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Schwere Nebenwirkungen

EMA startet Sicherheits-Review zu Januskinase-Hemmern

Die Europäische Arzneimittelagentur EMA will genauer untersuchen, wie es um das Sicherheitsprofil der JAK-Inhibitoren insgesamt steht. Denn in Studien mit einzelnen Vertretern dieser Wirkstoffklasse hatte es Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für Krebs und kardiovaskuläre Probleme gegeben.
Daniela Hüttemann
11.02.2022  15:30 Uhr

Januskinase-Inhibitoren (JAK-Inhibitoren) werden seit rund zehn Jahren bei verschiedenen Autoimmunerkrankungen eingesetzt. Je nach Wirkstoff sind sie derzeit unter anderem in den Indikationen rheumatoide Arthritis, Psoriasis-Arthritis, Colitis ulcerosa und atopische Dermatitis (Neurodermitis) zugelassen. Sieben JAK-Hemmer sind in Deutschland auf dem Markt, der neueste (Abrocitinib) erst seit Januar diesen Jahres.

In einer klinischen Studie mit einem der ersten Vertreter, Tofacitinib (Xeljanz®), hatte sich gezeigt, dass Rheumapatienten mit einem erhöhten Risiko für Herzerkrankungen ein höheres Risiko für ein schweres kardiovaskuläres Ereignis wie Herzinfarkt oder Schlaganfall, auch mit Todesfolge, hatten. Zudem war ihr Risiko, eine Krebserkrankung zu entwickeln, höher als bei Patienten, die mit einem TNF-α-Inhibitor behandelt wurden. Insgesamt war das Risiko unter Tofacitinib höher für Tod jeglicher Ursache, schwere Infektionen sowie venöse Thromboembolien (VTE). Hier wurden die Fach- und Gebrauchsinformationen bereits entsprechend angepasst.

Vorläufige Ergebnisse einer anderen Beobachtungsstudie mit Baricitinb (Olumiant®) deuten darauf hin, dass auch hier die mit dem JAK-Inhibitor behandelten Rheumapatienten ein höheres Risiko für schwere kardiovaskuläre Probleme und VTE haben könnten als diejenigen unter TNF-α-Therapie.

Die EMA will nun untersuchen, ob es sich um einen Klasseneffekt handelt. Zwar wirken alle verfügbaren JAK-Inhibitoren auf den gleichen proinflammatorischen Signalweg ein. Doch unterscheiden sie sich im Detail, vor allem welche JAK-Untereinheiten sie hemmen, was unterschiedliche Nebenwirkungsprofile erklären könnte, wie erst kürzlich Dr. Stefan Laufer, Professor für Pharmazeutische Chemie, beim Fortbildungskongress Pharmacon@home erläutert hatte.

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