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Kassen rutschen ins Minus

Im ersten Quartal dieses Jahres sind die Kassen erstmals wieder ins Minus gerutscht. Wie das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) heute bekanntgab, steht nach den ersten drei Monaten ein Defizit von 102 Millionen Euro unter dem Strich.
Ev Tebroke
20.06.2019  14:08 Uhr

Laut aktueller Zahlen aus dem BMG haben die Kassen im ersten Quartal 62,3 Milliarden Euro eingenommen und rund 62,4 Milliarden Euro ausgegeben. Die Ausgaben liegen damit um mehr als 2,7 Milliarden Euro über denen vom Vorjahreszeitraum.

Während die Gesamteinnahmen um 3,7 Prozent angestiegen sind, gab es bei den Ausgaben für Leistungen und Verwaltungskosten einen Zuwachs von 4,5 Prozent. Die Ausgaben für Arzneimittel stiegen dabei im ersten Quartal um 4 Prozent. Im Gesamtjahr 2018 lag die Steigerung bei 3,1 Prozent. Nach wie vor schlagen demnach insbesondere die Entwicklungen innovativer Arzneimittelzu Buche. Einsparpotenzial liefern weiterhin die Rabattverträge zwischen Herstellern und Kassen. Das BMG meldet hier für den aktuellen Berechnungszeitraum erneute Zuwächse um 7,5 Prozent.

Erstmals seit Längerem beschließen die Kassen nun ein Quartal mit einem Minus. Im Vergleichszeitraum 2017 erzielten sie einen Überschuss von 612 Millionen Euro, in den ersten drei Monaten 2018 war es ein Überhang von 416 Millionen Euro. Bis zum Jahresende 2018 war das Finanzpolster somit durch die stetigen Überschüsse in den vergangenen drei Jahren insgesamt auf 2,09 Milliarden Euro angewachsen. Das endgültige Jahresergebnis ist zudem um rund 100 Millionen Euro höher als ursprünglich in den vorläufigen Berechnungen von März 2019 ausgewiesen.

Spahn pocht auf Senkung der Zusatzbeiträge

Wie das BMG betont, verfügten die Kassen trotz des Defizits immer noch über ausreichend Rücklagen. Der Gesamtüberschuss entspreche im Durchschnitt mehr als einer Monatsausgabe und damit mehr als das Vierfache der gesetzlich vorgeschriebenen Mindestreserve. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) drängt daher weiterhin darauf, dass die Kassen ihre finanziellen Spielräume zugunsten der Versicherten nutzten: »Entweder für bessere Leistungen oder für finanzielle Entlastungen«. Dabei hat er insbesondere die Zusatzbeiträge im Blick. Dieser liegt derzeit im Schnitt bei 1,01 Prozent.

Schaut man sich die Finanzentwicklung der Kassen an, so haben die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) einen Quartalsüberschuss von 89 Millionen Euro, die Knappschaft-Bahn-See von 26 Millionen Euro und die Landwirtschaftliche Krankenversicherung von 9 Millionen Euro. Auf der Minus-Seite trifft es die Ersatzkassen am härtesten, mit einem Defizit vom 151 Millionen Euro. Dies ist nach Angaben des BMG »ausschließlich auf ein entsprechendes Minus der größten Ersatzkasse zurückzuführen«. Demnach hat die Techniker Krankenkasse, »einen geringen Teil ihrer hohen Finanzreserven abgebaut«. Die Betriebskrankenkassen (BKK) verbuchen ein Minus von 59 Millionen Euro und die Innungskrankenkassen (IKK) von 16 Millionen Euro.

 

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