Herr Logunov gewährt Einblicke |
Sven Siebenand |
14.08.2020 12:03 Uhr |
Denis Logunov war an der Entwicklung des russischen SARS-CoV-2-Impfstoffs maßgeblich beteiligt. / Foto: picture alliance/dpa/TASS | Dmitry Kurakin
Der stellvertretende Direktor des Zentrums für wissenschaftliche Arbeit des Gamaleya-Zentrums, Denis Logunov, gab Ende Juli dem Internetportal Meduza ein Interview und verriet einige Details zur Entwicklung des Impfstoffs. Demnach habe sich Logunovs Team ab Februar intensiv mit der Entwicklung eines SARS-CoV-2-Impfstoffs befasst. Innerhalb von nur zwei Wochen habe man den Vektorimpfstoff, der jetzt die Bezeichnung »Sputnik V« trägt, konzipiert. Dies sei möglich gewesen, weil Logunov zuvor bereits zahlreiche Erfahrungen mit Vektorimpfstoffen gesammelt hatte. Zum einen in der Indikation Ebola (hier existiert ebenfalls ein in Russland registrierter Impfstoff) und zum anderen gegen Coronavirus-Erkrankungen. So hatte man einen gegen das MERS-Virus gerichteten Impfstoff bis in Phase II der klinischen Entwicklung vorangetrieben. Alleine mit diesem Impfstoff hatte sich Logunov drei Jahre lang befasst. Er diente nun als Vorlage für den neuen SARS-CoV-2-Impfstoff.
Logunov informiert, dass man sich wegen weniger Nebenwirkungen sehr bewusst für nicht replizierende virale Vektoren entschieden hatte. Und sehr bewusst hätten die Forscher in Russland auch auf eine zweistufige Impfung mit zwei unterschiedlichen viralen Vektoren gesetzt. Auch diese sind Logunov zufolge Erfahrungen aus der Entwicklung des Ebola- und des MERS-Impfstoffs. Der Wissenschaftler erklärt, dass eine einmalige Impfung bei bestimmten Bevölkerungsgruppen für einen Schutz nicht ausreiche. Mit einer Boosterung könne dies aber erreicht werden. Diese sollte man aber nicht mit dem identischen viralen Vektor vornehmen, sondern mit einem anderen, um das Problem einer Vektor-spezifischen Immunantwort zu umgehen. Deswegen hat die russische Vakzine, die bislang das Kürzel Gam-COVID-Vac Lyo trug, zwei Komponenten: Eine basiert auf einem humanen Adenovirus Typ 26 und eine auf einem humanen Adenovirus Typ 5. Beide wurden jeweils so verändert, dass sie im Körper des Impflings das Spike-Protein von SARS-CoV-2 produzieren.
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