EU-Zulassung für antiviralen Wirkstoff gegen Pocken |
Daniela Hüttemann |
13.01.2022 10:30 Uhr |
Mit Pocken kann man sich theoretisch nur noch bei der Laborarbeit anstecken – oder wenn die eigentlich ausgerotteten Viren als Kampfstoff eingesetzt würden. / Foto: Getty Images/D-Keine
Tecovirimat darf bei einer Infektion mit Pocken, Affenpocken oder Kuhpocken bei Erwachsenen sowie Kindern, die mindestens 13 kg wiegen, eingesetzt werden. Zudem ist es indiziert zur Behandlung von Komplikationen nach einer Lebendimpfung gegen Pocken, wenn sich das Impfvirus replizieren sollte.
Tecovirimat hemmt die Aktivität des peripheren Membranproteins von Orthopoxviren (VP37), das diese für die Bildung der Virushülle und Virusfreisetzung aus der Wirtszelle benötigen. Es wird produziert und vertrieben von der US-Firma Siga Technologies, die auf die Entwicklung von Medikamenten gegen chemische, biologische und atomare Kampfstoffe sowie neue Infektionskrankheiten spezialisiert ist. Unter dem Namen Tpoxx® ist der Wirkstoff bereits seit 2018 in den USA zugelassen, in Europa wird das Fertigarzneimittel in Kapselform den Namen »Tecovirimat SIGA« tragen.
Bei infizierten Affen und Kaninchen überlebten mehr als 90 Prozent der Versuchstiere, wenn sie 10 mg beziehungsweise 40 mg Tecovirimat pro kg Körpergewicht bekamen. Auf Basis der Tiermodelle wurde die Dosis für Menschen berechnet und die Verträglichkeit und Sicherheit in einer placebokontrollierten Studie bei nicht infizierten Menschen getestet. Die empfohlene Dosis für Erwachsene und Kinder ab 40 kg im Fall der Fälle wäre zweimal täglich 600 mg über 14 Tage, für leichtere Kinder wird sie angepasst. Beobachtete Nebenwirkungen an gesunden Probanden waren Kopfschmerzen, Übelkeit, Bauchschmerzen und Erbrechen.
Ob und in welcher Menge Deutschland Tecovirimat einlagern wird, ist der Pharmazeutischen Zeitung nicht bekannt.