Individuelle Therapieansätze |
Aufgrund nicht zweifelsfrei nachgewiesener Effektivität oder unzureichender Datenlage oder aber ungünstiger Nebenwirkungsprofile sollten Venlafaxin beziehungsweise SSRI wie Citalopram/Escitalopram, Fluoxetin, Fluvoxamin oder Sertralin zur Therapie neuropathischer Schmerzen jeglicher Ursache nicht eingesetzt werden. Sie könnten aber in Einzelfällen off Label erwogen werden. Gleiches gilt laut Leitlinie auch für Carbamazepin, Oxcarbazepin, Topiramat, Lamotrigin, Lacosamid, Phenytoin und Levetiracetam sowie für Benzodiazepine oder Baclofen als Wirkstoff aus der Gruppe der Muskelrelaxanzien. Baclofen ist jedoch bei Trigeminusneuralgie und Multipler Sklerose von Nutzen.
Als Medikamente dritter Wahl können sowohl schwache µ-Opioid-Rezeptor-Agonisten und Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer (wie Tramadol) als auch hochpotente Opioide (wie Morphin oder Oxycodon) eingesetzt werden. Unerwünschte Wirkungen, Toleranzentwicklungen und komorbide Suchterkrankungen limitieren die Anwendung.
Die Physiotherapie ist ein wichtiger Baustein einer multimodalen Therapie, um die Sturzgefahr und Frakturrate der Patienten zu mindern (Symbolbild). / Foto: AOK/Jochen Tack
Aufgrund eines geringen Effekts und einer hohen Nebenwirkungsrate werden Cannabinoide zur Therapie neuropathischer Schmerzen jeglicher Ursache nicht empfohlen. Bei Versagen anderer Schmerztherapien und nur in Einzelfällen könne ihr Einsatz als Off-Label-Therapie im Rahmen eines multimodalen Schmerztherapiekonzepts erwogen werden.
Auch Alpha-Liponsäure wird zur Therapie neuropathischer Schmerzen jeglicher Ursache nicht empfohlen. Zwar könne ein Effekt bei diabetischer Neuropathie nicht ausgeschlossen werden, jedoch reiche die Evidenz nicht aus für eine generelle Empfehlung.
An der Evidenz für Wirksamkeit mangelt es auch bei Nicht-Opioid-Analgetika wie nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR), Cox-2-Inhibitoren, Paracetamol oder Metamizol. Bei Langzeitanwendung seien zudem Nebenwirkungen wie Nierenschädigung und Blutungen sowie vor allem gastrointestinale Blutungen zu bedenken. Paracetamol wirkt in hohen Dosen hepatotoxisch und Metamizol birgt ein, wenn auch geringes, Agranulozytose-Risiko.