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Benignes Prostatasyndrom

Kernpunkte der neuen Leitlinie

In der neuen Fassung der deutschen Leitlinie zum benignen Prostatasyndrom werden erstmals Diagnostik und Therapie zusammengefasst. Die praxisorientierten Empfehlungen können auch für die Beratung in der Apotheke nützlich sein.
AutorKontaktSilke Kerscher-Hack
Datum 26.10.2023  18:00 Uhr

Verschiedene Wirkstoffklassen

Laut DGU hemmen α1-Adrenorezeptor-Antagonisten (α-Blocker) vermutlich α1-Adrenorezeptoren in der Prostata, wodurch sich der glatte Muskel entspannt und der Blasenauslasswiderstand abnimmt. Da Druck-Fluss-Messungen keinen konsistenten Rückgang des Widerstands zeigen konnten, ist diese Annahme jedoch strittig.

Zugelassen sind die Wirkstoffe Alfuzosin, Doxazosin, Silodosin, Tamsulosin und Terazosin. In der Monotherapie lindern sie die Beschwerden und schwächen laut DGU die Progression des BPS ab, die teilweise über die Verschlechterung der Symptome definiert ist. Das Operationsrisiko sowie die Wahrscheinlichkeit von Harnverhalten können sie jedoch nicht verringern, dasie die Hyperplasie nicht beeinflussen. Typische Nebenwirkungen sind Schwindel, Kopfschmerzen, rhinitisartige Symptome und Schwäche (Asthenie). Blutdrucksenkungen können bei allen Wirkstoffen auftreten, sind aber unter Doxazosin und Terazosin ausgeprägter.

Bei Männern mit vergrößerter Prostata werden bevorzugt 5α-Reduktasehemmer (5-ARI) wie Dutasterid und Finasterid eingesetzt. Bei erhöhter Enzymaktivität kommt es insbesondere in der periurethralen Übergangszone zu einer Proliferation des Prostatagewebes, die durch den Enzymblocker gebremst werden soll. 5-ARI können das Risiko eines akuten Harnverhalts sowie einer Operation reduzieren und sind für die Langzeitbehandlung geeignet.

Typische Nebenwirkungen der 5-ARI sind erektile Dysfunktion, gestörte Ejakulation, verminderte Libido sowie das »Post-Finasterid-Syndrom«. Korrekterweise sollte es »Post-5α-Reduktasehemmer-Syndrom« heißen, da es unter Dutasterid ähnlich häufig wie unter Finasterid auftritt. Das Syndrom umfasst langfristige Störungen der Sexualfunktion (wie Orgasmusschwierigkeiten), Psyche (wie Depression, Angst) und Kognition (wie Gedächtniseinschränkungen), die nach Absetzen der Wirkstoffe häufig, aber nicht immer verschwinden.

Erklärt werden die sexuellen Funktionsstörungen mit der Verringerung der DHT-Spiegel und der schwächeren Aktivierung der Androgen-Rezeptoren. Die psychischen und kognitiven Nebenwirkungen beruhen auf einer Blockade der 5α-Reduktase im zentralen Nervensystem (ZNS), wodurch es zu einem lokalen Abfall von DHT sowie von sedativ, antidepressiv und anxiolytisch wirkenden Steroiden wie 3α-5α-Pregnanolon (Allopregnanolon) kommt. Dies führt zu einer gestörten Regulation der neuronalen Aktivität (10, 11, 12).

Die Muskarinrezeptor-Antagonisten, auch als m-Cholinorezeptor-Antagonisten oder Antimuskarinika bezeichnet, wirken parasympatholytisch und sind bei Männern mit mittelschweren bis schweren Symptomen der unteren Harnwege mit Speicherbeschwerden sinnvoll. Nicht eingesetzt werden sollten die Wirkstoffe bei Prostataobstruktion sowie bei erhöhtem Augeninnendruck aufgrund der Gefahr eines Glaukoms. Zur Verfügung stehen in Deutschland Darifenacin, Fesoterodin, Oxybutynin, Propiverin, Solifenacin, Tolterodin und Trospiumchlorid. Als Nebenwirkungen können Mundtrockenheit, Verstopfung, Miktionsschwierigkeiten, Entzündung der Nase und des Rachens (Nasopharyngitis) und Schwindel auftreten. Zudem konnten klinische Studien nachweisen, dass die Einnahme anticholinerger Arzneimittel mit kognitiven Störungen sowie Hirnatrophie einhergeht.

Phosphodiesterase-Inhibitoren (PDE-5-Hemmer) wirken vasodilatatorisch, indem sie in den glatten Muskelzellen der Gefäße das Enzym Phosphodiesterase-5 (PDE-5) hemmen, das zyklisches GMP abbaut. Der verringerte Tonus der glatten Muskulatur, die bessere Durchblutung und Sauerstoffversorgung sowie die proliferationshemmende und antiinflammatorische Wirkung beeinflussen die Symptomatik positiv. Erhältlich sind in Europa aktuell Avanafil, Sildenafil, Vardenafil und Tadalafil, doch nur Letzteres ist zur Therapie des BPS zugelassen.

Als Monotherapie reduzieren PDE-5-Hemmer die Beschwerden ähnlich gut wie α-Blocker; in der Behandlung von BPS mit erektiler Dysfunktion sind sie den α-Blockern überlegen. Die häufigsten unerwünschten Wirkungen sind Kopf- und Rückenschmerzen, Schwindel und gastrointestinale Störungen (13).

Mirabegron ist der bisher einzige in Deutschland erhältliche Wirkstoff der Beta-3-Adrenorezeptor-Agonisten. Allerdings ist er zugelassen für Patienten mit überaktiver Blase (OAB: overactive bladder), die an imperativem Harndrang, erhöhter Miktionsfrequenz und/oder Dranginkontinenz leiden. Eine Therapieempfehlung sprechen die Experten der Leitlinie nicht aus, da keine Wirksamkeitsstudien zum BPS vorliegen.

▶ Der Abschnitt »medikamentöse Therapie« der Prostatasyndrom-Leitlinie enthält weniger Empfehlungen als die veraltete Leitlinie, da diese entfernt oder mit anderen Aussagen zusammengefasst wurden. Die Stärke der Empfehlungen wurde mangels Daten reduziert. Neu hinzugekommen ist die Klasse der Beta-3-Agonisten (1, 6).

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