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BPhD-Serie Studium+

Eine Approbation, viele Möglichkeiten

Am 20. Mai startete die digitale Veranstaltungsserie »Studium+« des Bundesverbandes der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD). Dabei stellen sich monatlich Apotheker vor, deren Lebenslauf heraussticht, und berichten von ihrem Berufsalltag. Den Anfang machte der Start-up-Gründer und Buchautor Tamim Al-Marie.
Anna Carolin Antropov
08.06.2021  07:00 Uhr
Eine Approbation, viele Möglichkeiten

»Studierende wissen oft nicht, wie es nach dem Pharmaziestudium weitergehen soll«, sagte Bianca Partheymüller als Beauftragte für Lehre und Studium beim BPhD vergangene Woche beim Start des neuen Veranstaltungsformats. »Vielen ist nicht bewusst, welche zahlreichen Berufsmöglichkeiten es für Jungapprobierte gibt. Das haben unsere Umfragen gezeigt.« Daher rief sie beim BPhD das Projekt »Studium+« ins Leben.

Einmal pro Monat sollen Apotheker mit eher untypischen Tätigkeiten aus ihrem Berufsalltag berichten. Im weiteren Verlauf sind zudem Workshops und Trainings geplant. Die Veranstaltungsserie soll bei Studierenden Impulse für die Berufswahl setzen, ihnen einen Blick über den Tellerrand hinaus bieten und sie zum Durchhalten im Studium motivieren. Denn durch den Praxisbezug falle das Lernen leichter, so Partheymüller.

Apotheker als Start-up-Gründer

Zum Auftakt der neuen Online-Veranstaltung stellte sich der 26-jährige Apotheker Tamim Al-Marie aus Leipzig vor. Eigentlich wollte er nach seinem Studium im Bereich »Digital Health« arbeiten, doch dann kam ihm die Geschäftsidee eines Impfnachweises aus der Apotheke und er gründete ein Start-up. Im Bereich der Unternehmensgründung hatte er bereits während des Studiums Erfahrungen sammeln können, als er in einem Unternehmen, dem sogenannten »Start-up-Inkubator«, jobbte. Dieses unterstützt Jungunternehmer bei der Geschäftsgründung mit Knowhow. »Das war ein guter Deal: Die Firma bildete mich aus und jetzt arbeiten wir zusammen an meiner Geschäftsidee«, erklärte er.

Er ist Geschäftsführer des Projekts »Immunkarte Covid-19«: Dabei sollen Geimpfte oder Genese in teilnehmenden Apotheken vor Ort ihren Impfpass oder positiven PCR-Test vorlegen können. Die Apotheke speichert die Daten dann als Nachweis auf der »Immunkarte«. Friseure, Cafés, Kinos und Co können diese via kostenfreier App abscannen und einfach verifizieren, dass ein Immunschutz vorliegt und kein Schnelltest nötig ist. Diese Methode soll »die gesetzlichen Regularien alltagstauglich umsetzen«, erklärte Al-Marie bei der Veranstaltung.

In der Theorie plante er, erst eine ausreichende Zahl an teilnehmenden Apotheken und passenden Akzeptanzpartnern, also Firmen, die die Immunkarte anstelle eines Impfpasses akzeptieren, zu finden, bevor er die Immunkarte an Endverbraucher vermarkten wollte. In der Praxis löste die plötzliche Medienpräsenz jedoch einen kleinen Hype aus, sodass nun bereits hunderte Kunden eine Immunkarte besitzen, obwohl eine behördliche, offizielle Anerkennung fehlt. Denn bisher gebe es keine DIN-ISO-Norm für einen digitalen Impfnachweis. Die Suche nach dem verantwortlichen Amt habe sich als Odyssee entpuppt. Obwohl der Jungunternehmer all diese Komplikationen stets transparent kommunizierte, fürchtete er anfangs negatives Feedback. »Doch die Kunden verstehen, dass es ein Prozess ist.«

Al-Marie pflegt Kontakt zu Politikern, bleibt hartnäckig und optimistisch. Auch das habe er während seines Studiums gelernt: »Du hast Aufgaben, von denen du nicht weißt, wie du diese bewältigen sollst – aber du fuchst dich rein und findest einen Weg.« Die Arbeit an der Immunkarte lässt in seinem Leben momentan wenig Raum für anderes. Eine Baumarktkette hat nun die IT-Anbindung geprüft und es geht schrittweise vorwärts. Er hofft, dass die Immunkarte künftig an die Corona-Warn-App oder eine Impfdokumentation via QR-Code angebunden werden könne. »Das Spannende bei einem Start-up ist: Man lernt jeden Tag sehr viel«, resümierte der 26-Jährige.

Schon während seines Studiums schlug Al-Marie einen eher unkonventionellen Werdegang ein. So pausierte er zweimal je ein Jahr, um das Lernen zu vertiefen und durch Praktika nicht nur seinen Lebenslauf aufzupolieren, sondern auch seinen Horizont zu erweitern. Dabei baute er sich ein Netzwerk auf, sodass in seiner Vita jetzt unter anderem Forschungspraktika bei namhaften Firmen wie »Bayer« auftauchen. »Es ist wichtig, dass man die Pause aus einem legitimen Grund macht«, betonte er. Er persönlich habe Praxiserfahrung gesucht, um das Gelernte besser zu vernetzen und sich die Frage nach dem »Warum« zu beantworten.

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