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Fachgespräch im Bundestag

Kassen verärgern Apotheker mit Engpass-Vorschlag

Am heutigen Mittwoch hat im Gesundheitsausschuss des Bundestages ein Fachgespräch zu den Arzneimittel-Lieferengpässen stattgefunden. Dem Vernehmen nach forderten die Krankenkassen, dass Ärzte künftig Einblick in die Warenlager der Apotheken erhalten. Die ABDA hingegen wies auf das Engagement der Apotheken hin und fordert einen »Engpass-Ausgleich«.
Benjamin Rohrer
25.01.2023  14:15 Uhr
Kassen verärgern Apotheker mit Engpass-Vorschlag

Die Arzneimittel-Lieferengpässe werden immer mehr zum gesundheitspolitischen Schwerpunktthema. In der vergangenen Woche hatte es im Plenum eine Debatte zu dem Thema gegeben – die Union hatte zuvor einen Neun-Punkte-Plan gegen Engpässe präsentiert, der allerdings in die Ausschüsse verwiesen wurde. Am heutigen Mittwochvormittag fand dann noch ein Fachgespräch statt, bei dem die Gesundheitspolitikerinnen und -politiker der Fraktionen einige Fachverbände zur Situation befragten. Neben der ABDA waren unter anderem der GKV-Spitzenverband, der Großhandelsverband Phagro und einige Pharma-Verbände geladen.

Ärzte mit Einblick in die Apotheken-Warenlager?

Für Aufregung im Apothekenlager sorgte nach Informationen der PZ ein Vorschlag des GKV-Spitzenverbandes. Dem Vernehmen nach sollen die Kassen eingebracht haben, dass die Ärzte über ihre Praxissoftware Einblicke in die Warenlager der Apotheken erhalten, damit sie schon bei der Ausstellung der Verordnung wüssten, welche Präparate von Engpässen betroffen sind.

Overwiening: Engpass-Honorar und mehr Flexibilität

ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening sprach mit Blick auf die Lieferengpässe von einem belasteten Vertrauen der Bevölkerung in das Gesundheitswesen. Auch die Apotheker empfänden jede Form von Engpass als Beeinträchtigung, Störung und Belastung. Die Apotheken täten alles, um die Menschen nach den Therapievorgaben mit Arzneimitteln zu versorgen. Die Apotheken seien die einzigen Institutionen im Gesundheitswesen, die am Point of care Lösungen entwickelten und umsetzten, wobei die Probleme durch vorgeschaltete Ebenen verursacht würden, so Overwiening.

Die ABDA-Präsidentin forderte daher mehr Flexibilität für die Apotheken. Einerseits müsse die SARS-CoV-2-Arzneimittelversorgungsverordnung uneingeschränkt verstetigt werden. Zur Erinnerung: In dieser Verordnung sind die während der Pandemie erlassenen, erleichterten Abgaberegeln für alle Arzneimittel festgehalten. Die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vorgeschlagenen Eckpunkte enthalten eine Verstetigung der Verordnungsinhalte nur für bestimmte Arzneimittel. Overwiening wies auch darauf hin, dass die Apothekenteams durch Arzt-Rücksprachen und durch das Auftreiben alternativer Beschaffungswege der verordneten Arzneimittel pro Tag einige Stunden zusätzlichen Aufwand hätten – dafür forderte die ABDA-Präsidentin einen angemessenen »Engpass-Ausgleich«. Dieser Ausgleich müsse unbürokratisch erfolgen und beispielsweise nicht an Rücksprachen mit Ärzten gebunden sein.

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