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Covid-19

Ein guter Grund mehr, mit dem Rauchen aufzuhören

Eine Übersichtsarbeit aus China kommt zu dem Schluss, dass Rauchen wahrscheinlich das Risiko für einen schweren Verlauf von Covid-19 sowie die Mortalität erhöht. Ein Grund könnten erhöhte ACE2-Spiegel bei Rauchern sein.
Daniela Hüttemann
14.04.2020  14:30 Uhr

»Ein Rauchstopp lohnt sich immer, selbst im hohen Altern«, teilte kürzlich das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) im Hinblick auf die Corona-Pandemie mit. »Denn aktuellen Daten aus China zufolge leiden Patienten, die mit schwerem Covid-19-Krankheitsverlauf ins Krankenhaus kommen, oftmals an Vorerkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen (COPD) und Krebs – alle diese Erkrankungen sind oftmals eine Folge des Rauchens.«

Der Übersichtsarbeit von Constantine I. Vardavas und Katerina Nikitara von der Universität Kreta und der Harvard School für Zahnmedizin in den USA kommen zu dem Schluss, dass Raucher ein um den Faktor 1,4 erhöhtes Risiko für schwere Covid-19-Symptome haben. Das Risiko, auf eine Intensivstation verlegt zu werden, beatmet werden zu müssen oder zu sterben, lag um den Faktor 2,4 höher als für Nichtraucher, schreiben die Autoren im Journal »Tobacco Induced Diseases«. 

Noch sei die Datenlage begrenzt und eine verlässliche Aussage schwierig, schränkt das DKFZ ein. Aber: »Ein solcher Zusammenhang ist plausibel, denn auch bei Infektionen mit dem Grippevirus haben Studien gezeigt, dass Raucher anfälliger für schwerere Krankheitsverläufe sind. Auch ist das Rauchen ein wesentlicher Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, COPD und Krebs, die wiederum mit einem schweren Covid-19-Krankheitsverlauf in Zusammenhang stehen«, so Ute Mons, Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention am DKFZ.

Insbesondere Raucher, die bereits an einer tabakbedingten Folgeerkrankung leiden, sollten die aktuell große Gefahr, sich mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2 zu infizieren, zum Anlass nehmen, mit dem Rauchen aufzuhören. Dazu rät auch die European Respiratory Society. Im Journal der Fachgesellschaft erschien vergangene Woche ein sogenannter Research Letter, der zeigt, dass Raucher und COPD-Patienten eine höhere ACE2-Expression im Lungenepithel zeigen und damit dem Coronavirus eine größere Angriffsfläche bieten. Dies könnte der Grund sein, wieso diese Personengruppen ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe der viralen Lungenkrankheit haben.

Forscher um Dr. Janice Leung von der Universität British Columbia und dem St. Pauls Hospital in Vancouver untersuchten dazu Lungengewebe von 42 Covid-19-Patienten, von denen die Hälfte an COPD litt. Sie fanden bei den COPD-Patienten mehr ACE2-Level als bei  der Vergleichsgruppe, innerhalb dieser aber auch erhöhte Werte bei den Rauchern im Vergleich zu Nichtrauchern und Ex-Rauchern, was sich bei einem Vergleich mit zwei anderen Studiengruppen mit 249 Probanden bestätigte.

Professor Dr. Tobias Welte, Infektiologe bei der European Respiratory Society und einer der Koordinatoren der deutschen Covid-19-Taskforce war nicht an der Studie beteiligt und kommentiert die Ergebnisse wie folgt: »Diese Studie gibt uns interessante Einblicke, warum manche Menschen ein höheres Risiko für schwere Covid-19-Symptome haben als andere. Sie sagt uns aber nicht, ob es möglich ist, die ACE2-Spiegel zu manipulieren, um das Überleben von Covid-19-Patienten zu verbessern oder ob dies einen Unterschied für COPD-Patienten machen würde, die an der Infektion erkranken.«

Hilfe bei der Entwöhnung können in der aktuellen Situation Online-Kurse oder die persönliche Beratung in der Apotheke leisten. 

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