Keiner ist wie der andere |
Neben den genannten UAW listen die Beipackzettel und Fachinformationen viele weitere auf. Dies wirkt sich negativ auf die Patienten aus: Kaum eine andere Arzneimittelklasse hat stärker mit dem Nocebo-Effekt zu kämpfen.
Viele Patienten gehen davon aus, dass Nebenwirkungen auftreten, kennen aber den möglichen Nutzen nicht. In der Beratung oder bei pharmazeutischen Dienstleistungen können Apotheker mögliche UAW gezielt thematisieren und über den tatsächlichen Nutzen der Betablocker aufklären. Im Idealfall kann dies einem Therapieabbruch und einer mangelnden Therapietreue vorbeugen.
Eine Auswertung von 13 randomisierten placebokontrollierten Doppelblindstudien ergab, dass Hyperglykämie, Durchfall, Schwindel, Bradykardie sowie die Schaufensterkrankheit Claudicatio intermittens unter Betablockern häufiger als unter Placebo auftraten. Die galt hingegen nicht für oft befürchteten Beschwerden Depression und erektile Dysfunktion (DOI: 10.1016/ j.ijcard.2013.05.068).
Für Carvedilol sind spezifische UAW zu berücksichtigen (Tabelle). Durch die α1-Blockade sind Ödeme und orthostatische Störungen möglich. Älteren Patienten wird daher geraten, die Medikation konsequent während einer Mahlzeit einzunehmen, um die Resorption und den Wirkeintritt zu verlangsamen. Tritt bei Therapiestart eine Harninkontinenz auf, könnte dies eine mögliche Störwirkung sein. Eine Weiterführung der Therapie wäre für die Patienten sicher nicht akzeptabel. Zudem bestünde die Gefahr einer Verordnungskaskade, also dass auf eine Blasenfunktionsstörung hin therapiert wird, anstatt die verursachende Medikation abzusetzen.
Propranolol führt wegen der Blockade von β2-Rezeptoren häufiger zu Vaso- und Bronchokonstriktionen. Asthmaanfälle, Kältegefühl in Händen und Füßen sowie eine Verschlechterung einer erektilen Dysfunktion oder einer Schaufensterkrankheit sind daher wahrscheinlicher.
Da Betablocker insgesamt den Energiestoffwechsel senken, fällt es den Patienten schwerer, ihr Gewicht zu halten oder gar zu reduzieren. Dies ist ein weiterer Grund, warum Betablocker bei übergewichtigen jungen Menschen mit Hypertonie nicht Mittel der ersten Wahl sind beziehungsweise junge Patienten Betablockern meist ablehnend gegenüberstehen.