Pharmazeutische Zeitung online
Parodontitis

Entzündung mit Fernwirkung

Eine Parodontitis ist nicht nur ein lokales Problem. Die Entzündung ist mit Systemerkrankungen wie Diabetes mellitus, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Demenz assoziiert. Auch Xerostomie und Aphthen belasten die Lebensqualität. Doch wie beeinflussen Munderkrankungen das System?
Marion Hofmann-Aßmus
25.05.2025  08:00 Uhr

Einfluss auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Der systemische Entzündungszustand kann zudem die Gesundheit der Blutgefäße beeinträchtigen. In einer US-amerikanischen Studie mit mehr als 6000 Teilnehmenden und einer Nachbeobachtungszeit von 25 Jahren verringerte sich das Risiko für ischämischen Schlaganfall und Vorhofflimmern durch die regelmäßige Verwendung von Zahnseide signifikant: für ischämischen Schlaganfall um 22 Prozent, für kardioembolischen Schlaganfall um 44 Prozent, für Vorhofflimmern um 12 Prozent (12). Erstautor Professor Dr. Souvik Sen führte dies darauf zurück, dass die regelmäßig angewandte Zahnseide entzündliche orale Infektionen und Zahnfleischerkrankungen reduzieren kann.

Belastend für den gesamten Organismus ist auch der ständige Eintrag von Bakterien in die Blutbahn. Die Bakteriämie kann zu einer Endokarditis (Herzinnenhautentzündung) führen. Vor allem Menschen mit künstlichen Herzklappen sowie mit künstlichen Hüft- oder Kniegelenken scheinen gefährdet zu sein (13).

Beschleunigt Parodontitis eine Demenz?

Die Häufigkeit von Parodontitis und Zahnlosigkeit nimmt mit dem Alter zu (14). Das gilt insbesondere für Personen, die in Heimen leben, da hier im Vergleich zu selbstständig wohnenden Menschen weniger zahnärztliche Kontrollen stattfinden und oft nur bei Zahnschmerzen behandelt wird.

Ein fortschreitender kognitiver Abbau geht meist mit einer schlechteren Zahnpflege und abnehmender Mundgesundheit einher. In einer umfassenden Registerstudie aus Taiwan entwickelten Personen mit (Alzheimer-)Demenz signifikant häufiger eine Parodontitis als kognitiv gesunde Menschen der gleichen Altersgruppe (15).

Ist also die Parodontitis dafür verantwortlich, dass sich eine Demenzerkrankung entwickelt oder eine vorhandene Demenz schneller voranschreitet? Die Frage der Kausalität ist noch nicht geklärt. Es werden jedoch mögliche Zusammenhänge diskutiert (16). Dazu zählen die Auswirkungen einer chronischen Entzündung mittels Entzündungsmediatoren wie CRP, die die Blut-Hirn-Schranke überwinden können.

Möglich wäre auch eine Infektion des Gehirns durch Mundkeime wie Porphyromonas (P.) gingivalis, der als Hauptverursacher der Parodontitis gilt und mit systemischen Erkrankungen wie der Alzheimer-Demenz in Zusammenhang gebracht wird. Bei Menschen mit Alzheimer-Demenz wurde P. gingivalis selbst, aber auch dessen toxische Stoffwechselprodukte, die Gingipaine, in erhöhter Konzentration im Gehirn nachgewiesen. Gingipaine wirken neurotoxisch und schädigen das Tau-Protein (17). Möglicherweise nutzt P. gingivalis einen neu entdeckten Mechanismus, um das Immunsystem zu manipulieren und der Immunabwehr zu entkommen (18).

Eine europäische Beobachtungsstudie deutet ebenfalls darauf hin, dass Parodontitis ursächlich mit Demenz verbunden sein könnte (19). Hier waren eine schlechte parodontale Gesundheit sowie Zahnverlust mit einem erhöhten Risiko für kognitiven Abbau und Demenz assoziiert.

Könnte umgekehrt eine parodontale Therapie den kognitiven Abbau vermindern? Mit dieser Frage befasste sich eine epidemiologische Studie in Deutschland, in der 177 behandelte, parodontal Erkrankte mit 409 unbehandelten Kontrollpersonen verglichen wurden (20). Die Behandlung der Parodontitis hatte einen moderaten Effekt und verbesserte das »Gehirnalter« um etwa zwei bis drei Jahre. Jedoch scheint sich die Parodontaltherapie eher bei jüngeren Menschen positiv auf das Demenzrisiko auszuwirken (22).

Welche Folgen es für die Kognition hat, wenn der Keim P. gingivalis oder dessen Gingipaine medikamentös blockiert werden, untersuchte eine US-amerikanische Studie in In-vitro-Versuchen und in Mausmodellen (17). Die Blockade mit niedermolekularen Gingipain-Inhibitoren verringerte unter anderem die Infektionsrate von P. gingivalis im Gehirn sowie die Neuroinflammation; die Autoren schließen daraus auf eine geringere Neurodegeneration. Die Übertragung des Behandlungsansatzes auf den Menschen brachte jedoch nicht die gewünschten Effekte. Einerseits erwies sich das Medikament als lebertoxisch, andererseits gab es kaum Verbesserungen hinsichtlich des kognitiven Abbaus (21).

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa