Funke: »Den Apotheken brennt die Hütte« |
Die LAK Hessen hat gegen die KV Hessen eine Dienstaufsichtsbeschwerde eingereicht. Kammerpräsidentin Ursula Funke wartet seit vier Monaten auf eine Antwort aus dem hessischen Sozialministerium. / Foto: PZ/Wolf
Die Vorstellungen von Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach über die Arzneimittelversorgung durch die Apotheken vor Ort erinnerten die Präsidentin der hessischen Apothekerkammer Ursula Funke an Albert Einsteins Vergleich: »Es ist schwieriger, eine vorgefasste Meinung zu zertrümmern als ein Atom«, sagte sie bei der gestrigen Delegiertenversammlung der Landesapothekerkammer Hessen. »Gleich einer tibetanischen Gebetsmühle erzählt er seine Sicht der Dinge, sieht die Realität nicht und ist für Argumente nicht zugänglich. So wird aus Dialog Monolog.«
Lauterbachs Lob für das großartige Engagement und die Arbeit, die die Apotheker erbracht haben – und in einem Atemzug die Aussage, die Apotheken hätten in der Coronapandemie so viel mehr verdient und könnten nun Einbußen gut verkraften – passen nach den Ausführungen Funkes nicht zusammen. Die Politik sehe nur das durchschnittliche Einkommen eines Apothekenleiters vor Steuern aus dem Jahr 2021. Dass dieser Betrag aber eine völlig verzerrte Zahl sei, da sämtliche pandemiebedingten Sondereffekte – inklusive der Gewinne der Apotheken, die Testzentren betreiben – einfließen und dieser Betrag nichts mit der Realität zu tun habe, werde nicht gehört.
Nach dem beschlossenen GKV-Finanzstabilisierungsgesetz und der Erhöhung des Kassenabschlags ließ der Bundesgesundheitsminister wissen, dass er erst bei einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage der Apotheken bereit sei, nochmal nachzudenken. Funke: »Was heißt das, Herr Lauterbach? Wie viele Apotheken müssen noch schließen, bis sich für Sie die Lage verschlechtert? Kennen Sie den Unterschied zwischen Umsatz und Ertrag? Wie weit muss der Anteil der Apothekenvergütung an den GKV-Gesamtausgaben weiter gedrückt werden? Wie sieht für Sie qualitativ hochwertige flächendeckende Versorgung in Deutschland aus? Wir erwarten ehrliche Antworten und keine Plattitüden. Wir brauchen Verlässlichkeit und Planungssicherheit für eine wirtschaftliche Basis.«
Die derzeitige Situation bezeichnete die Kammerpräsidentin als unerträglich. Die Apothekerschaft brauche dringend mehr Geld im System. »Stattdessen werden uns an anderer Stelle etwa 6500 bis 7500 pro Apotheke weggenommen. Den Apothekern brennt die Hütte.« Funke bezeichnete es als großen Fehler, 2004 bei der Honorierungsfrage keinen Dynamisierungsfaktor bezüglich Lebenshaltungsindex oder Inflationsrate integriert zu haben.
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