhöhtem Sturzrisiko und Tagesmüdigkeit sind die Folgen. Möglicherweise können Arzneimittel mit anticholinerger Nebenwirkung bevorzugt morgens eingenommen werden; dann ist diese Nebenwirkung am Abend nicht mehr so spürbar. Das Apothekenpersonal kann empfehlen, zuckerfreie Bonbons anstatt eines Getränks zur Linderung der Trockenheit zu bevorzugen.
Stammkunden lassen sich durch ihre Medikation identifizieren; zudem kaufen viele Betroffene immer wieder Bonbons. Das Apothekenpersonal kann eine Medikationsanalyse anbieten. Antihistaminika der ersten Generation, auch in OTC-Schlafmitteln, sind zu vermeiden.
Gerade im Sommer, bei großer Hitze oder verringertem Durstgefühl macht die Mundtrockenheit besonders zu schaffen. Einfache Tipps, die in der Apotheke kommuniziert werden können, helfen, den Speichelfluss anzuregen und einer Mundtrockenheit vorzubeugen:
Sauer, aber hilfreich bei trockenem Mund / Foto: Adobe Stock/britta60
Das Apothekenpersonal sollte zu guter Mundpflege beraten. Zum Zähneputzen und zur Remineralisation eignen sich fluoridierte und Hydroxylapatit-haltige Zahnpasten. Mit Mineralien angereicherte Zahnreparaturpasta kann auf eine Zahnschiene aufgetragen über Nacht einwirken.
In hartnäckigen Fällen hilft Speichelersatz, um das Sprechen und Schlucken zu erleichtern (Tabelle 2). Wichtige Inhaltsstoffe sind Natrium-Carboxymethylcellulose (Na-CMC), Carboxyethylcellulose (CEC), Hydroxyethylcellulose (HEC), tierisches Mucin, Leinsamenöl, Sorbitol oder Polyethylenoxid (PEO). Zugesetzte Enzyme und Substanzen sorgen für ausreichende Viskosität und einen geeigneten pH-Wert. Zur Vorbeugung von Karies sind pH-neutrale Speichelersatzmittel sinnvoll, die Fluoride, Calcium und Phosphat enthalten.
Handelsname | Anwendung | Inhaltsstoffe |
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Arzneimittel | ||
Saliva natura® Spray | 3- bis 5-mal täglich | Santakraut-Schleim, Xylitol, Sorbitol, Ascorbinsaure |
Salagen® Tbl. (Rp) | 2- bis 3-mal 5 mg täglich | Pilocarpin |
Medizinprodukte | ||
Aldiamed® Gel, Lösung, Spray | bei Bedarf | Aloe vera, Panthenol, Lactoferrin |
GC Dry Mouth Gel pH-neutral | bei Bedarf | Diglycerin, Cellulose, Carrageen |
Saseem® Mundspray, Pumplösung | bei Bedarf | Xylitol, Dexpanthenol, Carrageenan, Sorbinsaure, Kaliummonohydrogenphosphat, Natriummonofluorphosphat |
Synthetischer Speichel ist nur zur Behandlung krankheitsbedingter Mundtrockenheit bei onkologischen oder Autoimmunerkrankungen zugelassen und somit erstattungsfähig (Anlage I: Zugelassene Ausnahmen zum gesetzlichen Verordnungsausschluss nach § 34 Abs. 1 Satz 2 SGB V).
Trotz aller Finesse in der Zusammensetzung gibt es keinen wirklich geeigneten Speichelersatz, sodass Patienten verschiedene Maßnahmen ausprobieren müssen. In sehr schweren Fällen regt das Parasympathomimetikum Pilocarpin die Sekretion exokriner Drüsen wie der Speicheldrüse an (Tabelle 2).