Grüne können sich mehr Spielraum für Apotheker vorstellen |
Jennifer Evans |
30.03.2021 12:30 Uhr |
In der dritten Folge von »Lass uns reden! – Der ABDA-Talk« diskutierte ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening (r.) mit der gesundheitspolitischen Sprecherin der Grünen im Bundestag Maria Klein-Schmeink über die Zukunft der Apotheke vor Ort. / Foto: PZ/Screenshot
Ganz klar gehören die Apotheker für Klein-Schmeink zu den »wichtigen Versorgern, die während der Pandemie ansprechbar waren«. Dennoch hält sie es für falsch, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) die Offizinen mit der Maskenverteilung an Risikopatienten beauftragt hatte. Mit ihrer hochqualifizierten Einheit und Struktur sind die Apotheken in ihren Augen nicht geeignet für ein Massenprodukt wie die Masken, deren Abgabe ein Drogeriemarkt Klein-Schmeink zufolge mit 1,50 Euro pro Maske hätte günstiger abwickeln können. Die Vergütung von 6 Euro, die es anfangs noch für die Apotheken gegeben hatte, ist ihrer Auffassung nach unverhältnismäßig gewesen. Zumal es den Drogeriemarkt, der seinerzeit ein Angebot unterbreitet hätte, in der Fläche ebenso häufig gebe, wie die Apotheke vor Ort.
Diese Anmerkungen ließ Overwiening nicht auf sich sitzen. Kein »kaufmännisch orientierter Drogeriemarkt« hätte ihrer Ansicht nach diese Aufgabe stemmen können. Insbesondere nicht während der Zeit, bevor die Risikopatienten die Bezugsscheine der Krankenkassen erhalten hätten, betonte sie. Die Aktion sei nur gelungen, weil die Apotheke vor Ort ihre Patienten, deren Alter und Vorerkrankungen genau kennt. Und auch die Krankenkassen wären nicht in der Lage gewesen, diese Aufgabe so schnell, so flächendeckend und zum selben Preis bewältigen zu können, schiebt Overwiening nach. Schließlich hätten die Kassen schon den Versand der Bezugscheine nicht termingerecht organisieren können.
ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening / Foto: PZ/Screenshot
Zwar widersprach die ABDA-Präsidentin nicht, dass die Apotheken an der Maskenabgabe anfangs auch verdient hätten, stellte aber gleichzeitig die Verluste der Betriebe an anderer Stelle heraus, etwa bei der Herstellung von Desinfektionsmitteln. Viele Kollegen hätten angesichts des steigenden Bedarfs vorausschauend auf eigene Kosten produziert und blieben nun auf den Resten sitzen, weil der Verkauf inzwischen als Ordnungswidrigkeit gilt. Trotz aller Argumente seitens der ABDA-Präsidentin blieb Klein-Schmeink dabei, den Einsatz der Apotheken für eine Fehlentscheidung der Koalition zu halten. Schließlich sei es Aufgabe der Politik, die vom Staat für die Coronavirus-Krise bereitgestellten Gelder »plausibel und effektiv« einzusetzen, um die Schuldenberge in Schach zu halten. Dabei nannte sie das Defizit, mit dem die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) in das Jahr 2022 starten wird. Es geht dabei demnach um ein Minus von 20 Milliarden Euro. Auch angesichts dessen, dass die Maskenabgabe keine intensive pharmazeutische Beratung erfordert habe, hält die Gesundheitspolitikerin nach wie vor die Abwicklung über die »teure Struktur« der Apotheken vor Ort für falsch. Wäre es nach Klein-Schmeink gegangen, wäre die Maskenausgabe über einen Drogeriemarkt gelaufen.