Kein erhöhtes Risiko für schweres Covid-19 |
Daniela Hüttemann |
05.08.2020 11:28 Uhr |
SARS-CoV-2 befällt die Lunge. Asthma stellt dennoch keinen Risikofaktor für einen schweren Verlauf von Covid-19 dar. / Foto: Getty Images/bluecinema
Von anderen Viren, die die Atemwege befallen, weiß man, dass sie die Hauptursache für eine Verschlimmerung von Asthma sind und schwere Anfälle hervorrufen können. Umgekehrt gelten Patienten mit Asthma als besonders anfällig. Zu Beginn der Pandemie befürchteten Experten daher, dass sie schneller und schwerer an Covid-19 erkranken. Erste Statistiken bestätigten dies jedoch nicht, sodass eine medikamentös gut eingestellte Asthmaerkrankung nicht als Risikofaktor für schwere Covid-19-Verläufe angesehen wurde.
Eine prospektive Kohortenstudie der französischen Klinik Bicêtre, Assistance Publique-Hôpitaux de Paris, die zur Université Paris-Saclay gehört, bestätigt dies nun. Die Forscher um Antoine Beurnier werteten die Daten von 768 Covid-19-Patienten aus, die zwischen dem 15. März und dem 15. April in jenem Krankenhaus behandelt wurden. 37 davon (4,8 Prozent) gaben an, an Asthma zu leiden, was in den meisten Fällen lungenärztlich bestätigt war. Dieser Anteil entspreche im Wesentlichen dem Anteil von Asthmatikern in der französischen Bevölkerung, so die Autoren.
Von den Asthmapatienten hatten 22 (59 Prozent) zusätzlich andere Komorbiditäten, vor allem Übergewicht, Bluthochdruck und Diabetes. Bei allen lag eine Covid-19-bedingte Lungenentzündung vor. 11 Patienten (30 Prozent) mussten intensivmedizinisch behandelt werden, drei (8,1 Prozent) verstarben im Kontext mit ihren Komorbiditäten, berichten die Mediziner im »European Respiratory Journal«.
Die Zahlen liegen nicht über denen anderer Covid-19-Patienten ohne Asthma, schreiben die Forscher. Die schwersten Verläufe hatten Patienten mit schweren Komorbiditäten. Allerdings waren die Covid-19-Patienten mit Asthma im Schnitt jünger als nicht asthmatische Patienten und häufiger weiblich.
»Auffällig ist, dass bei keinem dieser Patienten ein schwerer Asthmaanfall auftrat, der bei der Aufnahme ins Krankenhaus eine spezifische Behandlung erfordert hätte«, heißt es in einer Pressemitteilung der Universität. Dies bestätige, dass Covid-19 im Vergleich zu anderen respiratorischen Virusinfektionen den Zustand von Asthmatikern weniger verschlimmert.
»Darüber hinaus gibt es keine Hinweise auf eine erhöhte Morbidität oder Mortalität bei diesen Patienten«, betont die Universität. Die Behandlung der Asthmatiker sei während des Krankenhausaufenthalts im Allgemeinen nicht verändert worden. Eine fortlaufende antiasthmatische Therapie von Patienten mit Asthma, die mit SARS-CoV-2 infiziert waren, scheine nicht schädlich zu sein.
Weitere Studien, die bereits laufen, sollen nun zeigen, ob die Behandlung von Asthma bei Covid-19 vorteilhaft sein könnte. Die Mediziner der Uniklinik empfehlen derweil, die Asthmabehandlung bei diesen Patienten beizubehalten.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.