Impfende Apotheker würden Booster-Impfungen übernehmen |
Benjamin Rohrer |
11.11.2021 12:00 Uhr |
Nach Influenza-Impfungen nun auch Booster-Impfungen gegen das Coronavirus in der Apotheke? Eine Umfrage im Gebiet Nordrhein unter Apothekern zeigt, dass die Pharmazeuten bereitstünden. / Foto: picture alliance/dpa/ David Inderlied
In der Region Nordrhein gibt es derzeit rund 500 Apotheken, die Grippeschutzimpfungen im Rahmen der gesetzlich vorgesehenen Modellvorhaben anbieten und über eine entsprechende Zusatzqualifikation verfügen. Unter diesen Apotheken hat der Apothekerverband Nordrhein (AVNR) kürzlich eine Umfrage durchgeführt, um herauszufinden, wie groß die Bereitschaft unter den Apothekern für mögliche Booster-Impfungen gegen das Coronavirus wäre.
Der PZ liegen die Ergebnisse dieser Umfrage vor. Demnach haben sich rund 20 Prozent der 500 impfenden Apotheker an der Umfrage beteiligt. Knapp 100 Prozent der Befragten gaben an, auch für Auffrischimpfungen gegen das Coronavirus bereitzustehen. Der Verband wollte von den Apotheken wissen, wie viele Booster-Impfungen sie pro Woche maximal anbieten könnten. Immerhin: 70 Prozent der Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmer gaben an, bis zu 50 Impfungen in der Woche anbieten zu können. 20 Prozent der Befragten meinten, sogar zwischen 50 und 100 Immunisierungen durchführen zu können. Und 10 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer meinten, sogar mehr als 100 Dosen verabreichen zu können.
Verbandschef Thomas Preis nimmt diese Ergebnisse zum Anlass, eine deutliche Forderung an die Politik zu stellen: »Die Apotheken könnten in dieser schwierigen Situation insbesondere auch bei der Durchführung der Auffrischimpfungen das Impfgeschehen beschleunigen. Denn schnelle Booster-Impfungen sind jetzt entscheidend. Das fachliche Know-how haben allein in Nordrhein 1000 Apotheker/innen in über 500 Apotheken. Es ist sehr erfreulich, dass sich quasi jede impfende Apotheke auch an Corona-Impfungen beteiligen würde. Eine 100 Prozentquote ist schon außergewöhnlich.« Preis fügte hinzu, dass die Umfrage die hohe Bereitschaft der Pharmazeuten zeige, der Pandemie Entscheidendes entgegenzusetzen. Und weiter: »Mit entsprechend starkem politischen Rückenwind könnte das Impfgeschehen somit ohne Weiteres noch gesteigert werden.«
Im PZ-Interview hatte sich am gestrigen Mittwoch der Intensivmediziner Christian Karagiannidis, wissenschaftlicher Leiter des DIVI-Intensivregisters, zur Thematik geäußert und sich deutlich dafür ausgesprochen, die Apotheken möglichst schnell in die Impfkampagne einzubinden, um das Impftempo zu erhöhen.
Auch in der Politik sind mögliche Booster-Impfungen in Apotheken derzeit ein Thema. Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen, der für die Grünen derzeit an den Koalitionsgesprächen beteiligt ist, hat sich bereits mehrfach dafür ausgesprochen. Gegenüber der PZ erklärte Sabine Dittmar, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD, allerdings, dass die Pharmazeuten derzeit nicht vorgesehen seien. Allerdings: Am morgigen Freitag findet ein Impfgipfel der möglichen Ampel-Koalition statt, bei dem auch dieses Thema diskutiert werden soll.
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