Ist das Mikrobiom optimierbar? |
Auch bei der Entwicklung chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen (CED) gilt das intestinale Mikrobiom als Schlüsselfaktor. Dabei scheinen die Diversität und das Zusammenspiel von Bakterien, die proinflammatorische Reaktionen auslösen, und solchen mit kontrainflammatorischen Eigenschaften eine Rolle zu spielen.
Bisher gibt es kaum eine etablierte Therapie mit Probiotika, nur der Escherichia-coli-Stamm Nissle ist für den Remissionserhalt bei leichter Colitis ulcerosa zugelassen. Des Weiteren könnte sich der fäkale Mikrobiomtransfer als Therapieoption etablieren: Für Colitis ulcerosa existieren mehrere randomisierte Studien und Metaanalysen, die die Stuhltransplantation als effektives und sicheres Verfahren ausweisen. Für eine langdauernde Veränderung sind allerdings mehrmalige Transfers notwendig.
Das Mikrobiom wird mit funktionellen und chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen in Verbindung gebracht. / Foto: Getty Images/Antonio Hugo Photo
Laut der aktualisierten S3-Leitlinie »Reizdarmsyndrom« beruht auch diese Erkrankung auf einem veränderten Mikrobiom (vermehrt Firmicutes, Proteobacteria) sowie Metabolom (unter anderem vermehrt Acetat) und einer Störung der Darm-Hirn-Achse. Die Folgen sind etwa eine verringerte Darmbarrierefunktion, eine unterschwellige Entzündungsaktivität sowie eine Dysregulation des enterischen Nervensystems. Zudem werden die bakteriellen Nebenprodukte mit Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall in Verbindung gebracht.
Bis heute ist es nicht möglich, von der Zusammensetzung des Mikrobioms Therapien mit Prä-, Pro- oder Antibiotika abzuleiten. Zwar konnte für einige probiotische (Sub-)Spezies unter bestimmten Bedingungen eine Wirksamkeit gegenüber Placebo nachgewiesen werden, allerdings fehlen Studien zur Überprüfung der Reproduzierbarkeit.
Die derzeitige Empfehlung lautet daher, Probiotika (Bifidobakterien, Laktobazillen, Escherichia coli, Saccharomyces cerevisiae) probatorisch einzusetzen. Die einzelnen Probiotika wirken unterschiedlich, weswegen sich die Wahl des Stammes an den vorhandenen Beschwerden orientieren sollte. Keine Evidenz gibt es für Präbiotika und fäkalen Mikrobiomtransfer.