Exoten unter sich |
Annette Rößler |
18.01.2024 16:30 Uhr |
Stichwort Komplementsystem: Dieses spielt bei der Kälteagglutinin Krankheit (CAD), einer weiteren seltenen Autoimmunerkrankung, eine entscheidende Rolle. Betroffene bilden Antikörper, die bei kalten Temperaturen an Erythrozyten binden. Eine anschließende Aktivierung des Komplementsystems führt schließlich zur Zerstörung der roten Blutkörperchen. Anämie und Fatigue sind die Folgen.
Auch bei CAD sei der C5-Hemmer Eculizumab getestet worden, informierte Wurglics. Das Ergebnis sei jedoch enttäuschend gewesen. In der DECADE-Studie habe sich kaum eine Verbesserung der kältebedingten Kreislaufsymptome gezeigt, gleichzeitig aber eine erhebliche Morbidität.
Dagegen konnten für Sutimlimab bei guter Verträglichkeit ein Anstieg des Hämoglobinspiegels, weniger benötigte Bluttransfusionen und eine Verbesserung der Fatigue bei CAD-Patienten nachgewiesen werden, sodass der gegen C1 gerichtete Antikörper zugelassen wurde und im vergangenen Jahr auf den Markt kam.
Perspektivisch könnte Iptacopan die Therapieoptionen bei CAD erweitern. Der oral bioverfügbare Wirkstoff ist ein proximaler Komplementinhibitor, der am Faktor B angreift und laut Wurglics in Phase-III-Studien mindestens ebenso wirksam war wie Eculizumab oder Ravulizumab. In den USA sei Iptacopan als Fabhalta® bereits zugelassen bei paroxysmaler nächtlicher Hämoglobinurie; bei CAD laufe zurzeit eine Phase-II-Studie.
Abschließend ging Wurglics noch auf die primäre biliäre Cholangitis (PBC) ein, bei der sich Autoantikörper gegen Mitochondrien finden. Bei der PBC kommt es zu einer chronisch progredienten Entzündung der intrahepatischen Gallengänge und letztlich zu deren Zerstörung. In der Folge stauen sich Gallensäuren in der Leber und greifen das Organ an.
Ursodesoxycholsäure (UDCA) ist das Mittel der Wahl bei PBC; »sie wirkt zytoprotektiv und verzögert die Krankheitsprogression«, sagte Wurglics. Allerdings spreche nur etwa die Hälfte der Patienten auf UDCA an. In diesen Fällen könne zusätzlich Obeticholsäure gegeben werden, wobei auch hiervon nur wiederum etwa die Hälfte der Patienten profitiere.