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Pharmazeutische Dienstleistungen

KV hetzt Kassenärzte auf Apotheken

Der Konflikt zwischen den Standesvertretungen der Ärzte und Apotheker wegen der pharmazeutischen Dienstleistungen eskaliert. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Hessen fordert ihre Mitglieder in einem Rundschreiben nun auf, Patienten nach möglichen Beratungsfehlern der Apotheken zu fragen und diese zu dokumentieren. Außerdem wird die Rezept-Weiterleitung an Versandhändler angedeutet.
Benjamin Rohrer
05.07.2022  13:30 Uhr

Die Ärzteschaft ist weiterhin verärgert über den Start der pharmazeutischen Dienstleistungen. Insbesondere in Hessen scheinen die Mediziner die neuen Apotheken-Leistungen nicht akzeptieren zu wollen. Erst in der vergangenen Woche hatte der Hausärzteverband Hessen auf sich aufmerksam gemacht, in dem er eine Patienten-Information verbreitete, in der es unter anderem hieß, dass Apothekerinnen und Apotheker für die Arzneimittelberatung nicht qualifiziert genug seien.

KV-Bosse: Keine Partnerschaft mit Apotheken

Nun legt die KV Hessen nach. In einem Rundschreiben, das die KV offen auf ihrer Internetseite zur Schau stellt, beschweren sich der Vorstandsvorsitzende Frank Dastych und sein Stellvertreter Eckhard Starke in aggressiven Tönen über die Apothekerschaft. Die KV-Chefs begrüßen zunächst die Aktion ihrer hausärztlichen Kollegen und schreiben: »Eine qualitativ hochwertige pharmazeutische Beratung gibt es nur durch die Ärztin oder den Arzt. So gesehen sollte dieses Plakat eigentlich in jeder Praxis hängen und die Patientinnen und Patienten informieren.« Man habe sich schon vor längerer Zeit über den »damaligen, pathetischen Kotau vor den Apothekern« beschwert.

Gemeint ist hier offenbar die Zusammenarbeit einiger KVen mit den Apothekern beim ABDA/KBV-Modell, später ARMIN. Eine solche Kooperation hätten die Chefs der KV Hessen niemals angestrebt: »Die damals bereits absurden Argumente wie Schwesternkörperschaft hinsichtlich der Apothekerkammern, Kollegialität und die Aussage ‚wir brauchen uns doch gegenseitig‘, um nur einige zu nennen, sind auch heute immer noch absurd. Und viel schlimmer: Wohin das führt, sehen wir nun«, heißt es in dem Rundschreiben.

KV Hessen redet von »Kriegserklärung«

Die pharmazeutischen Dienstleistungen und ihre Vergütungen seien nun eine »Kriegserklärung« der Apothekerinnen und Apotheker an die Ärzteschaft – »auch wenn man mit solch martialischen Begriffen ja gerade im Moment sehr vorsichtig umgehen sollte«, heißt es wörtlich. Die KV-Bosse wollen daher nicht nur eine verbale Antwort entgegnen. Man müsse den Apotheken Grenzen setzen. Deswegen schlagen die KV-Chefs die folgenden Maßnahmen vor:

Das Rundschreiben schließt mit den Worten: »Möge sich die Ampel andere Wege überlegen, um einer offenbar sozial benachteiligten Berufsgruppe beizustehen.  Lassen Sie uns daher gemeinsam etwas dagegen unternehmen!«

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