Ein Kongress wie keiner zuvor |
Annette Rößler |
14.09.2020 13:30 Uhr |
Statt live in Sevilla konnte FIP-Präsident Dominique Jordan die Teilnehmer des FIP-Kongresses in diesem Jahr nur per Videochat begrüßen. / Foto: FIP (Archivbild)
Es ist immer ein wenig aufregend, wenn beim FIP-Kongress einmal im Jahr Apotheker aus aller Welt zusammenkommen, um sich über die neuesten Entwicklungen in ihren Ländern auszutauschen. Aufregend und inspirierend zugleich, denn Eines wird beim FIP-Kongress stets deutlich: Wo und unter welchen Bedingungen auch immer Apotheker ihrer Profession nachgehen, sind die angestrebten Ziele, aber auch die Herausforderungen oft ähnlich. Überall auf der Welt wollen Apotheker ihren Beitrag zu einer möglichst idealen Versorgung von Patienten mit Arzneimitteln leisten. Die Berichte über Initiativen und Projekte in anderen Ländern bieten dabei viele Anregungen für die eigene Situation.
In diesem Jahr hat das Coronavirus dem internationalen Apothekertreffen einen Strich durch die Rechnung gemacht, aber dem FIP ist es gelungen, die Atmosphäre des Kongresses auch bei der Online-Veranstaltung zu schaffen. Das zeigten die vielen Kommentare und Grüße von Teilnehmern im Chat bei der gestrigen Eröffnung. FIP-Präsident Dominique Jordan hob in seiner Eröffnungsrede die großen Leistungen der Apotheker in der Coronavirus-Pandemie hervor, die diese sowohl in den Offizinen als auch in den Krankenhäusern erbracht hätten. Jordan bedankte sich bei ihnen mit den Worten: »Nie zuvor war ich so stolz, ein Apotheker zu sein, wie in den vergangenen sieben Monaten. Ich bin stolz, Ihr Präsident zu sein.«
Der FIP hatte sehr schnell nach dem Beginn der Pandemie eine Leitlinie für Apotheker zum Umgang mit der neuen Situation herausgegeben und diese mittlerweile auch schon einmal aktualisiert. Angesichts der Flut von Fake News rund um das Coronavirus betonte Jordan, dass Apotheken eine verlässliche Informationsquelle für ihre Patienten darstellten und auf diese Weise auch die Fehlanwendung von Arzneimitteln im Zusammenhang mit Covid-19 verhinderten. Beim Thema Impfungen sei die unabhängige und sachliche Aufklärung der Patienten ebenfalls wichtig, um die Akzeptanz dieser Präventionsmaßnahme zu steigern. Und nicht nur das: Auch Apotheker könnten impfen und so dabei helfen, die Impfquoten zu verbessern.
Die Bedrohung durch einen neuen, unbekannten Erreger habe allen vor Augen geführt, wie wichtig die pharmazeutische Forschung sei, so Jordan. »Wir brauchen neue Arznei- und Impfstoffe, die wirksam, bezahlbar und verfügbar sind.« Noch vor einem Jahr hätten Forscher, die an einem Impfstoff gegen SARS- oder MERS-Coronaviren gearbeitet hätten, Schwierigkeiten gehabt, eine Finanzierung zu bekommen. »Wenn wir hier bereits einen Impfstoff gehabt hätten, sähen die Dinge jetzt anders aus«, so der FIP-Präsident.
Ohne die dramatischen Auswirkungen der Pandemie schmälern zu wollen, sei es jedoch auch wichtig, andere Probleme nicht zu vernachlässigen, die bereits vor Covid-19 bestanden hätten – und nicht verschwunden seien. Auch Asthma, die Grippe und HIV forderten jedes Jahr viele Menschenleben. Antibiotikaresistenzen seien nicht weniger geworden. Es sei absehbar, dass sich einige Schwierigkeiten der Gesundheitssysteme aufgrund der sozioökonomischen Folgen der Krise vergrößerten. Zudem seien neue Pandemien möglich. »Apotheker werden in Zukunft mehr denn je gebraucht werden, um Gefahren für die Gesundheit abzuwenden und die Patientensicherheit zu gewährleisten«, sagte Jordan.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.