Obeticholsäure|Ocaliva®|29|2017 |
Intercept Pharma
5 mg Filmtabletten
10 mg Filmtabletten
Ocaliva ist indiziert zur Kombinationstherapie mit Ursodesoxycholsäure bei Patienten mit primärer biliärer Cholangitis (PBC), die unzureichend auf die Standardtherapie ansprechen, oder als Monotherapie bei Patienten, die Ursodesoxycholsäure nicht vertragen.
Ocaliva ist ein Orphan Drug.
Obeticholsäure ist ein selektiver, potenter Agonist am nukleären Farnesoid-X-Rezeptor (FXR), der in hohen Konzentrationen in Leber und Darm exprimiert wird. Vermutlich ist sie ein wichtiger Regulator in Gallensäure-, Entzündungs-, Fibrose- und Stoffwechselwegen. Durch Aktivierung des Rezeptors regulieren Gallensäuren ihren eigenen Metabolismus: Die Synthese nimmt ab, der Gallenabfluss aus der Leber zu. Auf diese Weise schützt FXR die Leberzellen vor hohen toxischen intrazellulären Gallensäure-Konzentrationen.
Bei nicht-zirrhotischen Patienten und Patienten mit Child-Pugh-Klassifikation A beträgt die Anfangsdosis 5 mg Obeticholsäure einmal täglich zu den oder unabhängig von den Mahlzeiten. Nach sechs Monaten kann die Dosis auf 10 mg erhöht werden, um ein optimales Ansprechen zu erzielen.
Patienten mit den Child-Pugh-Klassifikationen B und C erhalten zu Beginn der Therapie einmal wöchentlich 5 mg Obeticholsäure. Die Dosis kann nach drei Monaten auf zweimal wöchentlich 5 mg und anschließend – je nach Ansprechen und Verträglichkeit – auf zweimal wöchentlich 10 mg erhöht werden. Zwischen den Gaben sollten jeweils mindestens drei Tage Abstand eingehalten werden.
Viele Patienten reagieren auf die Medikation mit verstärktem Juckreiz. Sie können zusätzlich Gallensäure-bindende Harze oder Antihistaminika einnehmen, die Tagesdosis oder die Einnahmehäufigkeit von Obeticholsäure reduzieren oder eine Therapiepause einlegen. Gallensäurebinder wie Cholestyramin, Colestipol oder Colesevelam können jedoch die Wirksamkeit von Obeticholsäure reduzieren. Daher sollte der Apotheker den Patienten erklären, dass zwischen den Einnahmen mindestens vier bis sechs Stunden Abstand liegen sollten.
Bei gemeinsamer Verabreichung von Obeticholsäure und Warfarin sollte der INR-Wert überwacht und die Warfarin-Dosis bei Bedarf angepasst werden.
Obeticholsäure kann die Exposition gegenüber gleichzeitig angewendeten CYP1A2-Substraten erhöhen. Haben diese eine geringe therapeutische Breite, wird eine Therapieüberwachung empfohlen. Dies gilt zum Beispiel für Theophyllin und Tizanidin.
Gallensäure-bindende Harze wie Cholestyramin, Colestipol oder Colesevelam können die Wirksamkeit von Obeticholsäure reduzieren. Bei gleichzeitiger Anwendung muss die Einnahme der Obeticholsäure daher mindestens vier bis sechs Stunden vor oder vier bis sechs Stunden nach der Einnahme des Gallensäure-bindenden Harzes erfolgen beziehungsweise in möglichst großem Abstand dazu.
Die Therapie mit Obeticholsäure bessert nicht die Symptome. Zu Studienbeginn berichteten etwa 60 Prozent der Patienten über Juckreiz. Unter der Behandlung nahm die Rate sogar zu und war die häufigste zum Therapieabbruch führende Nebenwirkung. Meist trat der Pruritus im ersten Behandlungsmonat auf, klang aber im Lauf der Zeit tendenziell ab. Die Nebenwirkung ist dosisabhängig: Im Vergleich zu Patienten, die von Anfang an 10 mg Obeticholsäure bekamen, litten im Titrierungsarm weniger Patienten an Pruritus (70 versus 56 Prozent) und brachen die Therapie deswegen seltener ab (10 versus 1 Prozent). Ebenfalls sehr häufig waren Fatigue (22 Prozent) sowie Schmerzen und Beschwerden im Bauchraum.
Kontraindiziert ist Ocaliva bei Patienten mit totalem Gallengangverschluss sowie bei Patienten mit dekompensierter Leberzirrhose oder mit einer vorherigen hepatischen Dekompensation.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Wirksamkeit und Sicherheit von Obeticholsäure wurden in der randomisierten, doppelblinden POISE-Studie über zwölf Monate geprüft. Eingeschlossen waren 216 Patienten, die entweder einmal täglich 10 mg Ocaliva oder eine Ocaliva-Titrierung (5 mg, nach sechs Monaten je nach Ansprechen und Verträglichkeit erhöht auf 10 mg) oder Placebo bekamen. Der primäre Endpunkt war erreicht, wenn der Blutspiegel an Alkalischer Phosphatase (AP) unter das 1,67-Fache der Obergrenze des Normalwerts abfiel, zusätzlich der AP-Wert um mindestens 15 Prozent gegenüber dem Ausgangswert abnahm und sich der Bilirubinwert normalisierte. Der Rückgang der Leberwerte gilt als Prädiktor für einen günstigen Verlauf, etwa für ein verlängertes Gesamt- und transplantationsfreies Überleben. Bei suboptimalem biochemischem Ansprechen haben die Patienten eine schlechtere Prognose.
Nach zwölf Monaten erreichten 48 und 46 Prozent der Patienten in den Verumgruppen den primären Endpunkt gegenüber 10 Prozent unter Placebo. Dass der Erfolg dosisabhängig ist, zeigte sich bei der Analyse nach sechs Monaten: Unter 5 mg Obeticholsäure sprachen 34 Prozent der Patienten an, mit 10 mg waren es 51 Prozent (Placebo 7 Prozent).
Die primäre biliäre Cholangitis, früher primäre biliäre Zirrhose genannt, ist eine autoimmun vermittelte Lebererkrankung, bei der es zu entzündlichen Veränderungen der intrahepatischen Gallenwege und in der Folge zur Cholestase kommt. Die Erkrankung verläuft sehr unterschiedlich: von symptomlos über Leberfibrose und -zirrhose bis hin zum Transplantationsbedarf und Tod.
Bei der Lagerung von Ocaliva sind keine besonderen Bedingungen einzuhalten.
Ocaliva ist verschreibungspflichtig.
Obeticholsäure
Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).
Vorsichtshalber sollte Ocaliva schwangeren Frauen nicht gegeben werden. In der Stillzeit muss entschieden werden, ob auf die Therapie mit Ocaliva oder auf das Stillen verzichtet werden soll.
Letzte Aktualisierung: 20.06.2022