Herausforderung Wechseljahre |
Frauen mit Diabetes sollten in den Wechseljahren häufiger ihren Blutzucker kontrollieren. Das gilt vor allem für insulinpflichtige Patientinnen. / Foto: Adobe Stock/Krakenimages.com
Was gemeinhin als Menopause bezeichnet wird, stellt eigentlich eine mehrere Jahre andauernde Phase der hormonellen Umstellung dar (Kasten). Viele, aber längst nicht alle Frauen leiden unter Wechseljahresbeschwerden und auch nicht alle gleich stark. Vielmehr ist die Ausprägung der Beschwerden sehr individuell. Frauen mit Diabetes haben in diesen Jahren oft mit besonderen Problemen zu kämpfen.
Typische Beschwerden, die insbesondere in der Peri- und zu Beginn der Postmenopause auftreten, umfassen Hitzewallungen und Schweißausbrüche, Schlafstörungen, Nervosität, Reizbarkeit, depressive Verstimmungen, Gelenk- und Muskelschmerzen sowie Veränderungen von Haaren, Haut und Schleimhäuten (1, 2).
Man geht davon aus, dass rund ein Drittel der Frauen keinerlei Beschwerden verspürt, ein weiteres Drittel nur leichte Symptome hat und das letzte Drittel so beeinträchtigt ist, dass eine medizinische Behandlung erforderlich ist. Etwa die Hälfte der perimenopausalen Frauen verspürt Hitzewallungen, postmenopausal liegt die Prävalenzrate zwischen 30 und 80 Prozent (3). Im Durchschnitt halten häufige Hitzewallungen (an mehr als sechs Tagen innerhalb der letzten zwei Wochen) über 7,4 Jahre an. Beginnen die Beschwerden bereits vor der Menopause, ist die Zeitspanne noch länger (2).
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Die Menopause ist die letzte, durch ovarielle Hormone ausgelöste Menstruation der Frau. Sie kann erst im Nachhinein datiert werden, wenn eine weitere Menstruation über zwölf Monate ausgeblieben ist.
Anhand dieses zeitlichen Markers unterscheidet man drei Phasen: die Prä-, Peri- und Postmenopause. Die Prämenopause beginnt einige Jahre vor der Menopause und ist gekennzeichnet durch eine allmähliche Abnahme der Hormonproduktion – insbesondere des Progesterons – in den Eierstöcken (Ovarien). Manche Frauen erleben jetzt bereits erste Zyklusunregelmäßigkeiten.
In der Perimenopause werden die hormonellen Veränderungen deutlich stärker und für die Frauen spürbarer. Da die stimulierbaren Follikel allmählich aufgebraucht sind, reagieren die Ovarien weniger auf die Steuerungshormone der Hirnanhangsdrüse (luteinisierendes Hormon, LH, und follikelstimulierendes Hormon, FSH). Die Folge ist eine verstärkte FSH-Ausschüttung mit dem Ziel, die Follikelreifung und die Estrogenbildung nochmals stark anzuregen. Da es jedoch immer weniger Follikel gibt, nimmt die Estrogenproduktion im Lauf der Zeit ab, wobei die Restfunktion der Ovarien zu starken hormonellen Schwankungen führt (1). Auch der Progesteronspiegel sinkt, weil der Eisprung und die nachfolgende Gelbkörperreifung immer öfter ausbleiben. Da der Progesteronspiegel früher absinkt als der von Estrogen, entsteht vorübergehend eine Estrogendominanz.
Stellen die Ovarien ihre Funktion komplett ein, kommt es zur Menopause; nach der letzten Menstruation tritt die Frau in die Phase der Postmenopause ein. Nach anfänglichen Schwankungen liegen die Estrogen- und Progesteron-Blutspiegel bei postmenopausalen Frauen dauerhaft niedrig.
Frauen mit Diabetes mellitus können Wechseljahresbeschwerden wie Herzrasen, Hitzewallungen oder Schweißausbrüche mit Symptomen einer Unterzuckerung verwechseln oder umgekehrt Hypoglykämie-Anzeichen fehldeuten. Sie sollten daher häufiger ihren Blutzucker kontrollieren. Außerdem stellen die Beschwerden eine Stressbelastung dar, die zu einer vermehrten Ausschüttung von Stresshormonen wie Cortisol führen kann, die wiederum die Insulinresistenz (Hemmung des insulinvermittelten Glucoseverbrauchs) und somit hohe Blutzuckerwerte fördert (4).
Hier könnten Apothekerinnen und Apotheker beratend eingreifen, erklärt Professor Dr. Petra-Maria Schumm-Draeger, ärztliche Direktorin des Zentrums Innere Medizin/Fünf Höfe in München, im Gespräch mit der Pharmazeutischen Zeitung. »Bei Kundinnen mit Diabetes, die über ein steigendes Körpergewicht und schwankende Blutzuckerwerte klagen, sollten sie aufmerksam werden. Denn das sind wichtige Anzeichen für eine beginnende Menopause – was den Frauen selbst häufig gar nicht bewusst ist.«
Diabetespatientinnen in den Wechseljahren seien häufig verzweifelt, weil sie ihre Blutzuckereinstellung plötzlich nicht mehr in den Griff bekommen und ihnen dadurch eine Hypo- oder Hyperglykämie droht. Die Aufklärung darüber, dass sie nicht selbst an den wechselnden Blutzuckerwerten »schuld« sind, nehme den Frauen häufig eine große Last von den Schultern, weiß die Diabetologin. »Darüber hinaus kann das Apothekenpersonal die Frauen darauf hinweisen, dass sie häufiger ihren Blutzucker kontrollieren sollten, und ihnen raten, eine spezielle Diabetesberatung beziehungsweise einen Diabetologen oder eine Diabetologin aufzusuchen.«