Heparine können Todesfälle verhindern |
Daniela Hüttemann |
15.02.2021 11:00 Uhr |
Mittlerweile ist es Standard, dass Covid-19-Patienten bei Einlieferung ins Krankenhaus ein Heparin erhalten, sofern keine Kontraindikation vorliegt. Eine US-Studie bestätigt den Nutzen dieses Vorgehens. / Foto: Getty Images/baloon111
Vorweg sei gesagt, dass es sich um eine retrospektive Datenauswertung von US-Veteranen handelt. Die Autoren sprechen von »starker Real-World-Evidenz«, die bei der Entscheidung für oder gegen prophylaktische Blutverdünner helfen könne, solange entsprechende prospektive klinische Studien noch laufen.
Die Forscher werteten die Daten von 4.297 Covid-19-Patienten des US Department of Veteran Affairs aus, die stationär zwischen dem 1. März und 31. Juli 2020 behandelt werden mussten. Das Durchschnittsalter betrug 68 Jahre und 93 Prozent der Patienten war männlich. 3627 Patienten (84,4 Prozent) hatten innerhalb von 24 Stunden nach Einlieferung prophylaktisch einen Gerinnungshemmer erhalten. Bei fast allen kam subkutanes Heparin oder Enoxaparin zum Einsatz. Es traten innerhalb der nächsten 30 Tage insgesamt 622 Todesfälle auf (14,5 aller Patienten).
Bei denjenigen, die ein Heparin bekamen, lag die Sterberate bei 14,3 Prozent. Bei den anderen Patienten, die nicht antikoaguliert wurden, verstarben dagegen 18,7 Prozent. Damit ergibt sich eine relative Risikoreduktion um 34 Prozent sowie eine absolute Risikoreduktion um 4,4 Prozent. Die Forscher hatten andere Faktoren wie Alter, Ethnie, Vorerkrankungen, Medikation, Gewicht und Raucherstatus bei ihrer Auswertung berücksichtigt. Ebenfalls positiv: Das Risiko für eine schwere Blutung als unerwünschte Wirkung wurde nicht festgestellt.
Die Autoren sehen darin eine Bestätigung der bisherigen Leitlinien, demnach eine Heparinisierung stationär aufgenommener Covid-19-Patienten empfohlen wird. So rät auch die aktuelle S2k-Leitlinie »Empfehlungen zur stationären Therapie von Patienten mit Covid-19«, hospitalisierten Covid-19-Patienten standardmäßig ein niedermolekulares Heparin zu verabreichen, sofern keine Kontraindikation vorliegt. Alternativ kann Fondaparinux eingesetzt werden.
Übrigens: Erst kürzlich postulierten britische Forscher auch einen antiviralen Effekt von Heparin speziell an der Rezeptorbindungsdomäne des Spike-Proteins auf der Oberfläche des Coronavirus SARS-CoV-2. Sie wollen nun die Verneblung und damit die direkte pulmonale Verabreichung klinisch testen.
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