In Pandemie mehr OTC-Abgaben als Verordnungen |
Daniela Hüttemann |
23.02.2022 16:30 Uhr |
Insgesamt wurden im ersten Pandemiejahr 2020 deutlich weniger Arzneimittel für Kinder gebraucht als in den Vorjahren. Bei Fieber- und Schmerzmitteln besorgten sich Eltern erstmals anteilsmäßig mehr Präparate auf eigene Faust in der Apotheke als auf Rezept. / Foto: Getty Images/filadendron
Gemäß einer Auswertung der Techniker Krankenkasse wurden den bei ihr versicherten Kindern unter 12 Jahren im ersten Pandemiejahr insgesamt etwa 40 Prozent weniger Arzneimittelpackungen verordnet als 2019 (265.138 versus 434.061 Packungen pro 100.000 versicherte Unter-12-Jährige). In den Vorjahren hatte es jeweils nur einen leichten Rückgang gegeben. Beim Antibiotikum Amoxicillin verzeichnete die TK sogar einen Rückgang um 60 Prozent.
Die Top-12-verordneten Arzneimittel, die insgesamt etwa die Hälfte aller Verordnungen für Kinder ausmachen, waren: Ibuprofen, Xylometazolin, Paracetamol, Colecalciferol, Salbutamol, Efeublätter, Amoxicillin, Ambroxol, Ofloxacin, Cefaclor, Cetirizin und Olaflur.
Während weiterhin fast alle Säuglinge mindestens eine Verordnung für ein Fieber- und Schmerzmittel erhielten, sank der Anteil in den anderen Altersklassen deutlich: Bei den Kleinkindern von 66,0 auf 45,1 Prozent, bei den Vorschulkindern von 42,7 auf 21,5 Prozent und bei den Schulkindern von 28,6 auf 16,6 Prozent. Ein ähnlicher Trend sei auch für 2021 zu beobachten, wobei die endgültigen Zahlen für das vergangene Jahr noch nicht vorliegen.
Der Rückgang der ärztlichen Verordnungen ist aber nicht nur der Tatsache geschuldet, dass durch Lockdowns und Hygienemaßnahmen im Jahr 2020 insgesamt weniger Infektionskrankheiten inklusive Erkältungen auftraten. Zwar gingen insgesamt deutlich weniger Packungen dieser Präparate über den HV-Tisch als in den Vorjahren, Eltern besorgten sich aber erstmals auch mehr Fieber- und Schmerzmittel ohne Rezept in der Apotheke. Die TK verweist dabei auf Abgabezahlen erhoben durch Insight Health. So waren es 2020 rund 5,3 Millionen Packungen Fieber- und Schmerzmittel auf Rezept (Vorjahr: 9,2 Millionen) plus 5,9 Millionen ohne Rezept (Vorjahr: 7,7 Millionen).