Grippeimpfstoff für Senioren jetzt im Handel |
Daniela Hüttemann |
10.11.2020 11:29 Uhr |
So sieht der US-Import von Fluzone aus. / Foto: Sanofi-Pasteur
Bereits am Freitag meldete das Paul-Ehrlich-Institut (PEI), dass der importierte Impfstoff nun im Handel sei. Ärzte, die Bewohner von Alten- und Pflegeheimen betreuen, könnten diesen nun über die Apotheken bestellen, die die Ware wiederum über den Großhandel beziehen können. Zu finden ist er über die PZN 16820047.
Das durch das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) beschaffte Kontingent sei auf 500.000 Dosen begrenzt, teilte die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) mit. Es soll vorrangig zur Vorbeugung von Influenza-Ausbrüchen in Pflege- und Altenheimen sowie Krankenhäusern eingesetzt werden. Fluzone High-Dose Quadrivalent von Sanofi ist bereits seit 2009 in den USA verfügbar. Diese Influenza-Vakzine enthält eine viermal so hohe Antigen-Dosis wie andere Grippeimpfstoffe und ist zugelassen für Personen ab einem Alter von 65 Jahren. Der gleiche Impfstoff wurde im Mai dieses Jahres auch in der EU unter dem Namen Efluelda® zugelassen, ist aber in Deutschland noch nicht auf dem Markt.
Von der amerikanischen Version kommen nun vier Chargen zu uns (UJ536AB, UJ547AA, UJ547AB und UJ547AC). Die Ware ist englisch beschriftet. Es liegt keine deutschsprachige Gebrauchsinformation bei. Das PEI stellt eine Übersetzung der Original-Packungsbeilage auf seiner Website zum Download bereit. Dort sind auch Fotos des Medikaments zu finden. Ausgeliefert werden Zehnerpackungen (zwei Blister à fünf Fertigspritzen ohne Kanülen), die nicht für den europäischen Markt serialisiert sind, das heißt es fehlen Datamatrixcode und Seriennummer. Die Packungen können daher nicht über das Securpharm-System verifiziert werden. Die abziehbaren Aufkleber auf den Fertigspritzen sollen zur Dokumentation der Impfung in den Impfpass geklebt werden.
Auch wenn es die Apotheker und Ärzte seit Wochen ganz anders erleben: Laut PEI und BMG gibt es offiziell noch keinen Versorgungsengpass. Das PEI bittet nun Verbraucher, aber auch Heilberufler, es hier zu melden, wenn sie keinen Impfstoff bekommen. Interessanterweise findet sich auf der dort verlinkten Lieferengpass-Liste bislang kein einziger der für diese Saison theoretisch verfügbaren Grippeimpfstoffe, was bar jeder Praxiserfahrung scheint. Dabei verspricht das PEI: »Sollten die Meldungen auf einen bevorstehenden Engpass hindeuten, geht das Paul-Ehrlich-Institut den Ursachen nach und setzt sich für geeignete Maßnahmen ein, um Abhilfe zu schaffen.«
Erst am Montag verwies das PEI auf die dieses Jahr erstmals durchgeführte Bedarfsermittlung für Grippeimpfstoffe, die freilich noch vor Erklärung der Coronavirus-Pandemie erfolgte. Bekanntlich wurde ursprünglich mit 20 Millionen benötigten Impfdosen für Deutschland gerechnet und sechs Millionen vom Bund nachbestellt. »Damit stehen 2020/2021 mehr saisonale Impfstoffdosen zur Verfügung als in einem der letzten zwölf Jahre, in denen meist weniger als 20 Millionen Dosen pro Saison verfügbar waren«, meldete das PEI gestern auf seiner Homepage. Die Erfahrungen der letzten Jahre hätten zudem gezeigt, dass die jeweils verfügbaren Impfstoffmengen nicht vollständig in der jeweiligen Saison verbraucht wurden, sondern nicht gebrauchte Impfstoffdosen in einer Größenordnung von mehreren Millionen vernichtet wurden.
Das wird dieses Jahr wohl anders sein. Beim PEI klingt das so: »Aktuell gibt es zunehmend Hinweise darauf, dass sich deutlich mehr Menschen impfen lassen, als in den vergangenen Jahren. Das wäre eine wichtige und erfreuliche Entwicklung und für die Impfprävention in Deutschland ein enormer Schritt nach vorne. Im Zusammenspiel mit den zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie eingeführten Infektionsschutzmaßnahmen böte sich dadurch die Chance, die jährliche Grippewelle stark einzudämmen. Dies kann natürlich auch dazu führen, dass – trotz der deutlich höheren Anzahl bereit gestellter Impfstoffdosen im Vergleich zur Anzahl der in den vergangenen Jahren verimpften Impfstoffdosen – Engpässe entstehen. Prioritär sollen daher, wie von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen, die Angehörigen der Risikogruppen geimpft werden.