Kernpunkte der neuen Leitlinie |
Mit den Jahren wächst der Mann und mit ihm die Prostata. / Foto: Adobe Stock/motortion
Im Februar 2023 erschien die S2e-Leitlinie zu »Diagnostik und Therapie des Benignen Prostatasyndroms (BPS)« der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU). Diese enthält Empfehlungen, die auf einer systematischen Recherche, Auswahl und Bewertung wissenschaftlicher Belege basieren. Die im Folgenden genannten Hinweise und Empfehlungen sind der Leitlinie entnommen.
Der Begriff BPS bezeichnet Miktionsbeschwerden des unteren Harntrakts, die durch einen erhöhten Auslasswiderstand der Blase aufgrund einer gutartigen Vergrößerung der Vorsteherdrüse (benigne Prostatahyperplasie, BPH) verursacht werden. Die Erkrankung verläuft progredient und betrifft häufig Männer über 40Jahre (1).
Die genaue Ursache der BPH ist noch nicht ganz geklärt, allerdings existieren verschiedene Hypothesen. Diskutiert werden neben dem Androgenstoffwechsel auch die beim Mann in der zweiten Lebenshälfte stattfindende Verschiebung des Testosteron-Estrogen-Verhältnisses zugunsten von Estrogen sowie eine vermehrte Expression von Wachstumsfaktoren.
Diese physiologischen Veränderungen bewirken, dass sich in einem speziellen Bereich der Prostata (Transitional- oder periurethrale Zone, Grafik) ab einem Alter von etwa 40 Jahren die Bindegewebs-, Epithel- sowie glatten Muskelzellen vermehren. Dieser Abschnitt ist eine von vier Zonen (anteriore, zentrale, periphere Zone), in die sich die walnussförmige Vorsteherdrüse untergliedern lässt. Er liegt unter dem Epithel der ableitenden Harnwege (Urothel) nahe der prostatischen Harnröhre und entspricht etwa 5 Prozent der Organmasse.
Aufbau und Lage der Prostata unterhalb der Harnblase / Foto: PZ/Stephan Spitzer
Infolge der Zellproliferation nimmt das Volumen der Transitionalzone und in der Konsequenz der gesamten Prostata zu. Diese Vergrößerung ist bei der digital-rektalen Untersuchung tastbar: Sie fühlt sich glatt, weich und prall-elastisch an, lässt sich gut gegen die Rektumschleimhaut verschieben und auf allen Seiten abgrenzen. Die Zellzunahme an sich verursacht keine Beschwerden. Symptome treten nur auf, wenn die Hyperplasie die Harnröhre (Urethra) einengt und die Entleerung der Blase einschränkt. Die direkten oder indirekten Folgen der Obstruktion werden in Blasenspeicher- und Blasenentleerungssymptome sowie Symptome nach der Miktion (Entleerung der Harnblase) unterteilt (2).
Auch wenn das BPS meist chronisch progredient verläuft, lässt sich die Krankheitsentwicklung im Einzelfall nur schwer vorhersagen. Zunehmende Beschwerden sowie eine gleichzeitig abnehmende Harnflussrate deuten auf eine Progression hin und erhöhen sowohl den verbleibenden Restharn als auch das Risiko für Komplikationen, zum Beispiel rezidivierende Harnwegsinfekte und Blasensteine, Harnverhalt, Mikro- und Makrohämaturie, Überlaufinkontinenz, erektile Dysfunktion oder das postrenale Nierenversagen.
Neben dem Lebensalter zählen auch die Intensität der Beschwerden, das Prostatavolumen beziehungsweise das Prostata-spezifische Antigen (PSA) im Serum, die Restharnmenge und die Harnflussrate zu den Risikofaktoren für eine Progression. Ebenso spielen modifizierbare Faktoren wie Lebensstil und Body-Mass-Index des Mannes sowie das metabolische Syndrom eine Rolle. Demzufolge können Gewichtsreduktion, Diät, Sport sowie – bei häufigem Wasserlassen und Harndrangsymptomatik – die Reduktion von Kaffee oder Tee sinnvoll sein.