Lästige Schuppen mit vielen Ursachen |
Zu häufiges und/oder zu heißes Waschen und Föhnen der Haare, ungeeignete Pflegeprodukte, zu geringe Talgproduktion und hormonelle Einflüsse (Wechseljahre): Alles setzt der Kopfhaut zu und sie wird trocken. / Foto: Fotolia/Africa Studio
Als Kopfschwarte (Skalp) wird die funktionelle Einheit von Haut, Unterhaut und Sehnenhaube über dem Schädeldach bezeichnet. Die Kopfhaut ist der äußerste Teil der Kopfschwarte und dicht mit Terminalhaaren (pigmentierte Haare) bedeckt, die kräftiger und länger als die übrige Körperbehaarung sind. Das Haar entsteht an der Haarpapille, umgeben von Haarwurzel und Haarfollikel, die zugleich eine ideale Eintrittspforte für Erreger wie Pilze, Viren oder Bakterien bilden. In den Haarfollikel münden zahlreiche Melanozyten, die ihre Pigmente an das entstehende Haar abgeben, sowie Talg- und Duftdrüsen.
Die Kopfbehaarung schützt vor zu starker Sonneneinstrahlung. Werden die Haare im Alter dünner und fallen verstärkt aus, nimmt ihre Schutzwirkung ab. Bei zunehmender Glatzenbildung, auch im jüngeren Alter, sollte das Apothekenteam den Kunden auf einen guten Sonnenschutz durch Bedeckung oder ein Sonnenschutzmittel hinweisen. Dies hilft, die Haut vor UV-getriggerten Schäden wie aktinischer Keratose, Spinaliom oder Melanom zu bewahren (Fallbeispiel).
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Ein Paar fragt in der Apotheke nach einem guten Sonnenschutzmittel für Gesicht und Körper. Der Mann benötigt außerdem eine Heilsalbe für eine leicht gerötete, schuppige Stelle auf der kahlen Kopfhaut.
Der Apotheker stellt fest, dass sich das Haar der Kundin leicht lichtet und der Mittelscheitel sichtbar gerötet ist. Daher empfiehlt er beiden auch ein Sonnenschutzmittel für die Kopfhaut, idealerweise ein nicht fettendes Spray. Denn wenn mit zunehmenden Alter das Haar lichter und dünner wird, kann es auf der Kopfhaut zu bösartigen Erkrankungen wie aktinischer Keratose oder Spinaliom kommen. Besonders gefährdet sind Menschen mit Glatze. Der Apotheker empfiehlt dem Kunden, zeitnah einen Arzt aufzusuchen, um die schlecht heilende, schuppige Stelle auf der Kopfhaut abklären zu lassen.
Die aktinische Keratose als Frühform des Plattenepithelkarzinoms (Spinaliom, Stachelzellkarzinom) wird durch UV-Strahlen verursacht und ist im Frühstadium schwer zu erkennen. Auf der Haut zeigt sich eine scharf begrenzte, leicht raue Rötung unterschiedlicher Größe. Die Hornschicht verdickt sich und es bilden sich gelblich-braune Schuppen. Die betreffende Stelle juckt oder schmerzt nicht, blutet aber schnell. Mit der Zeit kann sich ein Spinaliom entwickeln.
Die Kopfhaut erneuert sich alle 28 Tage. Die ständige Neubildung der Basalzellen in der untersten Schicht der Oberhaut schiebt die darüberliegenden Zellen nach oben. Diese trocknen aus und bilden die oberste Hornschicht. Jeden Tag stößt die Haut tote Hornzellen ab. Die kleinen Hautschuppen sind kaum sichtbar. Erst wenn sie sich aufgrund veränderter Hautbedingungen zusammenballen, werden sie erkennbar und damit für viele Betroffene zu einem kosmetischen Problem.
Farbe, Form, Größe und Beschaffenheit der Schuppen lassen auf eine möglicherweise zugrunde liegende Erkrankung schließen. Daher sollte das Apothekenteam genauer nachfragen, wenn ein Kunde ein Schuppenshampoo verlangt.
Zu häufiges und/oder zu heißes Waschen und Föhnen der Haare, ungeeignete Pflegeprodukte, zu geringe Talgproduktion und hormonelle Einflüsse (Wechseljahre): Alles setzt der Kopfhaut zu und sie wird trocken. Die Schuppen sind sehr klein, weiß und rieseln schneeartig; die Kopfhaut ist gereizt, juckt und neigt zu Entzündungen. Die Apotheke kann rückfettende Pflegeprodukte empfehlen mit feuchtigkeitsspendendem Harnstoff oder Glycerin, Dexpanthenol zur Beruhigung oder Polidocanol zur Linderung von Juckreiz.
Die Geschlechtshormone beeinflussen die Talgdrüsen. Androgene und häufiges Haarewaschen regen die Talgproduktion an (Seborrhö). Auf der fettigen Kopfhaut bilden sich glänzende, gelbliche Schuppen, die fest am Haar haften. Empfehlung: Nur jeden zweiten oder dritten Tag die Haare mit einem Antischuppenshampoo waschen. Geeignete Inhaltsstoffe sind Brennesselextrakt, Selendisulfid und Zink-Pyrithion.
Selendisulfid beeinflusst die Mikroflora der Kopfhaut, verringert die Besiedlung mit dem Hefepilz Malassezia furfur (früher Pityrosporum ovale genannt) und beugt damit Kopfschuppen vor. In seltenen Fällen verfärben sich die Haare. Bei zu langer Anwendung verfärbt sich vor allem graues oder weißes Haar unregelmäßig und fleckig. Die Augen sind bei der Anwendung zu schützen und es kann zu Hautirritationen kommen. Das Zinksalz des Pyrithion hat antimykotische und antibakterielle Eigenschaften. Teerhaltige Produkte sind aufgrund ihres kanzerogenen Risikos nicht mehr zu empfehlen.
Ein ähnliches Schuppenbild zeigt sich bei der seborrhoischen Dermatitis (seborrhoisches Ekzem). Bei Erwachsenen äußert sich die Hautkrankheit durch weißlich-gelbliche, oft fettige Hautschuppen; die darunterliegende Haut ist entzündlich gerötet und juckt oft. Die Haut an der Haargrenze, oberhalb der Augenbrauen, an den Mimikfalten zwischen Nase und Mund sowie im Bartbereich ist besonders betroffen.
Es werden vielfältige Ursachen diskutiert: Stress, genetische Veranlagung, klimatische Faktoren (Winter), geschwächtes Immunsystem, gestörte Talgdrüsenfunktion oder Besiedlung der Haut mit Malassezia furfur. Allerdings zählt die seborrhoische Dermatitis nicht zu den Pilzinfektionen (Mykosen), weil der Hefepilz in der Regel Bestandteil der normalen Hautflora und apathogen ist. Die Differenzialdiagnose durch den Hautarzt ist – wie bei allen hier aufgeführten Erkrankungen – wichtig.
Die Behandlung besteht in milden antiseptischen oder antimykotischen Shampoos, zum Beispiel mit Ciclopirox oder Ketoconazol, sowie topischen Steroiden (teils rezeptpflichtig). Steroid-haltige Kopftinkturen, zum Beispiel mit Hydrocortison, Prednicarbat oder Betamethason, wirken immunsuppressiv, antiphlogistisch und antipruriginös. Sie sollten nur kurzzeitig angewandt werden und keinen Kontakt zu Gesicht und Augen haben. Oft lässt sich die seborrhoische Dermatitis nicht völlig ausheilen, sondern tritt in Episoden erneut auf.
Bei Neugeborenen und Babys betrifft das seborrhoische Ekzem ebenfalls in erster Linie die Kopfhaut mit fettigen anhaftenden Schuppen (Kopfgneis). Die Erkrankung heilt in der Regel nach wenigen Lebensmonaten spontan aus. Ursache sind Reste mütterlicher Hormone, die die Talgproduktion der Kopfhaut anregen. Im Unterschied zum Gneis ist der Milchschorf eine schuppige Hautentzündung, die nach dem dritten Lebensmonat auftritt und später in eine Neurodermitis übergehen kann.
Werden Leave-in-Produkte (Haarpflegeprodukte, die nicht ausgewaschen werden), Shampoos und Chemikalien (Färben, Dauerwelle, Duftstoffe, Konservierungsmittel) zu häufig auf die Kopfhaut aufgebracht oder werden die Haare zu häufig und zu heiß gewaschen oder geföhnt, dann verringert sich die natürliche Schutzfunktion der Hautbarriere. Die Kopfhaut neigt zu Irritationen und Allergien. Diese zeigen sich in juckenden, schuppigen roten Flecken, oft verbunden mit Bläschen und Schwellungen. Eine allergische Reaktion und deren Auslöser kann der Arzt häufig mittels Test feststellen. Diese Trigger sind in Zukunft zu meiden.
Milde Shampoos mit Urea, Panthenol oder Glycerin unterstützen den Heilungsprozess der gereizten Haut. Den Juckreiz lindern topisches Polidocanol oder systemische H1-Antihistaminika. In schweren Fällen ist eine topische Therapie mit Glucocorticoiden angezeigt.
Erkrankungen | Symptome |
---|---|
trockene Schuppen | sehr kleine, weiße, schneeartige SchuppenJuckreiz, Entzündungen |
fettige Schuppen | fettig-glänzende, gelbliche Schuppen, fest am Haar anhaftend |
seborrhoische Dermatitis | weißlich-gelbliche, oft fettige Hautschuppenentzündliche Rötungen, Juckreiz |
allergisches Kontaktekzem | juckende, schuppige, rote Flecken auf der Kopfhaut und im Haaransatz, Bläschen, Schwellungen |
Pityriasis versicolor, Kleienpilzflechte | glänzende Schuppengelblich-bräunliche, leicht juckende Flecken auf der Kopfhaut und dem Oberkörper |
Tinea capitis | kreisrunde, scharf begrenzte Bereiche mit dichten grauen Schuppenhaarlose schuppige Bereichestark nässende, entzündete Ekzeme |
Impetigo contagiosa | Blasen, honiggelbe Krusten um Mund und Nase sowie auf der Kopfhaut |
Psoriasis capitis | Juckreiz, Hautrötungenscharf begrenzte, schuppige, erhabene, glänzende Plaques, sichtbar bis über die Haargrenze hinaus |
Neurodermitis | trockene und empfindliche HautBildung von Plaques mit weißlichen trockenen SchuppenSpannungsgefühl, starker Juckreiz |
kutaner Lupus erythematodes | scheibenförmige, rote Plaques mit weißlichen anhaftenden Schuppenhohe Lichtempfindlichkeiteingesunkene, kreisrunde weißliche Narben mit bräunlichem Rand, kahle Stellen auf Kopfhaut, in Augenbrauen und Bartregion |
aktinische Keratose (Vorstufe des Plattenepithelkarzinoms) | hautfarbene rötliche Stellen mit leichter weißlicher Schuppungzunehmend raue Haut, leichte Blutung |
Plattenepithelkarzinom (Spinaliom) | knotiges Wachstum mit typisch festhaftenden Verhornungen, die beim Ablösungsversuch bluten |
Der lipophile Hefepilz Malassezia furfur besiedelt natürlicherweise die Haarfollikel unserer Kopfhaut. Bei einer krankhaften Vermehrung spricht man von der Kleienpilzflechte (Pityriasis versicolor, da der Pilz früher Pityrosporum ovale genannt wurde). Der Pilz wird zu einem Pathogen und bildet nicht ansteckende, bräunlich pigmentierte Pilzrasen, die flächig auf der Hornschicht der Haut aufliegen. Begünstigende Faktoren sind fettige Haut, vermehrte Schweißbildung (Hyperhidrosis) und die Benutzung sehr fettreicher Pflegeprodukte. Neben den glänzenden Schuppen finden sich gelblich-bräunliche, leicht juckende Flecken auf Kopfhaut und Oberkörper.
Der Pilzrasen schirmt die Haut ab, sodass die betroffenen Hautstellen nach Sonneneinwirkung nicht mehr dunkler, sondern heller als die gesunde Haut sind. Auf diesen Farbumschlag bezieht sich der Zusatz »versicolor« (lateinisch vertere: drehen; color: Farbe). Da Hautflecken auch andere Ursachen haben können, sollten die Patienten zur Differenzialdiagnose einen Hautarzt aufsuchen.
Der lipophile Hefepilz Malassezia furfur, der natürlicherweise die Haarfollikel besiedelt, kann als Pathogen bräunlich pigmentierte Pilzrasen, zum Beispiel auf Kopfhaut und Oberkörper, bilden. / Foto: Adobe Stock/buraratn_100
Ein normales Antischuppenshampoo ist wirkungslos. Das Apothekenteam kann Präparate mit Azol-Antimykotika (Ketoconazol, Climbazol, Bifonazol, Clotrimazol) und Pyridinon-Antimykotika (Ciclopirox, Pirocton) empfehlen (teils apothekenpflichtig, teils Kosmetika). Die Antimykotika stören die Funktion der Pilzzellmembran. In der Apotheke ist der Hinweis wichtig, dass Shampoo oder Lösung drei bis fünf Minuten einwirken sollten und dass vereinzelt Hautreizungen möglich sind. In hartnäckigen Fällen werden systemische Antimykotika verordnet.
Tinea capitis ist eine sehr ansteckende Mykose, die durch verschiedene Dermatophyten verursacht wird. Betroffen sind vor allem Kinder zwischen drei und sieben Jahren. Die Erreger werden durch Haustiere (Katze, Hund, Kaninchen), Gegenstände (Autositze, Plüschtiere) oder von Mensch zu Mensch übertragen.
Wegen der unterschiedlichen Erreger zeigen sich verschiedene Symptome. Es gibt milde Verläufe mit kreisrunden, scharf begrenzten Bereichen mit dichten grauen Schuppen ohne Entzündungen; dabei brechen die Haarschäfte knapp über der Hautoberfläche ab. Es können aber auch haarlose, schuppige Bereiche mit stark nässenden entzündeten Ekzemen auftreten. Ein Erregernachweis ist wichtig.
Die Therapie erfolgt topisch und systemisch. Gemäß der aktuellen S1-Leitlinie »Tinea-capitis« (AWMF-Registernummer 013-033, Stand 2019) ist Griseofulvin das einzige für die Behandlung der kindlichen Tinea capitis zugelassene systemische Antimykotikum, aber seit Sommer 2018 außer Handel. Die Apotheke kann es als Einzelimport gemäß § 73 Arzneimittelgesetz besorgen. Die Behandlung mit Terbinafin, Fluconazol oder Itraconazol ist off-Label und gemäß AMG ein Heilversuch.
Die Therapie dauert mehrere Wochen oder Monate und wird bei einem negativen Erregernachweis beendet. Die topische Therapie mit Shampoos und Lösungen (Selendisulfid, Ketoconazol oder Clotrimazol) verringert die Infektiosität und Verbreitung der Sporen, ist aber kein Fall für die Selbstmedikation.
Die Impetigo contagiosa ist eine bakterielle infektiöse Hauterkrankung, die vor allem Kinder in jedem Alter betreffen kann. Ursache ist die Infektion mit Staphylococcus aureus, β-hämolysierenden Streptokokken oder Mischinfektionen. Die Ansteckungsgefahr durch Tröpfchen- oder Schmierinfektion ist hoch, besonders bei Kindern mit gestörter Hautbarriere am Kopf durch andere Grunderkrankungen oder durch eine Superinfektion anderer Hauterkrankungen (Impetiginisierung).
Typische Symptome mit Blasen und honiggelben Krusten zeigen sich vor allem im Mund- und Nasenbereich sowie auf der Kopfhaut. Die Kinder gehören in ärztliche Behandlung. Der Arzt stellt die Diagnose anhand des typischen klinischen Bilds. Wichtig sind begleitende Hygienemaßnahmen wie gründliche Körperhygiene und Waschen von Kleidung und Bettwäsche bei mindestens 60 °C.
Die topische Behandlung mit Antiseptika wie Polyhexanid, Polyvidon, Octenidin und Chlorhexidin oder Antibiotika wie Fusidinsäure reicht meistens aus. Nur bei heftigeren Symptomen ist die Verordnung von systemischen Antibiotika (Cephalosporine der ersten Generation, bei Penicillin-Allergie Clindamycin oder Erythromycin) notwendig.
Psoriasis ist eine nicht ansteckende erbliche Erkrankung, die auch die Kopfhaut befallen kann. Typische Symptome der häufigsten Form, der Psoriasis vulgaris, sind Juckreiz und Hautrötungen mit Bildung von scharf begrenzten, schuppigen, erhabenen, glänzenden Plaques, die über die Haargrenze hinaus sichtbar sein können.
Ursache ist ein überaktives Immunsystem, das zu Entzündungen mit beschleunigter Produktion von unreifen Hautzellen führt. Häufige Trigger sind Stress, akute und chronische Infekte sowie Nebenwirkungen von Medikamenten wie Betablocker, ACE-Hemmer oder einige Antibiotika, die eine Psoriasis sowohl induzieren als auch verstärken können. Dies gilt besonders für ACE-Hemmer (DOI: 10.1007/s40264-019-00865-8).
Ziel der Behandlung ist die Linderung der Symptome und eine möglichst lange Phase der Beschwerdefreiheit. Das Apothekenpersonal kann die regelmäßige Anwendung reizfreier Basistherapeutika und milder seifenfreier Shampoos empfehlen. Laut der aktuellen S3-Leitlinie (AWMF-Registernummer 013–001; Stand 2017; in Überarbeitung) sind Topika mit 3 bis 10 Prozent Urea oder Salicylsäure zur Ablösung der Schuppen sinnvoll. Steroide (Betamethason, Mometason, Clobetasol) verringern die Entzündung. Die Vitamin-D3-Analoga Calcipotriol und Tacalcitol sowie das topische Retinoid Tazaroten zeigen eine gute antipsoriatische Wirkung. Steinkohlenteerlösungen oder Ichthyol-haltige Präparate riechen unangenehm und werden heute seltener verordnet.
Die Klimatherapie (Nordsee, Totes Meer) oder die Phototherapie mit UV-Lichtkämmen (punktgenaue UV-Licht-Bestrahlung, mit der die Kopfhaut und schwer zugängliche Körperstellen behandelt werden können) ergänzen die Behandlung. Bei mittelschweren und schweren Psoriasis-Formen kommen laut Leitlinie Acitretin, Ciclosporin, Fumarsäureester und Methotrexat zum Einsatz sowie bei nicht ausreichendem Therapieerfolg oder Unverträglichkeit auch Biologika wie Adalimumab, Secukinumab und Infliximab.
Neurodermitis (atopisches Ekzem, atopische Dermatitis) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung, die Menschen jeden Alters mit individueller Ausprägung betreffen kann. Neben einer genetischen Disposition spielen bei der Pathophysiologie zahlreiche Faktoren eine Rolle (Klima, psychische Verfassung, trockene Haut).
Beschwerdefreie Zeiten wechseln mit akuten Phasen und heftigen Symptomen. Spannungsgefühl, starker Juckreiz, trockene empfindliche Haut, Bildung von Plaques und weißlichen trockenen Schuppen sind typische Symptome einer Neurodermitis am Kopf. Komplikationen wie Alopecia areata (Kasten) oder die Superinfektion mit Bakterien, Viren oder Pilzen sind möglich.
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Alopecia areata bezeichnet kreisrunden Haarausfall mit einer oder mehreren münzgroßen haarlosen Stellen. Man nimmt an, dass es sich um eine Autoimmunerkrankung handelt. Auslöser sind entzündliche Erkrankungen der Kopfhaut wie atopisches Kopfhautekzem, Lupus erythematodes oder Psoriasis capitis, Stress oder Infektionen. Neben dem Kopf sind in selteneren Fällen der Bartbereich, Augenbrauen oder die Körperbehaarung betroffen. Der Haarausfall kann sich bis zur Glatzenbildung ausweiten. Unabhängig von Alter und Geschlecht kann man jederzeit erkranken.
Da die Haarfollikel nicht zerstört werden, kann es zur Spontanremission kommen. Nach sorgfältiger Differenzialdiagnose (Schilddrüse, Medikamentennebenwirkung, Eisenmangel) kann zunächst eine Spontanremission abgewartet werden, bevor der Arzt mit Glucocorticoiden und topischer Immuntherapie (Diphenylcyclopropenon) behandelt. Wenig Evidenz hat die Therapie mit Dithranol, Tacrolimus, Minoxidil oder Ciclosporin.
Die Pflege einer Neurodermitis, die sich auf der Kopfhaut manifestiert, ist eine Herausforderung, da andere Bedingungen als auf der Körperhaut herrschen. Das feucht-warme Mikroklima bietet einen perfekten Nährboden für Bakterien und Pilze und Haarfollikel bilden die ideale Eintrittspforte für Reizstoffe. Das Eincremen der Kopfhaut mit Wirkstoff-haltigen Topika gestaltet sich schwierig. Die meist fettigen Produkte lassen die Haare ungepflegt erscheinen.
Dem Hautzustand angepasste Basistherapeutika stärken die Hautbarriere (fette Grundlage auf trockener Haut, sonst Öl-in-Wasser-Emulsion). Die topische Therapie mit Glucocorticoiden (Beispiele: Hydrocortison, Prednisolon, Dexamethason, Prednicarbat) oder Calcineurin-Inhibitoren (Tacrolimus, Pimecrolimus, cave Photokanzerogenität) verringert die Entzündung. Diese Wirkstoffe sind laut S2k-Leitlinie (AWMF-Registernummer 013–027; Stand 2015; in Überarbeitung) indiziert ab Stufe 2, also bei leichten Ekzemen, wobei im Gesicht die Calcineurin-Inhibitoren zur Anwendung kommen. Antiseptika oder Antibiotika werden bei Superinfektionen eingesetzt, antipruriginöse Wirkstoffe (lokal Polidocanol, systemisch mit wenig Evidenz H1-Antihistaminika) lindern den Juckreiz. Die individuellen Trigger sind zu meiden.
Bei sehr schweren Schüben ist die systemische Anwendung von Glucocorticoiden oder Ciclosporin angezeigt; off-label finden Azathioprin, Mycophenolat oder Methotrexat Anwendung. Der monoklonale Antikörper Dupilumab (Dupixent®) bietet eine neue Therapieoption für Patienten ab zwölf Jahren mit mittelschwerer bis schwerer atopischer Dermatitis; eine Indikationserweiterung für Kinder ab sechs Jahren wird aktuell diskutiert. Die Head-Neck-Shoulder-Dermatitis wird bei einer Sensibilisierung gegen Malassezia-Spezies mit Antimykotika behandelt.
Das Apothekenpersonal kann den Patienten bei der Pflege der Kopfhaut beratend unterstützen. Beruhigend und feuchtigkeitsbindend wirken sehr milde Urea- oder Glycerin-haltige Shampoos ohne Silikon, Konservierungsstoffe oder Duftstoffe. Antischuppenshampoos reizen und sind fehl am Platz.
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Die Erkrankung Lupus erythematodes beschränkt sich auf die Haut (kutane Form, LE) oder betrifft auch innere Organe (systemischer Lupus, SLE). Die Ursachen sind multifaktoriell, zugrunde liegt eine genetische Veranlagung. UV-Licht kann Krankheitsschübe auslösen; weitere Trigger sind Stress, Infektionen, hormonelle Einflüsse und Rauchen.
Es gibt verschiedene Formen des kutanen Lupus. Bei der häufigsten, der diskoiden, Form sind bei 80 Prozent der Patienten nur Gesicht, Kopfhaut oder Ohrmuscheln betroffen, bei 20 Prozent zusätzlich Oberkörper, Arme und Beine. Die typischen Hautveränderungen mit hoher Lichtempfindlichkeit sind scheibenförmige (diskoide) rote Plaques mit weißlichen anhaftenden Schuppen, die eingesunkene, kreisrunde, kahle weißliche Narben mit einem bräunlichen Rand hinterlassen. Das Apothekenpersonal sollte die Patienten an guten Sonnenschutz erinnern.
Bei akuten Schüben verordnet der Arzt laut Leitlinie (AWMF-Register-Nr. Registernummer 013–060, Stand 2020) lokale Glucocorticoide oder topische Calcineurin-Inhibitoren wie Tacrolimus sowie in Einzelfällen auch Tretinoin-Gel oder -Creme. Systemische Arzneimittel der ersten Wahl bei kutanem LE sind Antimalariamittel wie Hydroxychloroquin und Mepacrin (= Quinacrin, über eine internationale Apotheke) sowie systemische Glucocorticoide. Zweitlinien-Therapeutika sind unter anderem Methotrexat, Retinoide, Thalidomid und Azathioprin.
Fazit: Kopfschuppen kommen bei vielen Erkrankungen vor, sodass das Apothekenteam den Kundenwunsch nach einem Antischuppenshampoo näher hinterfragen muss. Farbe, Form und Begleitsymptomatik weisen auf mögliche Hintergründe und damit auch die Grenzen der Selbstmedikation hin. Milde seifenfreie Shampoos mit Urea, Glycerin oder Dexpanthenol überbrücken die Zeit bis zur Diagnose beim Arzt und sind immer hilfreich.
Literatur bei der Verfasserin