Große Studie untersucht Medikamente gegen leichtes Covid-19 |
Daniela Hüttemann |
20.04.2021 14:00 Uhr |
Bis zu sieben bekannte Arzneistoffe sollen in den USA auf ihren Nutzen bei leichtem Covid-19 untersucht werden, darunter oral einnehmbare und inhalative Mittel aus dem OTC- und Rx-Bereich. / Foto: Getty Images/Gam1983
Zahlreiche Arzneistoffe wirken im Reagenzglas gegen SARS-CoV-2-Viren, aber ob sie auch wirklich einen Benefit bei erkrankten Menschen haben und das bei vertretbaren Nebenwirkungen, steht auf einem anderen Blatt. Zudem wurde im letzten Jahr klar, dass Wirkstoffe mit antiviralen Eigenschaften schon in der frühen Phase der Infektion gegeben werden müssen, um einen Effekt zu haben. Genau das soll nun die ACTIV-6-Studie in den USA für bis zu sieben verfügbare Arzneistoffe untersuchen. ACTIV steht für »Accelerating COVID‑19 Therapeutic Interventions and Vaccines«.
»Während wir bei der Behandlung von Krankenhauspatienten mit einer schweren Covid-19-Erkrankung bereits gute Arbeit leisten, verfügen wir derzeit nicht über ein zugelassenes Medikament, das selbst verabreicht werden kann, um die Symptome von Menschen mit leichten Erkrankungen zu Hause zu lindern und die Wahrscheinlichkeit für einen Krankenhausaufenthalt verringert«, sagte Dr. Francis S. Collins, Direktor der US-National Institutes of Health, die die Studie durchführen werden. »ACTIV-6 wird bewerten, ob bestimmte Medikamente, die in kleinen Studien vielversprechend sind, die Strenge einer größeren Studie bestehen können.«
Dazu sollen bis zu 13.500 Teilnehmer für die mehrarmige, randomisierte, placebokontrollierte Phase-III-Studie gewonnen werden. Sie sollen vor allem in ländlichen Gebieten oder solchen mit hohen Anteilen ethnischer Minderheiten in den USA rekrutiert werden, die in der Regel einen schlechteren Zugang zu medizinischer Versorgung sowie der Möglichkeit einer Teilnahme an klinischen Studien in Universitätszentren haben. Die Probanden sollen mindestens 30 Jahre alt sein, positiv getestet für SARS-CoV-2 und zwei oder mehr milde bis moderate Symptome über höchstens sieben Tage gezeigt haben. Sie sollen dann einen der Arzneistoffkandidaten oder Placebo erhalten. Dann wird der Erkrankungsverlauf über 14 Tage beobachtet sowie Krankenhauseinweisungen und gegebenenfalls Todesfälle innerhalb von 28 Tagen. Zudem wird erhoben, ob 90 Tage nach Therapiebeginn noch Langzeit-Symptome vorhanden sind (Long Covid).
Das steht laut Pressemitteilung des NIH noch nicht endgültig fest, doch sollen alle eine gut belegte Sicherheit haben und bereits erste Daten aus kleineren oder weniger kontrollierten Studien auf eine Wirksamkeit gegen Covid-19 hinweisen. Insgesamt sollen bis zu sieben bereits von der US-Arzneimittelbehörde FDA in anderen Indikationen zugelassene Arzneimittel untersucht werden. Das Studienprotokoll ist noch nicht auf der Website www.clinicaltrials.gov veröffentlicht.
Laut einem Bericht der »Washington Post« von Anfang April soll das antiparasitär wirksame Ivermectin, das Antidepressivum Fluvoxamin und der Säureblocker Famotidin darunter sein; vermutlich auch das Asthmamittel Budesonid, denn laut NIH sollen sowohl orale als auch inhalativ angewendete OTC- und Rx-Arzneimittel dabei sein. In der Tat wurden diese vier bereits in kleineren Studien untersucht und teilweise aufgrund erster positiver Tendenzen zum Teil massenhaft off Label eingesetzt.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.