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ECDC-Befragung

Labore in Europa auf SARS-CoV-2 vorbereitet

Auf einen möglichen Ausbruch von SARS-CoV-2 sehen sich die Labore in Europa gut vorbereitet. In 24 von 30 Ländern können bereits molekulare Tests auf den Erreger durchgeführt werden. Das ergab eine Umfrage der Europäischen Seuchenbehörde ECDC.
Christina Hohmann-Jeddi
18.02.2020  11:30 Uhr

Bislang ist der Ausbruch des neuen Coronavirus auf China, vor allem auf die Provinz Hubei, begrenzt. In anderen Ländern sind bisher nur einzelne Infektionen und kleine Infektionsketten aufgetreten. Ob eine Verbreitung in Europa noch aufzuhalten ist, ist unklar. Das Robert-Koch-Institut teilte am 12. Februar mit, die globale Entwicklung lege nahe, »dass es zu einer weltweiten Ausbreitung des Virus im Sinne einer Pandemie kommen kann«. Im Epidemiologischen Bulletin (Nr. 7/20) heißt es: »Hiervon werden Länder mit geringen Ressourcen im Gesundheitssystem besonders stark betroffen sein. Aber auch in Ländern wie Deutschland könnte dies zu einer hohen Belastung der medizinischen Versorgung führen.«

Wie gut dann die Diagnostik funktioniert, um Infizierte erkennen und isolieren zu können, ist ein wichtiger Faktor. Die ECDC hatte daher bereits am 22. Januar 47 Labore in 30 europäischen Ländern zur Kapazität, Qualität und technischen Einzelheiten der SARS-CoV-2-Diagnostik befragt. Die Institute waren alle Teil des Netzwerks spezialisierter Labore EVD-LabNet (Emerging Viral Diseases-Expert Laboratory Network). Die Ergebnisse publizierten Wissenschaftler um Chantal Reusken vom Nationalen Institut für öffentliche Gesundheit und Umwelt in Bilthoven, Niederlande, jetzt im Fachjournal »Eurosurveillance«.

Demnach sind Labore in 24 der 30 Länder des europäischen Wirtschaftsraums bereits in der Lage, auf das Virus zu testen. In den sechs verbleibenden Ländern plane man die Einführung der molekularen Tests bis zum 17. Februar. Bislang hatten sie Proben in anderen Ländern testen lassen.

Auf Ebene der Labore verfügten 38 der befragten 47 Institute über Möglichkeiten zum Virusnachweis. Zusammengenommen könnten sie 8275 Tests pro Woche durchführen. Von den verbleibenden neun hatten acht Labore zum Zeitpunkt der Befragung schon mit der Implementierung der Tests begonnen. Zusammen könnten sie die Kapazität um weitere 875 Virusnachweise pro Woche erhöhen. 19 Labore gaben an, ganze Genome des Erregers sequenzieren zu können, 15 weitere zumindest Teile des Genoms.

Die Befragung habe gezeigt, dass die Testverfahren zum Nachweis von SARS-CoV-2 in europäischen Laboratorien schnell etabliert werden konnten, bei der Validierung der Spezifität und Spezifität sei aber noch Luft nach oben, heißt es in der Publikation. Die Mehrheit der Institute hatte angegeben, dass keine geeignete Validierung der Spezifität stattgefunden habe.

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