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Kammer Hessen

Funke: »Den Apotheken brennt die Hütte«

Höherer Kassenabschlag, alltagszermürbende Lieferengpässe, galoppierende Energiekosten, ein therapieresistenter Bundesgesundheitsminister, dazu ein frostiges Verhältnis zur KV Hessen, aber auch pharmazeutische Dienstleistungen und Impfen in Apotheken sowie eine 25-prozentige Senkung des Kammerbeitrages für die hessischen Apothekenleiter: Kammerpräsidentin Ursula Funke zeichnete ein vielschichtiges Bild von der derzeitigen Apothekenlage.
Elke Wolf
01.12.2022  17:00 Uhr

Gegen das Unwissen

»Erschreckend viel Unwissen« tue sich laut Funke auch immer wieder in Gesprächen mit Politikern und Journalisten auf. Bei vielen sei das Bild immer noch geprägt von wenigen »Marktschreier-Apotheken«, die aggressives Preisdumping und Rabattschlachten betreiben sowie mit Zugaben um sich werfen. Das vermittle nur den Eindruck: »So schlecht kann es für die Apotheken doch gar nicht laufen, solange derartige Maßnahmen möglich sind«. Funke: »Leider reichen hier einige wenige Kollegen in ganz Deutschland, die unserem Ansehen, unserer Wahrnehmung in der Öffentlichkeit einen kaum wiedergutzumachenden Schaden zufügen.«

Um stärker pharmazeutisch wahrgenommen zu werden, schlug die Kammerpräsidentin vor, verstärkt mit Abgeordneten und Journalisten in Kontakt zu treten und die Apotheke vor Ort – etwa als Problemlöser in Sachen Lieferengpässe – live erlebbar zu machen. »So können wir demonstrieren, was wir tagtäglich leisten. Wissenslücken können geschlossen werden. Das selbst Erlebte ist für Politiker und Journalisten viel eindrücklicher als eine Pressemitteilung von Kammer oder Verband.«

Auch im Hinblick auf die geplante Strukturreform im Gesundheitswesen im kommenden Jahr empfehle es sich, so Funke, aktiv selbst Ideen und Vorschläge zu entwickeln und nicht passiv auf ein Papier aus dem Bundesgesundheitsministerium zu warten. »Wir müssen unsere Forderungen deutlicher formulieren. Und auf dem Weg dorthin heißt es ›Steine klopfen und Klinken putzen‹. Wir haben schwierige Zeiten, aber den Kopf in den Sand zu stecken, passt nicht zu uns.«

Weiterhin Eiszeit mit KV Hessen

In ihrem Bericht ging die Kammerpräsidentin ausführlich auf das bizarre Verhalten der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen ein. »Entgleisungen in diese Richtung« habe es zwar auch in Baden-Württemberg und Nordrhein gegeben, »aber weniger heftig«. Stein des Anstoßes waren zunächst das Impfen und dann die Etablierung der pharmazeutischen Dienstleistungen. In den Sommermonaten rief die KV Hessen mit dem Hausärzteverband dazu auf, die pharmazeutischen Dienstleistungen zu boykottieren. Mögliche Beratungsfehler der Apotheken seien zu dokumentieren und die KV Hessen denke über Rezeptterminals in Arztpraxen nach, um die Apotheken zu umgehen. Die KV-Vorstände in Hessen werteten die pharmazeutischen Dienstleistungen und ihre Vergütungen als eine »Kriegserklärung« der Apotheker an die Ärzteschaft. Auch der Hausärzteverband attestierte den Apothekern mangelnde Qualifikation in puncto Arzneimittelberatung. Inzwischen habe die KV Hessen auch Klage beim Landgericht Berlin-Brandenburg gegen die pharmazeutischen Dienstleistungen erhoben.

Funke: »Von Anfang war klar, dass wir uns nicht auf dieses Niveau einlassen. Der Vorstand hat sämtliche Vorwürfe, Anschuldigungen und Verdrehungen von Tatsachen zurückgewiesen. Pharmazeutische Dienstleistungen und Impfen in den Apotheken sind politisch gewollt. Vorgeschlagene Gesprächstermine wurden von der KV Hessen nicht mal abgelehnt, sie wurden ignoriert. Es scheint der KV Hessen nicht unbedingt um das Wohl der Patienten zu gehen.« Auch ein klärendes Roundtable-Gespräch im Sozialministerium habe bislang nicht stattgefunden. Die im Juli eingereichte Dienstaufsichtsbeschwerde gegen die KV Hessen blieb bislang vom Hessischen Sozialministerium unbeantwortet, informierte Funke. Eine Unterstützung der Politik gerade im Spannungsfeld mit den Ärzten sei nicht wirklich erkennbar. »Ich erwarte eine politische klare Haltung und nach unserer Dienstaufsichtsbeschwerde ein rechtlich förmliches Verfahren.«

Die Kammerpräsidentin forderte die hessischen Apotheker auf, die pharmazeutischen Dienstleistungen selbstbewusst anzubieten. Es gehe nicht darum, Fehler der Ärzte aufzudecken, sondern um die Arzneimitteltherapiesicherheit, also das Wohl der Patienten und eine verbesserte Compliance. Zahlreiche Beispiele belegten, dass die Kooperation vor Ort gut und konstruktiv laufe und viele ärztliche Kollegen keinerlei Verständnis für derartige Aktionen ihrer eigenen Standesvertretung hätten. »Sprechen Sie mit den Ärzten im Umfeld, informieren Sie über pharmazeutische Dienstleistungen, vereinbaren Sie Kommunikationswege«, so die LAK-Präsidentin. Und ganz wichtig: »Schöpfen Sie diesen Honorartopf voll aus. Sonst ist er bald nicht mehr da.«

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