Entzündung mit Fernwirkung |
Generell wird eine Schleimhautentzündung als Mukositis bezeichnet, im Mundhöhlenraum spricht man von Stomatitis. Diese ist – unabhängig von der Ausprägung – in jedem Fall schmerzhaft. Die Betroffenen klagen über ein brennendes Gefühl beim Essen und Trinken und Schmerzen bei Berührung, zum Beispiel mit der Zahnbürste oder Zunge. Zu erkennen sind einzelne oder mehrere Stellen mit geschwollener, geröteter Mundschleimhaut, die manchmal weißlich erscheinen. Zahlreiche Ursachen kommen infrage (Tabelle).
Weitverbreitet ist die rezidivierende Stomatitis aphthosa (RSA). Die genaue Ursache ist unbekannt, aber oft wird eine Störung der angeborenen Immunität vermutet und die RSA als autoinflammatorische Erkrankung klassifiziert (26). Charakteristisch sind wiederkehrende schmerzhafte Ulzera der Mundschleimhaut. Das Spektrum reicht von einzelnen Läsionen (zwei- bis viermal/Jahr) bis zu einer nahezu ununterbrochenen Erkrankung, bei der sich ständig neue Geschwüre bilden, sobald die alten abheilen. Da einige Erkrankungen, zum Beispiel das Behçet-Syndrom, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa oder Xerostomie, ähnlich aussehende Ulzera im Mundbereich verursachen, sollte man die Patienten zur Differenzialdiagnose an einen Arzt verweisen.
Klein und gemein: Aphthen können starke, mehrere Tage anhaltende Schmerzen verursachen; diese stehen in keinem Verhältnis zur Größe der Läsion. / © Imago/Panthermedia
Betroffen sind insbesondere Personen mit prädisponierenden Faktoren; dazu zählen beispielsweise Nahrungsmittelallergien (etwa Schokolade, Erdnüsse, Eier), lokale Schleimhautverletzungen (durch scharfe Zähne, Zahnbehandlung), Medikamente (Antibiotika, Antiepileptika, Diuretika, Chemotherapeutika, entzündungshemmende und antiretrovirale Medikamente), endokrine Störungen (Zöliakie, Diabetes mellitus, Autoimmunerkrankung der Schilddrüse) oder Stress.
Gemäß einer europäischen Leitlinie von 2022 gibt es keine definierte Behandlung für die Stomatitis aphthosa (26). Um die Beschwerden zu lindern, werden topische Corticosteroide, Antibiotika und Analgetika empfohlen. Diese sollten jedoch unter ärztlicher Aufsicht, zeitlich begrenzt und nicht zu häufig angewandt werden, da Pilzinfektionen, Resistenzen oder Nebenwirkungen auftreten könnten. So erwies sich Chlorhexidindigluconat (in oralen Antiseptika) zytotoxisch gegenüber menschlichen Fibroblasten und Osteoblasten. Systemische, nicht steroidale Antirheumatika oder Steroide zeigten gastrointestinale und kardiale Toxizität sowie nephrotoxische Nebenwirkungen (26). In manchen Fällen kann die Einnahme von Vitamin B1, B2, B6, B12, Folat oder Eisen die aphthöse Stomatitis verbessern (27).
Marion Hofmann-Aßmus absolvierte eine Ausbildung als veterinärmedizinisch-technische Assistentin und studierte anschließend Biologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Promoviert wurde sie 1999 mit einer Arbeit zur molekularen Kardiologie an der Chemischen Fakultät der LMU München. Seither ist sie freiberuflich in verschiedenen Redaktionen und als Fachjournalistin tätig.