Eine Tablette gegen Schlafapnoe |
Annette Rößler |
25.04.2022 09:00 Uhr |
Viele Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe sind übergewichtig und schnarchen laut. Eine Überdruckbeatmung kann helfen, wird aber aufgrund der sperrigen Maske oft nicht toleriert. / Foto: Adobe Stock/Rafael Ben-Ari
Bei obstruktiver Schlafapnoe (OSA) kommt es zu wiederholten, kurzen Atemaussetzern im Schlaf. Daraus resultiert eine vorübergehende Unterversorgung des Betroffenen mit Sauerstoff, die ihn hochschrecken und tief Luft holen lässt. Das beeinträchtigt die Erholungswirkung des Schlafs, sodass Betroffene tagsüber ständig müde sind und auch ein erhöhtes Herz-Kreislauf-Risiko haben.
Zur Behandlung der Tagesschläfrigkeit sind mit dem Dopamin- und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer Solriamfetol (Sunosi®) und dem Histamin-H3-Rezeptorantagonisten Pitolisant (Ozawade®) zwei Arzneistoffe verfügbar. Zur Verbesserung der Sauerstoffversorgung im Schlaf ist derzeit die nächtliche Überdruckatmung (CPAP) per Maske Standard, die jedoch viele Patienten als unbequem empfinden. Alternativ oder ergänzend kann laut der S3-Leitlinie »Nicht erholsamer Schlaf/Schlafstörung« eine Unterkieferprotrusionsschiene eingesetzt werden.
Zustande kommen die Atemaussetzer, wenn die im Schlaf erschlaffende Muskulatur der oberen Atemwege diese versperrt. Prädisponiert für eine OSA sind somit Menschen mit engen Atemwegen und einem im Schlaf stark abfallenden Muskeltonus. Darüber hinaus spielen aber auch nicht anatomische Faktoren eine Rolle, etwa wie leicht der Betreffende bei Sauerstoffmangel aufwacht (Arousalschwelle) und wie sensibel die Chemosensoren des Gehirns auf CO2 reagieren. Führt bereits ein geringer Anstieg des CO2-Gehalts im Blut zu tiefem Luftholen, bezeichnet man das als erhöhten Loop Gain (siehe Kasten).
Die nicht anatomischen Ursachen der obstruktiven Schlafapnoe sind ein interessantes Forschungsfeld, da sich hier auch medikamentöse Angriffspunkte bieten könnten. Schon 2013 berichtete eine Gruppe um Professor Dr. Danny J. Eckert von der University of New South Wales in Sydney, Australien, im »American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine«, dass bei zwei von drei OSA-Patienten (69 Prozent) mindestens ein nicht anatomisches pathophysiologisches Merkmal der Erkrankung vorliegt (DOI: 10.1164/rccm.201303-0448OC). Übergeordnete Kategorien dieser Merkmale seien eine niedrige Arousalschwelle, ein erhöhter Loop Gain und eine beeinträchtigte Funktion der Rachenmuskulatur.