Labsal für trockene Augen |
Bei Schweregrad 2 werden Substanzen mit immunmodulierenden Eigenschaften eingesetzt (Tabelle). Corticosteroid-haltige Produkte wirken entzündungshemmend. Das Apothekenpersonal sollte aufgrund der Nebenwirkungen (Glaukom, Katarakt) auf die kurzzeitige Anwendung hinweisen.
Bei schweren, sehr schmerzhaften Störungen der Augenbenetzung werden auch Corticosteroide und Immunsuppressiva lokal eingesetzt. / © Adobe Stock/Adam Gregor
Augentropfen mit Lifitegrast oder Ciclosporin A verringern die inflammatorischen Prozesse. Zugelassen sind sie zur Behandlung schwerer Keratitis bei Erwachsenen mit trockenen Augen, die trotz Tränenersatzmitteln keine Besserung erfahren. Für Patienten mit Sicca-Syndrom, die keine proinflammatorische Pathophysiologie zeigen, ist Ciclosporin nicht geeignet.
Autologe Serum-Augentropfen wirken bei Schweregrad 3 als Tränenersatz und antiinflammatorisch. Sie werden aus dem Serum des eigenen Bluts hergestellt und dürfen nur für den Spender selbst verwendet werden (Tabelle).
Bei Schweregrad 4 erfolgt die Tränenstimulation entweder lokal mit höher dosiertem Ciclosporin oder systemisch mit Pilocarpin oder Bromhexin.
Augentropfen müssen steril, möglichst physiologisch und isotonisch sein und idealerweise einen pH-Wert von 7,4 haben. Tränenersatzmittel benötigen ein Konservierungsmittel, damit sich Keime im Mehrdosenbehältnis nicht vermehren können. Häufig eingesetzt wird Benzalkoniumchlorid, das antibakteriell und antiviral wirkt, aber die Augen reizen und die Lipid- und Mucinschicht stören kann.
Daher sollte das Apothekenpersonal bevorzugt konservierungsmittelfreie Präparate empfehlen. Diese gibt es in Einmaldosis-Ophthiolen, die viel Müll produzieren. Konservierungsmittelfrei sind auch Mehrdosen-Behältnisse mit Comod- oder Abak-System, die eine Kontamination mittels spezieller Luftführung verhindern.
Mittlerweile gibt es moderne Konservierungsstoffe, die besser vertragen werden (Polyquad, Polyhexanid) oder die in Verbindung mit Tränenflüssigkeit oder Tageslicht zerfallen (Oxychloro-Komplex, Natriumchlorit).
Aktuell unterstützen zahlreiche Studien die Hypothese, dass Entzündungsfaktoren aus einem irritierten Darmmikrobiom die Blut-Retina- und die Blut-Kammerwasser-Schranke überwinden und das Auge sowie das Mikrobiom auf der Augenoberfläche erreichen können. Die Forschung zeigt, dass bakterielle Enzyme die Lipide des Meibomdrüsen-Sekrets und dadurch das Sicca-Syndrom beeinflussen.
Die Zusammensetzung des Augenmikrobioms bei Patienten mit trockenen Augen unterschied sich in Studien von dem gesunder Personen. So verbesserte die Gabe einer Synbiotika-Mischung die Tränensekretion bei Sicca-Patienten. Eine andere Studie zeigte, dass ein fäkaler Mikrobiomtransfer sogar die Sjögren-Symptomatik verringerte. Zur Erhaltung eines gesunden Darmmikrobioms – und damit auch für gesunde Augen – sollte die Ernährung viel Obst und Gemüse, pflanzliche Öle (Omega-3-Fettsäuren), Vollkornprodukte und wenig verarbeitete Lebensmittel enthalten.