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Betablocker

Keiner ist wie der andere

Skepsis, Unverständnis und mangelnde Therapietreue sind bei Patienten unter Betablocker-Therapie nicht selten. In der Beratung und vor allem bei einer Medikationsanalyse kann das Apothekenteam über den Nutzen und sachgemäßen Umgang sowie potenzielle Neben- und Wechselwirkungen sprechen.
Kai Girwert
14.09.2023  11:00 Uhr

Lipophil oder hydrophil

Ob ein Betablocker lipophile oder hydrophile Eigenschaft hat, ist für dessen Metabolisierungsweg und die Verteilung im Körper von entscheidender Bedeutung.

Eine ausgeprägte Lipophilie, zum Beispiel bei Propranolol und Metoprolol, geht mit einem First-Pass-Effekt und damit einer Verstoffwechslung über die Leber einher. Die Ausscheidung der Substanz und ihrer Metabolite erfolgt über Urin und/oder Faeces. Eine eingeschränkte Leberfunktion kann daher eine Dosisanpassung erfordern. Außerdem reichert sich eine lipophile Substanz stärker in Geweben an und penetriert ins zentrale Nervensystem, was unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) wie Schlafstörungen und Sedierung hervorrufen kann.

Der relevanteste hydrophile Vertreter ist Atenolol, das kaum metabolisiert und über die Nieren eliminiert wird. ­Daher ist eine Anpassung der Dosis bei eingeschränkter Nierenfunktion notwendig. Ähnlich wie Celiprolol hat Atenolol in Deutschland nur einen geringen Stellenwert, da es im Vergleich mit anderen Antihypertonika in Stu­dien keine Vorteile zeigte und außerdem häufiger Schlaganfälle auftraten.

Vielfältige Einsatzgebiete

So vielfältig wie die Wirkstoffe und ihre Charakteristika sind die möglichen Einsatzgebiete der Betablocker. Allerdings ist nicht jeder Wirkstoff für jede Indikation zugelassen und zeigt in diesen nicht den gleichen Nutzen. Die Tabelle zeigt die jeweils zugelassenen Indikationen und wirkstoffspezifischen Besonderheiten der einzelnen Substanzen.

An dieser Stelle sei auf die Äqui­valenzdosis-Tabelle der ABDA/Arznei­mittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) zu den Betablockern hingewiesen. Bei Lieferengpässen oder Auftreten einer Unverträglichkeit bei einem Patienten kann es erforderlich sein, dem behandelnden Arzt einen Substanzwechsel vorzuschlagen; dann sind die Tabellen ein wichtiges Hilfsmittel im Apothekenalltag.

Fallbeispiel: Alltag in der Apotheke

Eine 72-jährige Patientin wird nach akutem Herzinfarkt und Stent-Implantation aus dem Krankenhaus mit folgender Medikation entlassen:

  • Metoprololsuccinat 190 mg 1-0-0
  • Candesartan 16 mg 1-0-0
  • Atorvastatin 40 mg 0-0-1
  • ASS 100 mg 1-0-0
  • Ticagrelor 90 mg 1-0-1
  • Nitrospray bei Bedarf 1 bis 3 Hübe auf die Zunge
  • Salbutamol bei Bedarf, saisonal bedingte asthmatische Beschwerden.

Sie berichtet in der Apotheke, dass sie unsicher sei mit ihrer Medikation. Nach der Krankenhausentlassung fühle sie sich schlapp und müde. Außerdem habe sie kalte Hände und Füße und ständig neue blaue Flecken.

Bei der Patientin führten arteriosklerotische Prozesse über die Jahre zu einer koronaren Herzkrankheit, auch chronisches Koronarsyndrom genannt, und zur Herzinsuffizienz. Vor dem Infarkt erhielt sie lediglich Candesartan und Salbutamol.

Die nun verordnete Sekundärprophylaxe ist leitliniengerecht. Während Betablocker bei einer Hypertonie zwar wirksam, jedoch aufgrund eines ungünstigeren Nutzen-Schaden-Verhältnisses nicht Mittel der ersten Wahl sind, ändert sich ihr Stellenwert in der Therapie der KHK und der Herzinsuffi­zienz. Die Betablocker ökonomisieren die Herzarbeit: Herzkraft und -frequenz werden ebenso gesenkt wie der Sauerstoffbedarf des Herzmuskels. Das Überleben der Herzmuskelzellen wird durch Schutz vor einer Überstimulation durch Noradrenalin gesichert (zum chronischen Koronarsyndrom siehe ­Titelbeitrag in PZ 6/2022).

Die NVL Chronische KHK empfiehlt nach Herzinfarkt vorrangig Metoprolol. Der Nutzen ist in den ersten zwölf ­Monaten nach dem Akutereignis erwiesen. Danach soll die Gabe erneut bewertet werden. Arrhythmien, Hypertonie und Herzinsuffizienz sprechen für eine Fortführung der Therapie.

Zur Behandlung der Herzinsuffi­zienz sind die Betablocker gemäß der Leitlinie der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (Stand 2021; DOI: 10.1093/eurheartj/ehab368) in maximaler Dosis einzusetzen (siehe auch Titelbeitrag in PZ 3/2023). Für Bisoprolol, Carvedilol, Metoprololsuccinat und Nebivolol (Patienten über 70 Jahre) ist eine Verminderung des Auftretens erneuter Infarkte und Krankenhauseinweisungen sowie die Reduktion der Mortalität belegt.

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