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Neue Metaanalyse der WHO

Ivermectin bei Covid-19 nur in klinischen Studien

Die WHO hat sich am Mittwoch klar gegen den breiten Einsatz des Antiparasitikums Ivermectin zur Therapie von Covid-19 ausgesprochen. Dafür ist die Evidenzlage immer noch zu schlecht. 
Daniela Hüttemann
01.04.2021  16:00 Uhr

Die Weltgesundheitsorganisation hat die Datenlage zum klinischen Einsatz von Ivermectin als Therapeutikum bei Coronavirus-Infektionen neu bewertet. Dazu prüfte sie 16 randomisierte kontrollierte Studien, an denen insgesamt 2407 Covid-19-Patienten teilgenommen hatten, die entweder ambulant oder stationär mit Ivermectin behandelt wurden. 

Die WHO-Experten stellten fest, dass die Evidenz von »sehr geringer Sicherheit« sei, ob Ivermectin die Mortalität senkt oder die Notwendigkeit einer mechanischen Beatmung, die Notwendigkeit einer Krankenhauseinweisung und die Zeit bis zur klinischen Verbesserung bei Covid-19-Patienten reduziert. Dies liege an den jeweils kleinen Patientenzahlen, methodischen Limitationen und den insgesamt nur in geringem Ausmaß aufgetretenen klinischen Ereignissen. Kurz: Die bislang vorhandene Evidenz reicht nicht für eine klare therapeutische Empfehlung aus. Zum jetzigen Zeitpunkt spricht sich die WHO daher dafür aus, Ivermectin nur in klinischen Studien einzusetzen; dies gelte für alle Schweregrade von Covid-19. Das deckt sich mit der aktuellen Empfehlung der deutschen S3-Leitlinie zur Therapie stationär aufgenommener Covid-19-Patienten.

Ivermectin ist ein breit wirksames Mittel gegen verschiedene Parasiten wie Würmer und Krätzmilben und steht auf der WHO-Liste essenzieller Medikamente. Es ist relativ kostengünstig und breit verfügbar, was zu einem hohen Off-Label-Gebrauch während der Pandemie vor allem in Südamerika geführt hat. Doch auch in Deutschland gebe es viele Anfragen zum Einsatz bei Covid-19, berichtete der Intensivmediziner und federführende Autor der deutschen Leitlinie, Professor Dr. Stefan Kluge vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), heute bei einer Informationsveranstaltung des Science Media Centers zu potenziellen Covid-19-Wirkstoffen.

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