Entzündung mit Fernwirkung |
Nicht nur chronische Entzündungen, sondern auch die lokale Speichelproduktion beeinflusst die Mundgesundheit und damit die Lebensqualität nachhaltig. Die großen und kleinen Kopfspeicheldrüsen bilden täglich zwischen 1,0 und 1,5 Liter Speichel. Im Lauf des Lebens verändert sich dessen Zusammensetzung nur unwesentlich, allerdings nehmen die Speichelflussraten im Alter ab (2).
Hilfreich bei trockenem Mund / © Getty Images/Igor Barilo
Von Mundtrockenheit (Xerostomie oder Sicca-Syndrom) spricht man bei Speichelmengen von weniger als 0,1 ml/min im Ruhezustand oder weniger als 0,5 ml/min nach Stimulation, zum Beispiel mit Pfefferminzbonbons. Schätzungen zufolge betrifft die Xerostomie etwa 30 Prozent der Über-65-Jährigen und ist fast immer pathologisch bedingt. Dafür kommt eine ganze Reihe von Ursachen infrage, beispielsweise Bestrahlungen im Kopf-Hals-Bereich bei Krebserkrankungen, eine Chemotherapie oder Autoimmunerkrankungen wie das Sjögren-Syndrom. Gerade bei Älteren kann auch ein Flüssigkeitsmangel aufgrund zu geringer Trinkmengen dahinterstecken.
Apothekenteams sollten besonders auf anticholinerg wirksame Medikamente achten. Dazu zählen etwa Antihistaminika, einige Antihypertensiva, Psychopharmaka, spasmolytische Urologika und Opioidanalgetika. Auch Diuretika können den Speichelfluss beeinträchtigen (2).
Xerostomie ist nicht nur schmerzhaft und quälend, sondern mindert auch die Mundgesundheit. Denn im Speichel enthaltene Substanzen wie Bicarbonat, Phosphat und Proteine neutralisieren zahnschädliche Säuren, während Fluorid, Calcium und Phosphat wichtig sind für die Remineralisierung der Zähne. Zudem nimmt die spülende Wirkung des Speichels ab, wodurch Essensreste und Bakterien im Mund verbleiben. Das führt zu vermehrtem Mundgeruch und erhöht das Risiko für Karies.
Das Apothekenpersonal kann hier verschiedene Produkte vorhalten, beispielsweise Kaugummis (ohne Zucker) oder Lutschtabletten sowie Speichelersatzpräparate in Form von Mundspüllösung, Spray oder Gel.
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In den meisten Fällen entsteht Mundgeruch (Halitosis oder Foetor ex ore) durch den bakteriellen Abbau von Nahrungsmittelresten in den Zahnzwischenräumen, den Zahntaschen oder unter schlecht sitzenden Kronen oder Zahnersatz (23). Rauchen und Nahrungsmittel wie Zwiebeln oder Knoblauch, Milchprodukte und Süßigkeiten sind ebenso Ursachen wie gingivale oder parodontale Erkrankungen. Eher selten stecken gastrointestinale Störungen wie die gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD), Nierenerkrankungen oder Tumoren in der Speiseröhre oder im Magen dahinter (24).
Ursächliche körperliche Erkrankungen sowie Zahnerkrankungen sollten natürlich behandelt und schlecht sitzende Kronen oder Zahnersatz korrigiert werden. Darüber hinaus ist vor allem eine regelmäßige Mundhygiene zu empfehlen. Hilfreich können Mundspülungen mit Chlorhexidin oder Cetylpyridiniumchlorid sein, die den bakteriellen Belag auf der Zunge verringern, der zu Mundgeruch beitragen kann (25). Chlor- und Zink-haltige Mundspülungen können auch unangenehm riechende Schwefelverbindungen neutralisieren.