Fokus auf Amyloid und Tau-Fibrillen |
In jüngerer Zeit haben Antikörperstudien (wieder) aufhorchen lassen (38, 39). Eine Antikörpertherapie gegen das Amyloid-Protein scheint greifbar nahe. Die Idee ist ebenso genial wie einfach: Spezifische Antikörper sollen die Amyloid-Plaques abräumen und lösliche Amyloid-Oligomere aus dem Gehirn entfernen (40). Frühere Antikörperstudien waren teils erfolglos oder wurden wegen bedeutender Sicherheitssignale abgebrochen (41).
Mit Aducanumab wurde erstmals ein Anti-Amyloid-Antikörper zur Behandlung der Alzheimer-Demenz von der U.S. Food and Drug Administration (FDA) zugelassen. Er kam allerdings nicht auf den Markt, weil schon die Zulassung gegen den Rat des Expertengremiums erfolgte und die Ergebnisse der Zulassungsstudien unter Neurologen sehr kontrovers beurteilt wurden. Die klinischen Studien zeigten zwar einen Abbau der Amyloid-Plaques (42, 43), jedoch hatte der Antikörper keine Auswirkungen auf die Verschlechterung der kognitiven Parameter bei den Patienten (44, 45).
Zudem zeigten sich teilweise ausgeprägte Nebenwirkungen, zum Beispiel Hirnschwellungen, Wassereinlagerungen im Hirngewebe sowie Übelkeit und Schwindel. ARIA (Amyloid-related imaging abnormalities) traten bei Patienten mit schnellem Verlauf schon vor Erreichen der Zieldosis von 10 mg/kg auf. Diese Ödeme oder Mikroblutungen im Gehirn erfordern eine engmaschige Überwachung der Patienten unter der Therapie mit Amyloid-Antikörpern (Kasten) (46–48).
Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat für Europa die Zulassung für Aducanumab folgerichtig abgelehnt. Dennoch wurden hier Entwicklungen für Antikörpertherapien angestoßen, die ebenso wie die Anwendung von Gantenerumab, Donanemab oder Lecanemab wichtige Erkenntnisse für die Amyloid-Hypothese und den klinischen Nutzen dieser Therapiestrategie lieferten (39, 49–52).
Werden monoklonale Antikörper gegen Amyloid-beta therapeutisch eingesetzt, müssen die Patienten vor allem in der Frühphase der Behandlung überwacht werden, da unerwünschte Nebenwirkungen wie ARIA auftreten können. ARIA steht für Amyloid-related imaging abnormalities.
In klinischen Studien wurden bei manchen Patienten Anomalien in MRT-Aufnahmen des Gehirns gefunden, die auf vasogene Ödeme (ARIA-E) oder zerebrale Mikroblutungen (ARIA-H) hinweisen können. Diese ARIA traten weitgehend symptomfrei auf. Bei einigen Patienten kam es aber auch zu Kopfschmerzen, Übelkeit oder Schwindel; bei wenigen Patienten traten Hirnblutungen auf. Die Behandlung mit Amyloid-Antikörpern erfordert daher eine regelmäßige MRT-Überwachung, um beim Auftreten von ARIA die Therapie zumindest zu unterbrechen.