Lunge von Exrauchern erholt sich |
Christina Hohmann-Jeddi |
14.02.2020 14:50 Uhr |
Britische Forscher haben auf genetischer Ebene untersucht, welche Schäden Tabakrauch in Lungenzellen anrichtet. / Foto: Shutterstock/igorstevanovic
Mit dem Rauchen aufzuhören, scheint in der Lunge mehr zu bewirken als weitere Schäden zu vermeiden. Ein Rauchstopp könnte Forschern vom Wellcome Sanger Institut in Hinxton, Großbritannien, zufolge auch dazu führen, dass sich das Lungengewebe aktiv erholt. Das berichtet ein Team um Kenichi Yoshida und Dr. Peter Campbell jetzt im Fachjournal »Nature« (DOI: 10.1038/s41586-020-1961-1).
Um den Effekt des Tabakrauchens auf Lungenepithelzellen auf genetischer Ebene zu untersuchen, hatten die Forscher Biopsien von 16 Personen genommen: drei Kinder, vier erwachsene Allzeit-Nichtraucher, sechs Exraucher und drei aktuelle Raucher. Von 632 Einzelzellen aus den Lungengewebeproben sequenzierten sie das Genom, um einen Datensatz der Mutationen in den einzelnen Zellen zu erhalten.
Es zeigte sich, dass Raucher im Vergleich zu Erwachsenen, die nie geraucht hatten, in neun von zehn Zellen 1000 bis 10.000 zusätzliche Mutationen pro Zelle aufwiesen. Die restlichen 10 Prozent der Zellen war deutlich weniger mit Mutationen belastet und lagen auf dem Mutationsniveau von durchschnittlichen Zellen von Allzeit-Nichtrauchern.
Bei Exrauchern waren diese genetisch gesunden Zellen dagegen viermal häufiger anzutreffen und machten 20 bis 40 Prozent der insgesamt untersuchten Zellen aus, berichtet das Team. Diese Zellen hatten auch längere Telomere, eine Art Schutzkappe an den Enden der Chromosomen, was auf eine geringere Zahl an zurückliegenden Zellteilungen hindeutet. Die Forscher vermuten, dass diese Zellen erst kürzlich aus bis dahin ruhenden Stammzellen hervorgegangen sein könnten. Dies müsste aber noch in weiteren Studien bestätigt werden.
Die Analyse der Mutationen zeigte auch, dass die Zahl der sogenannten Treibermutationen, die zur Krebsentstehung beitragen, mit dem Alter zunahm. Bei den erwachsenen Probanden, die nie geraucht hatten, waren sie in 4 bis 14 Prozent der untersuchten Zellen zu finden. Bei aktuellen Rauchern waren sie in jeder vierten Zelle enthalten. Das entspricht dem hohen Lungenkrebsrisiko, das Raucher haben. Auch Exraucher haben aufgrund der hohen Mutationsbelastung ein hohes Risiko für Lungenkarzinome, das aber nach dem Rauchstopp mit der Zeit abnimmt. Wieso dies so ist, wurde lange nicht verstanden. Die neuen Erkenntnisse liefern nach Meinung der Forscher eine mögliche Erklärung. Nach dem Rauchstopp teilen sich die bis dahin mitotisch inaktiven Zellen, die von den Tabakschäden bislang verschont waren.
»Die aufregende Erkenntnis aus unserer Studie ist, dass es nie zu spät zum Aufhören ist«, sagt Campbell in einer Mitteilung des Instituts. »Einige der Probanden in unserer Untersuchung hatten mehr als 15.000 Päckchen Zigaretten in ihrem Leben geraucht, und einige Jahre nach dem Rauchstopp zeigten viele ihrer Lungenepithelzellen keinen Hinweis mehr auf Tabakschäden.«