Ist Amazon auf dem Sprung in den deutschen Apothekenmarkt? |
Auf den OTC-Bereich setzen bekanntermaßen schon seit Längerem auch die Arzneimittel-Lieferdienste, die damit werben, »die letzte Meile« zum Kunden binnen kürzester Zeit zurückzulegen. Dass hierbei neben den Medikamenten-Kurierdiensten wie Mayd, First A oder Kurando zuletzt auch Lebensmitteldienstleister wie Knuspr und Wolt mit ins Geschäft eingestiegen sind, hält Zander für gewagt. Das Margenmodell der Schnelllieferdienste mute »bei spontaner Draufsicht herausfordernd an«, so Zander. Bei den Arzneimittel-Lieferanten bestünden zudem die bekannten rechtlichen Zweifel am Geschäftsmodell (darüber hat die PZ mehrfach berichtet). »Das wird sich alles sortieren«, so der Sempora-Chef. Allerdings halte sich der Einfluss der Anbieter auf den Markt in Grenzen. Zander sagte: »Disruptiv ist das nicht.«
Amazon liebäugelt derweil schon länger mit einem Einstieg ins europäische Medikamentengeschäft. Bereits im November 2020 startete der Konzern seine eigene Online-Apotheke »Amazon Pharmacy« in den USA. Die Nachricht sorgte damals auf dem hiesigen Apothekenmarkt für Spekulationen. Würde Amazon auch hierzulande aktiv werden, etwa durch eine Übernahme einer der beiden großen EU-Versender Doc Morris oder Shop Apotheke? Befeuert wurden die Sorgen etwa durch Andeutungen des damaligen Zur-Rose-Chefs Walter Oberhänsli, der ein solches Angebot für denkbar hielt.
Tatsächlich, so berichtete damals auch die PZ, hatte Amazon bereits im August 2020 die Rechte an der Marke »Amazon Pharmacy« für die gesamte EU erhalten, wie der Blick in ein entsprechendes EU-Register zeigte. Dem Register zufolge wurde die Marke gezielt für den Handel mit Arzneimitteln, Medizinprodukten, Nahrungsergänzungsmitteln und weiteren apothekentypischen Produkten gesichert. Laut einer Umfrage des Marktforschungsinstitut Appinio war auch damals das Interesse an einem solchen Angebot groß: Demnach konnten sich 62 Prozent der insgesamt 1000 Befragten gut vorstellen, bei »Amazon Pharmacy« OTC-Arzneimittel zu bestellen. Beinahe jeder Zweite (49 Prozent) würde dort auch ein Rezept einlösen, hieß es damals.
Das Papier-Rezept ist ein Auslaufmodell. Mit dem E-Rezept sollen alle Arzneimittel-Verordnungen über die Telematikinfrastruktur abgewickelt werden. Wir berichten über alle Entwicklungen bei der Einführung des E-Rezeptes. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite E-Rezept.