Entzündung stoppen, Remission erhalten |
Die autologe Stammzelltransplantation (ASCT) ist eine relevante Behandlungsoption für die schwersten MC-Fälle, wenn die Patienten auf keine anderen Behandlungen ansprechen. Die ASCT sollte jedoch sehr erfahrenen Zentren vorbehalten bleiben. Die Entwicklung sicherer Behandlungsprotokolle bleibt die wichtigste Herausforderung.
Die mesenchymale Stammzelltherapie (MSC) ist eine innovative Therapie und zugelassen zur Behandlung komplexer perianaler Fisteln bei Erwachsenen mit nicht oder schwach aktivem, luminalen Morbus Crohn, wenn die Fisteln auf eine oder mehrere konventionelle oder biologische Therapien nicht adäquat angesprochen haben. Diese minimalinvasive Therapie zeigt überraschend hohe Erfolgsraten bei dieser sehr schwer zu behandelnden Komplikation (20). Während die MSC-Therapie in großen Zentren etabliert ist, beschränken Kosten, logistische Herausforderungen und der Mangel an Langzeitdaten die weitere Verbreitung.
Darvadstrocel (Alofisel®) besteht aus einer Suspension von expandierten humanen allogenen, von Fett abgeleiteten mesenchymalen Stammzellen und wurde 2018 als erste Therapie mit MSC in der EU zugelassen.
Das Gebiet der CED-Therapeutika hat enorme Fortschritte erfahren und die Wirksamkeit neuer Wirkstofftargets wie IL-12/IL-23, des JAK/STAT-Signalwegs und S1P wurde in Studien nachgewiesen. Der JAK-Hemmer Tofacitinib wurde kürzlich für die CU zugelassen; weitere Arzneimittel derselben Klasse werden erwartet. In ähnlicher Weise wurde Ustekinumab in Europa für MC und CU zugelassen. In klinischen Studien werden weitere Anti-IL-12/IL-23-Medikamente eingesetzt. Ozanimod ist der in klinischen Studien am weitesten fortgeschrittene S1P-Inhibitor.
Die Wirksamkeit aller Arzneistoffe liegt jedoch nur etwa 15 bis 40 Prozent über der von Placebo, abhängig von den Endpunkten und der Erfolgsrate der Placebogruppe in der jeweiligen Studie. Dies legt nahe, dass kein einzelnes Molekül die Heilung für alle Patienten ermöglicht. Erfolg versprechend könnte die Identifizierung von Biomarkern sein, die für Untergruppen von Patienten eine spezifischere »personalisierte Medizin« ermöglichen.
Alternativ könnten Medikamente systematisch kombiniert werden, um die Erfolgschancen zu erhöhen – bei vertretbarem Nebenwirkungsprofil.
Die frühzeitige Behandlung mit Biologicals ist nach einer aktuellen systematischen Metaanalyse (21) sowohl bei erwachsenen als auch bei pädiatrischen Crohn-Patienten mit besseren klinischen Ergebnissen verbunden, nicht nur in prospektiven klinischen Studien, sondern auch im klinischen Alltag. In jedem Fall legt die Beobachtung spontaner Remissionen und kompletter Rückgänge jeglicher Krankheitsaktivität über längere Zeit oder dauerhaft bei einer Untergruppe von Patienten nahe, dass eine Heilung des Morbus Crohn theoretisch möglich ist.
Mesenchymale Stammzellen sind aktuell eine vielversprechende Behandlungsoption für Fisteln bei MC-Patienten. Die autologe Stammzelltransplantation könnte künftig als letzter Ausweg für Patienten etabliert werden, die bei allen anderen Behandlungsoptionen refraktär geblieben sind.
Elke Roeb studierte Humanmedizin und Health Care Management an den Universitäten in Aachen und Frankfurt, unterstützt durch ein Stipendium der Friedrich-Naumann-Stiftung. Sie ist Gastroenterologin, Hepatologin und Intensivmedizinerin. Seit 2005 leitet Professor Dr. Roeb den Schwerpunkt Gastroenterologie am Universitätsklinikum UKGM Gießen sowie an der Justus- Liebig-Universität Gießen. Während dieser Zeit haben sie und ihr Team innovative Tiermodelle und therapeutische Strategien zu Leberfibrose und antifibrotischen Therapieansätzen entwickelt. Sie ist Mitglied großer gastroenterologischer und hepatologischer Fachgesellschaften sowie Vorsitzende des Kuratoriums der Deutschen Leberstiftung. Ihre wissenschaftlichen Arbeiten umfassen die zelluläre Physiologie der Leber, die Molekularbiologie der Leberfibrose, die Rolle von HBV bei der Hepatokarzinogenese sowie die Stratifizierung und Optimierung antifibrotischer Ansätze. Professor Roeb ist Erstautorin und Koordinatorin der aktuellen deutschsprachigen Leitlinie Fettlebererkrankungen.