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Evaluation aus Niedersachsen

Grippeimpfungen in Apotheken kommen sehr gut an

Mehr als 1000 Menschen haben sich im Rahmen eines Modellprojekts in einer Apotheke in Niedersachsen impfen lassen und waren damit sehr zufrieden – 20 Prozent davon haben sich sogar erstmals eine Influenza-Impfung geholt.
Daniela Hüttemann
13.06.2022  17:00 Uhr

In der Grippesaison 2021/2022 haben entsprechend fortgebildete Apothekerinnen und Apotheker mehr als 1000 Influenza-Impfungen im Rahmen des gemeinsamen Modellprojekts mit der AOK Niedersachsen verabreicht. Die Versorgungsforscher der Krankenkasse haben nun in der gesetzlich vorgesehenen Begleitevaluation ermittelt, dass der Impfvorgang inklusive Aufklärungsgespräch im Schnitt 17 Minuten dauerte – und die dort Geimpften das Angebot sehr gut fanden.

»94 Prozent waren sehr zufrieden und würden sich aufgrund der Erfahrung wieder in einer Apotheke impfen lassen«, stellte der Vorstandsvorsitzende der AOK Niedersachsen, Dr. Jürgen Peter, heute vor. Als häufigste Gründe, sich in der Apotheke impfen zu lassen, nannten die Befragten die leichte Erreichbarkeit (75 Prozent), keine Wartezeiten (65 Prozent), Vertrauen in die Kompetenz der Apotheke (59 Prozent) und günstige Öffnungszeiten (43 Prozent). Die Impflinge waren größtenteils zwischen 30 und 64 Jahre alt (58 Prozent Frauenanteil). Davon ließ sich knapp die Hälfte im November 2021 impfen.

Immerhin 20 Prozent der Geimpften hat sich zum ersten Mal gegen Influenza immunisieren lassen. Von den übrigen 80 Prozent gingen die meisten bislang zu ihrem Hausarzt. »Erste Adresse für Impfwillige sind immer noch die Arztpraxen«, kommentiert AOK-Chef Peter. Berend Groeneveld, Vorstandsvorsitzender des Landesapothekerverbandes Niedersachsen (LAV), ergänzt: »Grippeschutzimpfungen in Apotheken ergänzen das bestehende Impfangebot der Haus- und Fachärzte und bieten gerade für Menschen, die bislang noch nicht von den Impfangeboten erreicht werden konnten, eine niedrigschwellige Anlaufstelle.«

Groeneveld freut sich, dass das Impfangebot in Apotheken von den Patienten gut angenommen wird und hofft gemeinsam mit dem AOK-Vorstandsvorsitzenden, dass die Überführung der Modellprojekte in die Regelversorgung zum kommenden Herbst für eine Erhöhung der Impfquoten sorgen wird. Die Zielvorgabe der Europäischen Union, die eine Impfquote von 75 Prozent bei den älteren Menschen für die saisonale Grippeimpfung vorsieht, würden in Deutschland noch nicht annähernd erreicht.

Erst vergangenen Freitag hatte der Bundesrat das Pflegebonusgesetz durchgewunken. Darin wird verankert, dass ab der kommenden Grippesaison, also diesen Herbst, alle Apotheken bundesweit für alle gesetzlich und privat krankenversicherten Bürger ab 18 Jahren anbieten dürfen. Bislang war dies nur für Versicherte der teilnehmenden Krankenkassen in bestimmten Gebieten in Deutschland möglich. Nach Angaben der ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening von vergangener Woche ist mittlerweile jede zweite Apotheke impfbereit.

Auch gegen Covid-19 können die Apotheken in diesem Herbst flächendeckend Impfungen anbieten. Auch hier bescheinigt eine aktuelle Untersuchung höchste Patientenzufriedenheit mit diesem niedrigschwelligen Angebot. 

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