Im frühen Stadium Phytopharmaka |
Die Samen von Kürbissen werden schon lange als Arzneimittel gegen Prostatabeschwerden eingesetzt. / Foto: Adobe Stock/onepony
Phytopharmaka haben bei der Linderung von BPS-Beschwerden eine lange Tradition. Sie kommen in einem frühen Stadium der Erkrankung infrage, wenn Beschwerden leicht bis moderat ausgeprägt sind und eine BPS als Ursache durch eine ärztliche Untersuchung gesichert ist. Patienten sollten wissen, dass die pflanzliche Therapie die Beschwerden bessern kann, das Fortschreiten der Erkrankung jedoch nicht beeinflusst. Sie kann daher keinesfalls regelmäßige Kontrolluntersuchungen ersetzen. Auch müssen die Arzneimittel regelmäßig und dauerhaft eingenommen werden. Am häufigsten kommen Extrakte aus Sägepalmenfrüchten, Brennnesselwurzel und Kürbissamen sowie Phytosterol(β-Sitosterol)-haltige Präparate zum Einsatz.
Extrakte der Sägepalmenfrüchte enthalten Phytosterole und freie Fettsäuren. Man nimmt unter anderem antiandrogene Effekte, eine Reduktion der 5α-Reduktase, die Verminderung von Wachstumsfaktoren und anti-inflammatorische Eigenschaften an. Einem Dickextrakt mit Hexan als Extraktionsmittel attestiert der Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel HMPC der EMA einen well-established Use. Das entsprechende Präparat (Permixon®) ist in Deutschland allerdings nicht auf dem Markt. Hier gebräuchliche Extrakte werden vor allem mit Ethanol als Auszugsmittel hergestellt (zum Beispiel Prostagutt® uno). Ihnen bescheinigt der HMPC einen traditional Use.
Extrakte der Brennnessel-Wurzel (etwa Bazoton® uno) enthalten unter anderem β-Sitosterol, Lektine und ungesättigte Fettsäuren, hohe Konzentrationen an Vitamin A, C, E, D und K sowie zahlreiche Mineralien (Eisen, Calcium, Magnesium, Kalium, Phosphat, Chlor und andere). Auch hier ist die Evidenzlage begrenzt. Der HMPC bescheinigt eine traditionelle Anwendung.
Anders sieht es bei der Kombination aus Extrakten der Sägepalmenfrüchte und Brennnesselwurzel aus (zum Beispiel Prostagutt® forte). Sie zeigte sich gegenüber Placebo als überlegen, sowohl was die mittels International Prostate Symptom Score (IPSS) bestimmte Symptomatik anging als auch etwa bei der Verminderung der Restharnmenge (»Der Urologe B« 1996, DOI: 10.1007/s001310050033). Im Vergleich mit Finasterid zeigte sie sich als nicht unterlegen (»Urologe A.« 1997 , DOI: 10.1007/s001200050106). Das Prostatavolumen blieb allerdings in beiden Behandlungsgruppen konstant.
Kürbissamen (etwa Granu Fink® Prosta forte) enthalten unter anderem Sterole, Carotinoide, Selen und Magnesiumsalze. Als Wirkmechanismen werden antiandrogene und antiphlogistische Effekte sowie eine Beeinflussung der glatten Muskulatur in der Blase und Prostata angenommen. In einer Studie konnte eine statistisch signifikante Verminderung der Miktionsfrequenz gezeigt werden, während es bei anderen Parametern keine Unterschiede zwischen Verum- und Kontrollgruppe gab (»Der Urologe B« 2000, DOI: 10.1007/s001310050432).
Phytosterol (β-Sitosterol) (zum Beispiel Harzol®) wird aus der Wurzel der Kafferntulpe sowie aus dem Holz von Kiefern- und Fichtenarten gewonnen. Es wirkt über eine Hemmung der Testosteron-5α-Reduktase schwach antiandrogen und reduziert so die Umwandlung von Testosteron in Dihydrotestosteron. In vitro ist außerdem eine Beeinflussung des Prostaglandinstoffwechsels der Prostata beschrieben. In zwei Studien zeigte sich das Verum Placebo überlegen (»Lancet« 1995, DOI: 10.1016/s0140-6736(95)91085-9; »British Journal of Urology« 2003, DOI: 10.1046/j.1464-410X.1997.t01-1-00362.x). Allerdings kritisieren die Leitlinien-Autoren in einer der Studien eine hohe Placebowirkung .
Nicht zuletzt können Patienten auch durch Verhaltensmaßnahmen eine Besserung ihrer Beschwerden erreichen. Dazu gehören unter anderem eine regulierte Flüssigkeitszufuhr (circa 1,5 l/Tag), eine Reduktion/Vermeidung von Kaffee, Alkohol und scharfen Gewürzen sowie ein Blasentraining.