»Lang lebe die Apotheke« |
Jennifer Evans |
19.09.2022 09:30 Uhr |
Unter der spanischen Sonne Sevillas hat am Sonntag der 80. Kongress des Weltapothekerverbands FIP begonnen. / Foto: PZ/Evans
»Endlich wieder vereint« so begrüßte FIP-Präsident Dominique Jordan am heutigen Sonntag bei der Kongress-Eröffnungsfeier des Weltapothekerverbands FIP – Fédération Internationale Pharmaceutique die Mitglieder. Erstmals nach drei Jahren Pandemiepause kamen sie wieder zusammen und reisten dafür aus rund 97 Ländern ins spanische Sevilla. Dieses Jahr steht der Kongress unter dem Motto »Pharmacy united in the Recovery of Health Care«. Übrigens feiert der FIP zeitgleich seinen 110. Geburtstag.
Jordan leugnete nicht, dass die Covid-19-Krise eine große Last für die Apotheker auf der ganzen Welt bedeutete. Aber die Krise habe eben auch gezeigt, dass der Beruf unverzichtbar sei. »Niemals zuvor haben so viele Regierungen den Beitrag der Apotheken zur Gesundheit der Bevölkerung anerkannt«, sagte er. Das liege unter anderem daran, dass die Pandemie die Schwächen der Gesundheitssysteme gnadenlos aufgedeckt habe. Mit der Coronazeit haben sich Jordan zufolge auch die Prioritäten für den Berufsstand verändert, was der FIP nach eigenen Angaben in seiner neuen Roadmap 2030 berücksichtigt hat, die er am kommenden Mittwoch vorstellen will.
Mittelfristig gelte es, die Politik rund um den Globus davon zu überzeugen, dass Prävention besser als eine Therapie sei und Impfen der zweitwichtigste Beitrag zur Gesundheit der Bevölkerung – gleich nach dem Trinkwasser, so Jordan. »Wir müssen die Gelegenheit nutzen, umfassendere Pläne zu entwickeln, um in Zukunft Gesundheitskrisen besser zu managen«, betonte er. Dabei gehe es nicht allein um weitere Pandemien, sondern vor allem um Probleme, die durch nicht oder oftmals zu spät diagnostizierte Erkrankungen entstehen. Damit meint er Bluthochdruck, Fettleibigkeit, antimikrobielle Resistenz sowie ein schlechter Zugang zu Impfungen.
Laut Jordan impfen Apotheker aktuell inzwischen in mehr als 40 Ländern und Regionen der Welt. Besonders freut er sich darüber, dass seine Kollegen bereits in vielen Bereichen einen großen Beitrag zur weltweiten Gesundheit leisten und zählte einige Beispiele auf:
In Brasilien etwa verschreiben die Apotheker antiretrovirale Medikamente zur Prä- und Postexpositionsprophylaxe bei HIV-Infektionen. In Indien kämpfen die Offizinen gegen die Ausbreitung von Tuberkulose, indem sie Screenings anbieten und falls nötig den Patienten zum Arzt schicken oder anschließend dessen Behandlung weiter beobachten. Im Libanon machen Pharmazeuten auf die Gefahren von Diabetes mellitus aufmerksam. Dazu verteilen sie Informationen, messen Blutzuckerspiegel und überweisen Patienten bei Bedarf weiter. In Südafrika impfen die Apotheker Kinder gegen Poliomyelitis und Masern. Und in der Schweiz haben die Offizinen bereits die Aufgabe, mögliche Darmkrebs-Patienten zu identifizieren, diesen einen Stuhltest mitzugeben und sie später über die Ergebnisse aufzuklären und falls nötig in die Arztpraxis schicken.
Jordans Auffassung nach hat die Pandemie vor allem eins gezeigt: Kooperation ist wichtig, um Lösungen für globale Probleme zu finden. Der FIP will demnach seine Mitglieder mit Rat und Tat unterstützen, den Wandel des Berufs zu voranzutreiben und zu meistern. Mit seinem Einsatz für die Organisation will Jordan seiner Vision von einer Welt, in der jeder Mensch denselben Zugang zu sicheren Arzneimitteln und pharmazeutischer Beratung hat, ein Stückchen näher kommen. Mit den Worten »lang lebe die Apotheke« schloss er seine Eröffnungsrede.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.