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Deutsche Studie

Keine Bildung von Autoantikörpern nach Corona-Impfung 

Immer wieder wird die Frage gestellt, ob Covid-19-Impfungen das Immunsystem so umprogrammieren, dass es zu einer Reaktion gegen körpereigene Strukturen kommt. Diese Sorge ist aus Sicht Magdeburger Wissenschaftler unberechtigt.
Theo Dingermann
24.01.2022  18:00 Uhr

Es ist mittlerweile gut belegt, dass eine SARS-CoV-2-Infektion eine Autoimmunität auslösen kann, die eventuell auch eine Rolle im Zusammenhang mit Long Covid spielen könnte. Ob die Bildung von Autoantikörpern auch durch eine Covid-19-Impfung möglich ist, ist so eindeutig nicht beantwortet.

Zu diesem Problem haben Wissenschaftler um Dr. Christoph Thurm von der Universitätsmedizin Magdeburg nun die Ergebnisse einer Arbeit auf dem medRxiv Preprint-Server veröffentlicht. Sie analysierten die Immunantwort mit einem speziellen Fokus auf Autoantikörper bei Probanden, die entweder zwei Impfungen mit einem mRNA-Impfstoff (Comirnaty oder Spikevax) oder einem Vektor-Impfstoff (Vaxzevria) beziehungsweise mit einer Kombination eines Vektor-Impfstoffs, gefolgt von einem mRNA-Impfstoff (heterologes Impfschema) erhalten hatten.

Dazu entnahmen die Wissenschaftler 120 freiwilligen Probanden einen Tag vor sowie 14 Tage, 28 Tage und vier Monate nach der Zweitimpfung Blut und testeten das Serum auf Anti-SARS-CoV2-Antikörper sowie auf Autoantikörper gegen Cardiolipin, Prothrombin, β2-Glykoprotein, zyklische citrullinierte Peptide (CCP), Gewebe-Transglutaminase (TTG) und anti-nukleare Antikörper (ANA).

Die Autoren zeigten zum einen, dass die Anti-SARS-CoV2-Antikörperspiegel nach einem homologen Impfschema mit dem Vektor-Impfstoff um 90 Prozent niedriger lagen als nach einem homologen mRNA- oder dem heterologen Vektor-/mRNA-Impfschema. Andererseits erwies sich das heterologe Vektor-/mRNA-Impfschema im Vergleich zu den beiden anderen Impfstrategien effizienter, was die Induktion von IgM- und IgA-Antikörpers gegen SARS-CoV-2 betraf.

Hinsichtlich der wichtigen Frage nach der Bildung von Autoantikörpern konnten die Wissenschaftler nur bei Teilnehmern mit bereits vorhandenen Autoantikörpern einen Anstieg dieser Fraktion nach der Zweitimpfung feststellen. Im Gegensatz dazu reagierten die Probanden, die vor der Impfung keine Autoantikörper gebildet hatten, nach der Impfung nicht mit einer anhaltenden Autoantikörperproduktion.

Insgesamt zeigen die Daten dieser Studie, dass bei keinem der analysierten Impfschemata die Bildung von Autoantikörpern induziert wurde, sondern dass die Impfungen lediglich eine humorale Immunität gegen SARS-CoV-2 vermitteln.

In einer Pressemitteilung der Universitätsmedizin Magdeburg erklärt der Erstautor der Studie, Dr. Christoph Thurm: »Wir konnten zeigen, dass keine der drei Impfstrategien eine Produktion von Autoantikörpern in gesunden Probandinnen oder Probanden induziert und dementsprechend auch keine ungewollte Immunreaktion gegen den eigenen Körper stattfindet. Dies ist ein sehr wichtiger Befund, da solche Autoimmun-Reaktionen im Zusammenhang mit symptomatischen Covid-19-Infektionen beobachtet wurden und daher die Möglichkeit bestand, dass auch die Impfung ähnliche Veränderungen anstößt«.

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