Kernpunkte der neuen Leitlinie |
Manchmal verordnen Ärzte auch die Kombination zweier Wirkstoffklassen. Beispielsweise können α-Blocker und 5-ARI bei hohem Progressionsrisiko und einem Prostatavolumen über 40 cm³ das Fortschreiten der Erkrankung abschwächen, wenn sie mindestens zwei Jahre eingenommen werden. Die Nebenwirkungen – außer Ejakulationsstörungen, die häufiger auftreten – entsprechen in etwa der Summe der unter den Monotherapien vorkommenden unerwünschten Wirkungen.
Zudem gibt es die Möglichkeit, bei Versagen oder unzureichender Wirkung einer α-Blocker-Monotherapie diesen mit einem Muskarinrezeptor-Antagonisten zu kombinieren, sofern Speichersymptome wie häufiges oder nächtliches Harnlassen im Vordergrund stehen. Die Kombination mit einem PDE-5-Inhibitor kann Beschwerden moderat reduzieren, ist der Monotherapie klinisch jedoch nicht relevant überlegen.
Ein PDE-5-Hemmer wie Tadalafil kann doppelt nutzen: bei erektiler Dysfunktion und bei benignem Prostatasyndrom. / Foto: Adobe Stock/Edler von Rabenstein
Ebenso verbesserte die Kombination von 5-ARI und PDE-5-Hemmer die Symptome nur moderat, aber nicht klinisch relevant. Da sich jedoch die erektile Funktion deutlich verbessert, kann die Kombination sinnvoll sein, um die durch die 5-ARI verursachte erektile Dysfunktion abzuschwächen.
Die gleichzeitige Einnahme von α-Blockern und Mirabegron verbessert Blasenspeichersymptome (wie Anzahl der Miktionen, Miktionsvolumen und Drangepisoden) und kann daher bei persistierenden Blasenspeichersymptomen eine Option sein. Der IPSS verbessert sich allerdings nicht klinisch signifikant. Nicht empfehlenswert ist dagegen aufgrund der Datenlage und der fehlenden Evidenz eine Kombination von Antimuskarinika und Mirabegron.
Eine lange bestehende, nicht oder nur unzureichend behandelte Blasenauslassobstruktion (BPO) kann verschiedene Komplikationen auslösen, zum Beispiel
Treten diese auf, muss operiert werden. Kontrolliertes Zuwarten oder eine medikamentöse Behandlung sind kontraindiziert. Eingesetzt werden transurethrale (durch die Harnröhre) sowie suprapubische (oberhalb des Schambeins) Verfahren und die Embolisation (Verschluss von Blutgefäßen).
Als Referenzverfahren mit nachgewiesener Langzeiteffektivität gilt laut Leitlinie die sogenannte monopolare transurethrale Resektion der Prostata (mTURP). Sie wird bei Männern, deren Prostata ein Volumen bis 80 cm³ hat, uneingeschränkt empfohlen. Der Eingriff reduziert sowohl die Symptome des unteren Harntrakts als auch die Blasenauslassobstruktion nachhaltig und verbessert die Lebensqualität der Patienten.
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Die bei BPH/BPS auftretenden Beschwerden sind unspezifisch, weshalb andere Erkrankungen mit ähnlicher Symptomatik vom Arzt ausgeschlossen werden müssen.
Die akute Prostatitis, bei der die Prostata häufig aufgrund einer Infektion mit gramnegativen Bakterien entzündet ist, verursacht ebenfalls Probleme bei der Miktion wie erschwertes oder schmerzhaftes Wasserlassen (Dys- oder Algurie) oder häufigen Harndrang (Pollakisurie) sowie Schmerzen beim Sitzen und beim Stuhlgang. Erste Hinweise auf eine akute Prostatitis ergeben sich bei der digital-rektalen Untersuchung. Die Vorsteherdrüse fühlt sich weich, vergrößert sowie gespannt an und reagiert– anders als beim BPS– druckempfindlich, im akuten Stadium sogar extrem druckschmerzhaft. Flüssigkeitsbewegungen (Fluktuationen) deuten auf einen Prostataabszess hin; das ist diehäufigste Komplikation einer Prostatitis. Zudem zeigt der Urinstatus eine Mikrohämaturie, Leukozyturie sowie Bakteriurie, häufig mit positivem Nitritnachweis.
Behandelt wird die akute Prostatitis mit Gyrasehemmern, gegebenenfalls Cephalosporinen und Aminoglykosiden. Um eine Chronifizierung zu vermeiden, sollte die Behandlung vier Wochen dauern (14, 15).
Nach der Klassifikation der National Institutes of Health (NIH) werden neben der akuten Form drei weitere Kategorien unterschieden.