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Weitere Studie

Ivermectin versagt erneut als Covid-19-Mittel

Das antiparasitäre Mittel galt aufgrund antiviraler Wirksamkeit in vitro zu Pandemiebeginn als Hoffnungsträger für eine günstige, verfügbare Covid-19-Therapie. Jetzt zeigt eine weitere Studie mit ambulanten Patienten, dass es nichts bringt.
Daniela Hüttemann
27.02.2023  07:00 Uhr

Auf der Suche nach Covid-19-Therapiemöglichkeiten wurden zu Pandemiebeginn auch Studien mit bereits verfügbaren Arzneimitteln initiiert (sogenannte Repurposing-Versuche), die in Laborversuchen in vertretbaren Konzentrationen SARS-CoV-2-Viren abtöten konnten. Schnell entstand ein Hype um Ivermectin, das unter anderem bei Wurmerkrankungen und Krätze zum Einsatz kommt. 

Ivermectin wurde (neben anderen Medikamenten) auch im Rahmen der noch immer laufenden »Accelerating COVID-19 Therapeutic Interventions and Vaccines« (ACTIV) Studie untersucht. Im Studienarm ACTIV-6 nahmen zwischen Februar und Juli 2022 insgesamt 1206 US-Amerikaner im Alter von 38 bis 58 Jahren mit bestätigter SARS-CoV-2-Infektion und mindestens zwei Symptomen einer akuten Covid-19-Erkrankung teil. Behandelt wurde eine milde bis moderate Covid-19-Erkrankung. 84 Prozent der Teilnehmenden waren mindestens zweimal gegen SARS-CoV-2 geimpft.

In der randomisierten, doppelblinden Studie bekam die Hälfte der Probanden die Maximaldosis Ivermectin von 600 µg pro Kilogramm Körpergewicht über sechs Tage, die andere Hälfte Placebo. Bei der Zeit bis zur Genesung gab es keinen Unterschied: Beide Gruppen brauchten im Schnitt elf Tage bis zur Genesung, definiert als drei Tage Symptomfreiheit, berichten die Forschenden jetzt im Fachjournal »JAMA«

In der Ivermectin-Gruppe mussten 34 Patienten (5,7 Prozent) ins Krankenhaus oder suchten die Notaufnahme auf, einer von ihnen verstarb. In der Placebogruppe waren es 36 Patienten (6,0 Prozent), kein Todesfall. Es gab also auch keinen statistisch signifikanten Unterschied bezüglich einem schweren Verlauf inklusive Mortalität. Die Ergebnisse untermauern die aktuell gültigen Empfehlungen, dass Ivermectin nicht bei Patienten mit mildem bis moderatem Covid-19 eingesetzt werden soll. 

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